Wer hat Angst vor Verginia Wolf ( aus Humor und Satire gelöscht)

4,00 Stern(e) 1 Stimme

Zarathustra

Mitglied
Sprengler der Sieger, - oder keine Angst vor Virginia Wolf –
Eine fast wahre Humoreske aus der Leselupenwelt.

Entscheidet bitte selbst.
Handelt es sich bei meiner Geschichte um eine Tragödie oder um eine Komödie?

Das Leben schreibt Geschichten.
Und zwar die Besten.
Ohne zu fragen werden dazu Personen und Darsteller für
Schauspiele, Komödien und Dramen ausgewählt.

Menschen, die nichts miteinander zu tun haben werden oft in groteske Handlungen verstrickt, - vor unlösbare Probleme gestellt und strampeln sich dann meist ein Leben lang ab um eine brauchbare Lösung zu finden, mit der sie selbst - und besonders die zynischen Kritiker zufrieden sind.
Ein happy End?
Honeymoon and kiss me tight?
Nein, das glaube ich kaum.
Das kommt nur in denn äußerst seltensten Fällen vor.
Eher schon, - heißt es dann:
„und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute ...“

Das Leben schreibt natürlich oft Komödien, aber den Darstellern, wenn sie denn ihren Text, -und die Rolle die ihnen zweifelsohne auf den Leib geschrieben ist – herunterzuspulen haben, kommt dann das Schauspiel meist wie ein fatales Drama oder eine Tragödie mit traurigem Ausgang vor.
(Im letzten Akt sterben sie dann alle)

Das ist meiner Meinung auch der Grund, warum das Leben als Drehbuchautor sehr oft vernichtende Kritiken erhält.
Der gemeine Verriss ist die Regel.
Wie heißt es dann:
Der Hauptdarsteller war total uninspiriert, die Komparsen standen die ganze Zeit neben sich und die und der weibliche Star spielte stundenlang gelangweilt neben ihrer Rolle her.

So – oder anders – könnt ihr es dann lesen!

Zum Trost für alle, die für eine komische Rolle in einem Schauspiel ausgewählt wurden, sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt, dass jeder Mensch

- in den Geschichten des Lebens –

der unangefochtene Hauptdarsteller ist, (eine Rolle die dir niemand streitig macht.)
Angekündigt in Großbuchstaben,
in Neonschrift.
Natürlich seid ihr dann auch den Hyänen und Aasgeiern der Kritikergilde und den meist gelangweilten Zuschauern zum Fraß vorgeworfen.
Panem et circensem; - Brot und Spiele will der gemeine Pöbel; - und nichts anders.
Sterben in Schönheit wie ein Schwan?
Das kannste getrost vergessen.
Action, Spannung, Sex and Crime; -
das ist alles was zählt!

Ihr denkt euch jetzt sicher ich fabuliere, oder mache nur allegorische Andeutungen. Weit gefehlt!
Passt bloß auf, dass ihr nicht so mir- nichts, dir - nichts vom „Leben ge- castet werdet! Das könnte für die meisten von uns fatale Folgen haben!
Schaut euch doch an!
Schonungslos wird die kleinste Schwäche die du bisher vor den anderen verborgen hast, vom Ablauf der Geschichte aufgedeckt.
Als Beispiel deiner bodenlosen Dummheit; – hingestellt als Schauspiel für alle!
Das Leben macht ernst! – Jeder wird zum Charakterdarsteller.

Eine letzte Warnung gebe ich noch.
Lest nicht weiter, wenn ihr nicht wollt, dass euch das Schicksal auserwählt.
Das Leben braucht keinen großen Aufhänger, keine Skandale um eine richtige Story daraus zu machen. Oft genügen schon ein paar banale Worte, - einfach so hingesagt – oder zufällig irgendwo gelesen, um einen richtigen Plot daraus zu machen.

Warum also, sollte es euch anders ergehen, als dem Protagonisten unserer Geschichte:
Vorhang auf, zur Premiere, Kamera läuft:

Ort der Handlung:
Einzimmerappartement München Haidhausen, Max – Weber- Platz.
20:30 Uhr, Freitagabend.

Unser Hauptdarsteller betritt die Bühne, - pardon – das kombinierte Wohn- und Schlafzimmer und lässt sich auf die Couch fallen ...

.... Alexander Sprenger war es gewohnt, ganz oben zu stehen.
Die Pose des Siegers kostete er gerne aus.
Er siegte oft.
Weil er überlegen war.
Und Niederlagen kannte er nicht.

Seine Beziehungen scheiterten,
und zwar nur deshalb, weil andere nicht in der Lage waren,
der zwingenden Logik folgend - seine Rolle so zu nehmen wie sie war:
The Winner takes it all.
Sprengler war Fighter, ein sogenannter Rabe.

Schon sein Vater hatte es ihm gnadenlos eingebläut:
Ein Sprengler fragt nicht lange, er nimmt sich was er will, klaro?

Alexander Sprengers Beziehungen scheiterten also zwangsläufig oft.
Uns wundert es nicht.
Auch Raven A. Sprengler wusste auch warum:
Doch er scherte sich einen Dreck darum.
Sieger gewinnen,
sind dominant.
Das ist ihr Schicksal!
Oder sollen sich die Starken den Schwachen unterordnen?
Ihnen nachwinseln?
Nicht doch! Kusch oder verpiss dich!
Take it or leave it; - Bunny – Baby.

Gute Freunde hatte unser Raven –Champion genügend.
Er sah gut aus.
(Und das war wichtig!)
Blonde Haare,
Gardemass so etwas über einsfünfundachzig und genug Knete.
Aber seit sich seine Eltern geschieden hatten,
versiegte diese Quelle langsam.
Sein Alter musste seiner neuen Tussi ja auch etwas bieten.
Totale Kacke war das.
Zockige Muckefuck!

Frauengeschichten hatte Sprengler kaum.
Wenn, dann nur kurze Affären.
Quickies wie er es nannte!
One night stands.
Zewa wisch und weg! Ha ha!

So musste er niemals befürchten, dass er in etwas reingezogen wurde, das er nicht beabsichtigt hatte.
Vielleicht wollte gerade Sie, nachdem er sie abgeschleppt hatte, am nächsten Morgen sogar mit ihm reden! Tiefe, interessante Gespräche führen; - Quatschen und viel Text machen!
Im stundenlang ein Ohr abkauen, wie er es nannte.
Nein, bei aller Liebe. So einer Wortmaschine, war er nicht gewachsen.

Also, bloß sich nicht zu weit einlassen in eine Beziehung,
keinesfalls in Gefühle machen, Junge!
Da brauchst du dann einen Notausschalter.
So ein rotes, handtellergroßes Ding auf den man in letzter Sekunde draufschlagen kann. Peng!
Und dann? Wenn die Notbremse nicht funktioniert?
Nicht zuhören, - einfach nicht zuhören, wenn Frauen reden, sonst gehst du unter, Kumpel.
Nur keinen Seelenkäse, Freunde!
Und nicht vergessen; - den Ball flach halten!
Notfalls, Hauptsicherung raus, und die Braut in die Wüste schicken!
Habt ihr nun kapiert, wie das läuft, Leute?
Nein? Immer noch nicht?
- dann er klär ich es euch noch mal:

Passt auf, ihr Beziehungsnovizen:
Es gibt zwei unterschiedliche Frauentypen:

Erstens: Kohliesels Töchter; aber die mit der soziologischen Masche!
Die ununterbrochen in Fliesstext geredete Quasselei dieser intellektuellen Frauen, - so ab Ende 30, - war Raven vollends zuwider.
Selbstbewusst tragen sie ihren Kurzhaarschnitt zur Schau, ihre angerauten Haare.
Wie er sie verachtete, diese ungepflegten Zimtzicken mit selbstgestrickten Socken und lila Pluderhosen, - diese totale Verhüllung mit der esoterisch eingefärbten Emanzenburqa; - da wird einem ja schon beim Zuschauen schlecht.
Fehlt nur noch das Patchouliöl aus dem dritte Weltladen e.V.
Eigentlich sind sie ja zum Bemitleiden,
diese Cheerleader für die Vollkornmüslibewegung...

Sex mit diesen frigiden Diplomweltverbesserinnen stellte er sich immer vor wie Behindertensport:
kompliziert,
anstrengend und frustrierend.

Aber das alles waren ja bloß Vermutungen, denn Raven machte um diese Art von Frauen aus gutem Grund einen weiten Bogen.

Dann gab es den zweiten Typ von Frauen,
aber auch davon konnte er auch nur träumen:
(Schade)!
Scheint so,
als seien die immer willigen,
voll geilen Weiber ausgestorben,
oder es hat sie nie gegeben.
(dann hat ihn aber sein Herr Papa sauber belogen).

So blieben also Raven A. Sprengler, nur noch die 0/190er Nummern; ruf mich an!
Das aber wurde dem Sieger allmählich auch zu teuer. Sein Konto jedenfalls hatte er schon bis zum Anschlag überzogen.

So kam es dann auch, dass er die erste Niederlage seines Lebens einstecken musste:

Gestern Abend hat ihm etwas den Rest gegeben.
Hat ihn auf die Bretter geschmissen.
7 – 8 – 9 – 10; aus; technischer k.o.
So spielt nun mal das Leben ....

Eigentlich wollte er ein bisschen im Internet chatten.
Cyberflirting und so. Ein virtueller Aufriss!
(Ein paar Weiber verarschen, versteht ihr?)

Da war er beim Surfen auf ein Posting gestoßen.
In http://www.Leselupe.de! Da gab es nämlich auch ein Erotikforum.
Aber das war Enttäuschung pur.
Nix als Händchenhalten und Bussi Bussi - Dramen!
Überhaupt; die ganze Leselupe war vielleicht ein Cyberspacekaffekränzchen, mein Lieber.
Zuerst war es zum Kaputtlachen.
Gefühlsdusselei bis zum Abwinken.
Da kannst du dir selbst bei 20 Grad unter null die Füße wärmen,
bei soviel Gefühlsschnickschnack und hin- und her Getratsche.
Man kam sich ja nach fünf Minuten Zappen zwischen den Threats vor,
als währe man mitten drin in einen hochgeistigen Emanzenfilm.
Stille Tage in Clichy, die Spitzenklöpplerinnen, the Hours oder sonst was depressives.
Mann o Mann!
Voll fett speckig diese Leute!
Aber dann, wie gesagt
War er auf dieses Posting gestoßen:
Literaturempfehlung; - mein Lieblingsbuch und so.
Virginia Wolf, - empfahl irgendeine dieser Birkenstockemanzen; -
Tolles Buch! – Setzt neue Maßstäbe. Ein absoluter Standard der Literaturgeschichte; - öffnet Türen in neue Gedankenwelten; - macht euch bereit für neue Horizonte ...

Das erinnerte ihn an eine seiner kaputt gegangenen Beziehungen.
(War nicht der Rede wert, der Schmus!)

Irgend eine enttäuschte Verflossene hatte es nicht lassen können und ihm so einen „überaus geistreichen“ Schinken dieser Virgina Wolf zu vererben.
Vergiss es!
Als er sich dann, angewidert von diesem Gesülze über Prosa und Lyrik – und
dem anbiedernden Getue wie:

„gut gelungen, liebe Kaffehausintellektuelle“ – jetzt ist mir klar, was du mit diesem Text ausdrücken wolltest“,

- die Leitung zu diesem pseudointellektuellen Soziologie – Forum kappte, gönnte er sich noch ein paar aufregende aber kostenpflichtige Minuten auf der Hardcorepage.

Aber er konnte sich nicht richtig entspannen!
Was war bloß mit ihm los?
Nix mit
alles roger
in Khambodscha
nix war klar
auf der Andrea Doria;
von
null Problemo
In der Sceno...
gar nicht zu reden.

Es nämlich war volle Panik
auf der Titanic.

... echt total die tote Hose ..

Was sollte Raven jetzt machen:
Nachdenken?
Nein; kannste getrost vergessen; -
diese männerfressende und impotent machende Virginia Wolf ließ ihn einfach nicht mehr in Ruhe.

Dann machte er einen Fehler:
Er kramte das „Vermächtnis seiner „Ex - Tussi“, (einer Ökotante wie aus dem Bilderbuch) unter den Magazinen heraus und blätterte gelangweilt darin herum.

Und dann haute es ihm richtig gehend den Schalter heraus:

Was schrieb diese depressive Virgina Wolf noch mal?

Von Alters her ist bekannt, dass Frauen existieren, Kinder gebären, keine Bärte haben und selten kahl werden. Doch außer in diesen unwichtigen Punkten wissen wir immer noch wenig über sie. (Interessiert uns doch auch nicht). Doch eins ist gewiss: Die Zubereitung von Konfitüren, Eingemachtem, sogar von Kerzen und Seifen beschäftigt die Frauen nicht mehr.

(Soweit kommts noch dachte der Raven der Sieger und riss die Seite aus dem Buch, zerknüllte es und warf sie in den Papierkorb.)

Alexander Sprengler ärgerte sich nur deshalb so sehr über Virginia Wolf, weil er im Geheimen anerkennen musste, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
(Man könnte auch sagen: den Alex mit einer vollen Rechten auf die Kinnspitze!)

Es war tatsächlich ein schwerer Niederschlag, denn die Welt in der er bis heute lebte, gab es nicht mehr. Diese Virginia Wolf hatte sie mit ein paar Worten zerstört.
And the Day after?

Er zweifelte plötzlich an sich!
Würde er in der neuen Welt überhaupt überleben können, würde er weiterhin Raver der Sieger sein?

Ehrlich gesagt, glaube er das nicht.
Sprengler bekam nicht einmal mehr einen hoch, bei dem Gedanken, in einer Welt zu leben wo die Frauen .....

Er jedenfalls war schwer angeschlagen. Der Gedanke, dass ihm einmal eine Frau eine Niederlage beibringen könnte, terrorisierte ihn schon seit Monaten.
Aber jetzt war passiert!
Die meinen es tatsächlich Ernst!
Das ist kein Pillepalle, was die da abziehen!
Kaum zu glauben, aber wahr!

Diese wenigen und belanglosen Worte hatten Raven in die Knie gezwungen.

Er schrie laut auf, denn der Schmerz war unerträglich.
Virginia Wolf!
Diese Frau
war wirklich zum Fürchten;
- geradezu eine Bedrohung.

Bisher war für Sprengler klar, dass Frauen nur darum unglücklich waren, ein unerfülltes Leben hatten und sich zwanghaft emanzipieren wollten, weil ihnen die Anerkennung eines richtigen Mannes fehlte.
Aber welcher Mann gibt sich schon mit einer Emanze ab?
Doch nur Schwächlinge.
Und wenn so eine Möchtegernamazone keinen anständigen Kerl ins Bett bekommt, dann fängt sie an sich Gedanken zu machen.
Aber anstatt sich in Schale zu werfen,
schicke Frisur und knackiger Arsch und so ...
... von der Sorte; natürlich blond ...

Nein, denkste!
Dann machen die Wollpulloverschnucken so richtig was los.
Lesen, bis ihnen die Birne platzt.
Soziologie, Psychologie; - und manche sprechen sogar ein paar Fremdsprachen.

Aber was soll der Zorn?
Ein paar jämmerliche Worte hatten die Mauern seiner Gedankenwelt gesprengt.
Ab diesen Zeitpunkt lebte Alexander Sprengler in der Angst, dass mehr Menschen diese Worte von Virginia Wolf lesen würden und so verstehen könnten wie er.

Und wenn ihr jetzt denkt, dass Raven A. Sprengler nach dem grausigen Abspann aus dem Film – bis weit in den fernen Horizont hinaus – gegangen ist,
wie einst Charlie Chaplin der Tramp,
dann habt ihr euch getäuscht.
Denn Raven kam sich wirklich vor wie der
allerletzte Looser.
 

Silberstreif

Mitglied
hallo Zarathustra

es ist eine Tragödie - eine dieser, die das ach so böse Leben schreibt.

Herrlich umgesetzt (mit klitzekleinen Flüchtigkeitsfehlern), amusant und doch manchmal befremdend, Kopfschütteln hervorrufend.
Das Schlimme ist - Sprengler existiert wirklich! In Zig-facher Kopie. Doch wo sind all diese Häkelpulli-Emanzen? Ich jedenfalls kenne keine.

Danke für die Verwendung meines Lieblingszitats -

schönes WE
 

Kelly Cloud

Mitglied
lustig...

...und spannend geschrieben. das könntes du sogar im forum humor posten.
mach weiter so...denn das leben ist wirklich so witzig und brutal
________________________________________

die besten geschichten schreibt das wahre leben!
 



 
Oben Unten