Wer lieben will, muss leiden

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„Also, was ist, zu dir oder zu mir?,
Er ist frech, dachte sie sich. Aber auch süß und irgendwie witzig. Er gefällt mir.
Hoffentlich sagt sie nicht zu dir, ging es ihm siedend heiß durch den Kopf. Sonst bin ich verloren! Meine Hütte müsste erst einmal gründlich aufgeräumt werden. Das habe ich schon seit drei Wochen nichts mehr dran getan.
„Zu dir“, antwortete sie. „Ich habe gerade Mama zu Besuch. Das passt nicht so richtig. Es sei denn,du brennst darauf, sie kennen zu lernen.“
„Also so eilig habe ich es nicht damit. Es ist nur ...“
„Ja?“
„Also ich muss schnell noch etwas erledigen. Sagen wir so um acht?“ Schaffte er es in zwei Stunden, einen Ort, der aussah wie eine Mülldeponie, in eine ansehnliche Liebeslaube zu verwandeln?
„Gut. Hast du auch eine richtige Küche in deinem Appartement oder nur so eine Studentenkochplatte?“
„Ne“, sagte er: „ich glaub´, ich hab´ schon eine richtige Küche.“ Die Küche, war das nicht der Ort, in dem sich die Müllsäcke und das Geschirr stapelten?
„Du glaubst ...?“ Sie lächelte ihn spöttisch an.
„Naja, irgend so ein dummer Spruch. Klar doch, ich habe eine Küche.“
„Prima, dann koche ich uns etwas Schönes.“
„Oh“, sagte er und fluchte in Gedanken. Mist, jetzt auch noch einkaufen, das schaffe ich nie!
„Das klingt ja nicht gerade begeistert. Was ist, vertraust du meiner Kochkunst so wenig?“
„Doch, schon. Aber ...“
„Du bist pleite, stimmt´s? Aber macht nichts, die Zutaten spendiere ich.“
„Ja genau. Prima“, er atmete erleichtert auf.
„Hast du auch einen Wok?“, fragte sie.
„Ob ich einen Wok habe? Ne, hab´ ich nicht. Ich mache mir meist nur Nudel mit Tomatensoße. Das reicht so um zu überleben.“
„Na dann bringe ich einen mit. Ich koche nämlich leidenschaftlich gern chinesisch, weißt du?“
„Oh“, entfuhr es ihm wieder nur.
„Was ist? Magst du kein chinesisch?“
Ganz deutlich hatte er jetzt eine Szene vor Augen. Als Kind war er damals mit seinem Vater nach China gereist. Sein Vater war ein bekannter Sternekoch, der nicht davor zurückschreckte, auch von dem ekeligsten Zeug zu kosten. Ob es sich um eine geröstete Ameise oder eine Heuschrecke mit Honigglasur handelte, Vater musste sie probieren!
In einem Chinesischen Restaurant waren sie damals vom Küchenchef in die Küche gebeten worden. Dort öffnete er eine Schublade. In dieser Schublade befanden sich zwanzig, dreißig, vielleicht sogar Hunderte von Schlangen – lebende Schlangen! Der Küchenchef bat seinen Vater und ihn, sich aus dieser Lade jeder eine auszusuchen.
Er wollte es nicht. Er wollte nichts von von diesem ekeligen Gewürm essen! Also schüttelte er nur entsetzt den Kopf.

Blitzschnell packte ein Koch in die Lade, packte eine Schlange am Kopf und zog sie aus dem Gewimmel heraus. Der Mann trat ihr mit einem Fuß auf ihre Schwanzspitze und streckte sie. Die Schlange sah jetzt aus wie ein Lineal. Mit einem schnellen Messerschnitt hinter dem Schlangenkopf durchtrennte er die Haut der Schlange. Mit geschicktem Griff ergriff dieser die Hautlappen und häutete das arme Vieh bei lebendigem Leibe.
Er konnte nicht sagen, das dieses Essen ihn damals geschmeckt hatte, aber sein Vater hatte darauf bestanden, das er wzumindest davon kostete. Drei Tage hatte er sich vor lauter Ekel übergeben müssen. Damals glaubte er, nie wieder etwas essen zu können. Auch jetzt, wenn er nur daran dachte, wurde ihm schon wieder speiübel, doch er antwortete: „Doch, chinesisch ist schon o.k..“
 
Hmmmm, wo ist die Pointe? Wo ist generell der Humor?
Der Anfang ist ja nicht so schlecht, aber dann versackt's völlig und kommt zu keinem Ende. Der Anfangsteil ist fast genau so lang, wie die China-Geschichte, die eigentlich nur als Erklärung für seine Abneigung sein sollte. Stimmt vom Verhältnis irgendwie nicht.

Auch sind 3 Wochen nicht aufräumen nicht unbedingt das Zeichen von kompletten Saustall. Wenn würde ich daraus Äonen machen.

Marius
 
T

Thys

Gast
Hallo Jens Stachelbaer,

muss mich leider anschließen. Ich find's weder lustig noch satirisch. Halt, so das übliche Männerwohnungskochproblem garniert mit der China-Geschichte.

Gruß

Thys
 
Antwort

Hallo Thys,

ich habe es Marius auch schon geschrieben; dies ist eine ältere Geschichte aus einer Schreibwerkstatt, in der wir dreißig Minuten Zeit hatten, uns eine makabere Geschichte einfallen zu lassen. Ich werde deshalb nicht mehr groß am Text herumbasteln.

Es war für mich auch mehr ein Test, wie ich hier in der Leselupe einen Text eistelle (und natürlich auch die Reaktion darauf). Alles habe ich, ehrlich gesagt, hier noch nicht kapiert. Aber ich hoffe, ich schaffe das eines Tages.

Trotzdem Danke für Deine ehrliche Antwort.

m.l.G.
Jens
 

Clara

Mitglied
Hallo Jens
auch wenn der Text noch Werkstattallüren hat,
so sind Werkstatttexte doch häufig unverkrampft angefangen und beinhalten manchmal ein Kernchen Wahrheit, einen Impuls
den man durchaus auch ausarbeiten kann.

du hast einen so netten und typischen Titel gewählt
und, er passt so wunderbar auch zu den vielen Scheidungen
denn gerade in der Kennenlernphase nimmt man auch manches in Kauf, was von der Mücke sich dann irgendwann zu einem Elefanten aufbläst-
diese Steigerung - zum Elefanten - über ein kleines Detail welches der Verliebte grosszügig übersehen hat, ich könnte mir schon vorstellen, dass das gut satirisch oder humorvoll herübergebracht werden könnte.

Dass ihm heute es peinlich ist, eine zugemüllte Wohnung zu haben, nicht aufgeräumt zu haben, wird später zur Gewöhnung- zur Selbstverständlichkeit - ich möchte ihre Schnute sehen, wie sie nach Jahren damit umgeht z.B. (Am Anfang war es noch peinlich) Grins - naja Dein Text ist zumindest animierend weiter über eine solche Situation und ihre Folgen weiterzudenken.
 
Hallo Clara,

Danke für Deine Antwort. Ja, in der Tat, das steckt auch in der Geschichte drin. Aber so weit habe ich damals nicht gedacht.

Ich kenne tatsächlich einige Leute, in deren Wohnung es aussieht wie in einem Handgranatenwurfstand, die eben keinen großen Wert auf Ordnung leben. Ich habe lange gebraucht, um das zu akzeptieren.

Was ich aber vor allem zum Ausdruck bringen wollte, war meine Abneigung gegen die chinesische Küche - was aber nicht heißt, dass jetzt niemand mehr Chinesisch essen soll!

m-l.G. Jens
 



 
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