Werner - ein Brief an unsern sehr verehrten Bundeskanzler W. Faymann

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charlykappel

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Werner, Werner, Werner, wie soll ich es dir nur schreiben? Es ist gar nicht so einfach einen Anfang zu finden, ohne dich zu verletzten. Es geht dir gut, mir nicht so besonders, ich bemühe mich meinen Kopf über Wasser zu halten, aber tagaus, tagein wird es schwieriger, mit meinen müden Beinen, noch soviel zu strampeln, dass ich nicht untergehe.
Der Pöbel hält nicht besonders viel von dir, dass tut mir wirklich leid, denn dieser Pöbel, diese arbeitende Bevölkerung, die sich um ihr tägliches Brot ab kämpfen muss, weiß nicht, was alles du für sie getan hast.
Werner, du und ich, wir waren immer Schulter an Schulter, schon damals in unserer Jugendzeit, und heute ist es doch das Wichtigste, dass wir hier, du und ich, der, der es geschafft hat, und ich, der noch immer arbeiten gehen muss um überleben zu können, dass wir hier, dass wir hier an unserer gemeinsamen Quelle unserer Kraft sind, diese Partei, die uns soviel gegeben hat und immer noch gibt. Dir im besonderen, mich hat sie ja vergessen, aber gerade daraus müssen wir die Kraft nehmen, unsere ausgebrannten, im ganz besonderen meine ausgebrannten, Batterien wieder aufzuladen, denn ein jeder muss für sein Land tun, was er kann, und du kannst viel tun.
Und du hast viel getan, durch die Macht die du besitzt und nur du kannst dich diesen Pöbel entgegenstellen, diesen Verbrechern, die deine Integrität nicht anerkennen wollen. Nur du kannst dafür sorgen, dass, wenn es vollbracht werden sollte, dass wir dafür Sorge tragen müssen, dass es in Stein gehauen wird, und das dieser Stein, ein Stein vom Ende sein möge. Sorge dafür, dass es uns besser geht als bisher, du, der Hüter der Sozialistischen Partei, der sich um unsere Zukunft sorgt und alles unternimmt, dass wir ein gutes, und vor allem ein glückliches Leben haben. Du sorgst dich so viel um uns, dass du uns die Pensionen gekürzt hast, dass der Reallohnverlust schon im zweistelligen Bereich ist, dass wir nicht mehr zum Arzt gehen können, und wenn doch, dass wir uns die Medikamente nicht mehr leisten können.
Werner, Werner, dass hast du gut gemacht! Nur der Pöbel erkennt deine Verdienste nicht an. Das ist aber gar nicht schade, denn wer kümmert sich schon um diesen Abschaum, diesen Pöbel, der sowieso nicht zur Wahl geht. Wir, wir die wir die Sozialistische Partei sind, müssen dafür sorgen, dass die Großgrundbesitzer, die Industriellen, die Banken, kurz gesagt, dass die, die die Wirtschaft vorantreiben, dass es ihnen gut geht, dass deren Reichtum geschützt und ihr Profit gewährleistet wird. Ich hoffe, lieber Werner, du verstehst mich. Der Pöbel befindet sich zur Zeit in einer Art Notwehr, und du weißt ja, auch aus unserer gemeinsamen Zeit, Not kennt kein Gebot. Der Pöbel, dieser Abschaum, fühlt sich bedroht, und wer um sein höchstes kämpft, dieser Pöbel kämpft um sein höchstes, darf nur an eines denken, er muss so wie ich denken und fühlen, nämlich schlicht und einfach nur durchzukommen. So wie du, lieber Werner, so kämpfe auch ich um die Früchte unserer friedlichen Arbeit, um das Erbe einer großen, einer gemeinsamen Vergangenheit und um eine neue, eine bessere Zukunft.
Vae victis – wäre dem Besiegten.
Werner, Werner, was immer wir getan haben, wir haben gesiegt. Die Sozialistische Partei steht an der Spitze, ganz oben und sieht herab auf den Pöbel, auf die Masse der arbeitenden Bevölkerung. Hinter unserer Bewegung stehen die Mächtigen, diejenigen die die Räder laufen lassen, sie in Bewegung halten. Wir haben viel erreicht, aber noch vieles liegt vor uns. Wir sollten etwas ändern, aber wir können nichts ändern, denn wie alle Welt muss auch die Sozialistische Partei Kompromisse schließen. Unser einziger Trost soll sein, dass wir niemanden ins Verderben gestürzt haben. So hoffe ich jedenfalls. Wer kümmert sich schon um die Versager, um die, die sowieso auf der Strecke bleiben? Wir nicht! Wir müssen uns um das Ganze kümmern und nicht um den Einzelnen. Niemand kann behaupten, dass wir uns nicht bemüht hätten, aber bis jetzt ist es keinem, auch uns nicht, gelungen der Menschheit die Geschicke der Vernunft unterzuordnen. Was haben wir uns abgerackert, was haben wir uns bemüht, aber es sollte nicht sein. Das liegt daran, dass wir Menschen sind und deshalb auch menschlich reagieren, auch wenn das vom Pöbel angezweifelt wird, wir haben es nicht geschafft, unser körperloses und geistiges Leben rational zu gestalten. Der Pöbel ist unser größtes Hindernis. Aber dieser Pöbel, dass sind doch keine Menschen! Sieh sie dir doch an! Kein Mensch würde so leben wie dieser Pöbel. Lieber Werner, glaube es mir, täglich habe ich Kontakt mit diesem Abschaum, ich weiß wovon ich schreibe. Kein Mensch könnte es in so einem Dreck und Elend aushalten. Du bist einfach viel zu gut zu diesen Leuten. Nimm dir keine Zeit für diesen Pöbel, diese Klasse der Arbeitnehmer, der Arbeitslosen und der Sozialschmarotzer. Die haben es nicht anders verdient als in diesen Dreck zu leben. Sollen sie doch arbeiten gehen, Überstunden machen, etwas schaffen. Du sollst das Vorbild sein, du hast es geschafft, lieber Werner, und darauf bin ich ganz besonders stolz. Einer von uns – ganz oben. Wir denken oft an dich, damals als du noch einer von uns warst, ganz unten, an der Basis, ganz jung. Schon damals war es uns ganz klar, der wird es zu etwas bringen! Und recht haben wir behalten. Du hast es zu etwas gebracht. Du bist immer noch der Intelligenteste von uns allen. Ich bin auch nicht gerade unintelligent, aber ich habe es trotzdem nicht geschafft, was ich auch tat, es ging daneben. Du hattest gute Freunde, die haben dir geholfen, ich hatte keine solche Freunde, deshalb bin ich noch immer da, wo ich einmal war. Ja, es stimmt schon, die Intelligenz kann der Untergang der menschlichen Existenz sein. Heute bin ich ein Doktor und arbeitslos, du, kein Promovierter, ohne Abschluss bist ganz oben.
Werner, Werner, wohin gehen wir? Die Arbeitslosen gehen mir auf die Nerven, dass kann ich dir schreiben. Wenn ich so eine Schulung vom Arbeitsamt mache, nur keine angst lieber Werner, ich erzähle niemanden, dass wir uns kennen und das wir Freunde sind. Und wie sie grinsen, wenn sie hören, dass ich ein promovierter Philosoph bin. Da hast du es besser, du hast ja keinen Abschluss, da könnten sie nicht grinsen und sich gar freuen, diese Hilfsarbeiter, Fensterputzer, Straßenkehrer, Mechaniker und was sonst noch so alles arbeitslos ist. Alles nur Sozialschmarotzer! Arbeitsloses Gesindel, das nur unsere Errungenschaften ausnutzen möchte. Manchmal bereue ich es Philosoph zu sein. Die Philosophie arbeitet viel zu mechanisch. Sie beschränkt sich auf die reine Analyse und übersieht in ihrem Hochmut die Quelle aller Wissenschaft, den Ursprung aller Leiden.
Was sollen wir nur tun, lieber Werner? Wir müssen etwas tun, denn die Philosophie alleine kann keinen Segen stiften, solange sie die Seele des Menschen nicht erreicht. Es ist so wie mit der Partei, sie muss die Seelen der Menschen erreichen und auf ein Feld fallen, wo sie auch wachsen kann. Wir müssen vorwärts kommen, geradlinig, ohne Umwege. Es geht uns überhaupt nicht darum, dass wir ergründen können, sollten wir es überhaupt wollen, ob wir eine absolute vollkommene Gesellschaft schaffen können, darum geht es überhaupt nicht. Es geht ganz einfach darum, ob wir auf unserem Weg überhaupt vorwärtsschreiten können.
Lieber Werner, ich hoffe, wir können es. Es wäre an der Zeit. Wenn wir zurückschauen, was sehen wir? Wir sehen die Vergangenheit, die nicht immer glorreich war, aber sie lehrt uns doch, wenn auch nicht ohne Kämpfe, dass Recht und Unrecht sich manchmal kaum noch unterscheiden lassen. Was haben wir doch für Kämpfe gehabt, was für Kämpfe haben wir angenommen. Du, weniger, du warst unabkömmlich, aber ich, wir, die Genossen von der Basis, wir haben gekämpft. Was hat es uns gelehrt? Dass das politische und das historische Recht oft genug gleichbedeutend ist mit dem Unglück von Millionen.
Ja, Werner, du hast es geschafft. Während wir gekämpft haben, unsere Häde schmutzig gemacht haben, gelitten haben, unser Blut auf dem dreckigen Boden verspritzt haben, da warst du unabkömmlich, du warst bei irgendwelchen Sitzungen, wo immer nur gesprochen, gesoffen und gefressen wurde. Wir haben gehungert, wir haben gefroren, wir haben gezittert. Aber ich weiß schon – der Kampf um die Spitze ist mörderisch. Nur die Spitze zählt. Und an der Spitze zu sein, bedeutet das Leben genießen: Luxus, Reichtum, Frauen. Du hast das alles erreicht, dazu beglückwünsche ich dich. Wir, die diesen Weg für dich freigemacht haben, die hast du heute schon wieder vergessen. Heute hast du andere Freunde. Freunde, die wie du an der Spitze stehen, und Leute wie du, die einsam sind. Wer an der Spitze steht ist einsam, obwohl er von vielen Leuten umgeben ist, ist er einsam. Du musst alleine kämpfen, es ist dein eigener, dein alleiniger Kampf um die Spitze. Du hast alles was ein Mann sich nur wünschen kann: Reichtum, Luxus, Frauen. Ich habe nichts, ich bin arbeitslos, aber ich gehöre zu diesen Leuten, die sich immer noch im Spiegel betrachten können. Kannst du das auch? Und wenn du es kannst, was kannst du sehen? Kannst du dir selber in die Augen schauen? Oder bist du zornig auf den Spiegel, der nur dein Bild zurückgibt?
Goethe schrieb sein „Venezianischen Epigrammen“; Thomas Paine arbeitete an seinem „Das Zeitalter der Vernunft“; Schleiermacher schrieb „Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern“; Novalis schrieb sein „Theodicee“; Edward Gibbon „Verfall und Sturz des Römischen Reiches“. Richard Weston „Apologien“ versuchte Gibbon und Pain zu widerlegen.
Es wurden physikalische, chemische, biologische Entdeckungen gemacht, soziologische Prinzipien gefunden. Neue wissenschaftliche Heilmethoden wurden gefunden und ausprobiert. Philosophierende Staatsmänner, gierige Geschäftemacher, Wissenschaftler, Künstler, Bauern alle leben zusammen auf engen Raum, Gescheite und Dumme. Sie lieben und sie hassen sich. Sie führen Kriege, schlossen Verträge, brachen sie, und führten neue Kriege. Die wenigen Gescheiten drängen vorwärts, die ungeheure Zahl der anderen halten sie zurück. Und trotzdem kommen wir vorwärts.
Karl Marx schrieb sein „Kapital“, dann kam Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, beide wurden ermordet, nur deshalb weil sie Gerechtigkeit wollten. Nelson Mandela saß mehr als zwanzig Jahre in Haft. Und warum das nur: wegen der Freiheit. Und ich – ich sitze hier und schreibe an diesen Brief.
Diese Republik kotzt mich an! Sie ist durch und durch korrupt.
Wer sich aufgibt und sich ganz anpasst, den haut das Schicksal auf den Kopf, der verliert sich selber. Man darf die Kanten nicht brechen wollen, man muss versuchen zu biegen und zu runden, die Welt und sich selber. Da gibt es kein halten mehr. Und trotzdem haben wir eine Schritt vorwärts getan. Aber jetzt, wirft uns diese korrupte Republik zurück. Lass uns nicht zurück schreiten, lass uns vorwärtsgehen. Mach den Weg frei. Du hast die Macht! Den Mächtigen wird der Arsch geleckt und den Schwachen wird in den Arsch getreten.
Deine Freiheit ist nicht die meine. Nicht in der Freiheit der Brüder besteht die Welt, sondern aus Gerechtigkeit, die aus unabhängiger Wahrheit kommt. Nicht die Gefangenen erkämpfen die Freiheit, und auch bist du es nicht, der die Gerechtigkeit erteilt. Ich komme mir vor wie Don Quijote, obwohl ich Don Carlos heiße, reite auch ich gegen Windmühlen, nur meine Windmühlen sind nichts anderes als diese verkommene Politik. Mir geht es nicht um den Sieg, mir geht es um den Kampf. Ich bin der ewige Kämpfer. In mir steckt ein Stück von Don Quijote. In mir brennt die Gier, für die Gerechtigkeit zu kämpfen. Wo ich ein Unrecht finde, da muss ich zuschlagen. Ich sehe es nicht ein, dass Gerechtigkeit ein blaues Ziel, ein Ideal ist, unerreichbar. Gerechtigkeit muss es für alle geben, nicht nur erkämpft mit Faustrecht, sondern mit Überlegung und den Gesetzen.
In meinem Kampf, den ich jetzt führe, werde ich der Unterlegene sein, aber ein Gutes hat das ganze: vielleicht habe ich doch Glück und ich finde meine Dulcinea, so wie Don Quijote sie gefunden hat, kann auch Don Carlos sie finden.
Tu l'as dans le cul – du bist am Arsch.
 
D

Dominik Klama

Gast
Tun wir doch einfach mal so, als wäre diese „Satire“ von einem Wirtschaftsredakteur der FAZ oder „Welt“ verfasst worden oder käme von einem Mitglied des rechten Flügels der CSU oder FDP. Und dieser Verfasser wollte nun die Haltlosigkeit und geistige Verwirrtheit der ewigen Nörgler und der Kritiker an der herrschenden deutschen Mainstream-Politik vorführen.

Dazu erfindet er sich einen Menschen, ein angeblich einstiger Weggefährte des Kanzlers (Kanzlerin ist ja die aus dem Osten kommende Frau Merkel, aber im Sinne unseres Schreibers wäre wohl durchaus auch ein der „Sozialdemokratischen“ Partei entstammender Kanzler Steinmeier oder Steinbrück, welche zwar nicht aus dem Osten kommen, es ist aber ja alles ein und dasselbe, also könnte es genauso gut ein Kanzler Thierse sein - oder, wer weiß, sogar Gysi), welcher diesem Kanzler "Werner Faymann" und seiner „Sozialistischen Partei“ einen Brief schreibt, in dem steht, der einstige Kamerad habe alle seine früheren Ideale und Ziele verraten, um nunmehr die Fettlebe der Macht auszukosten und dafür Sorge zu tragen, dass der einfache, anständige deutsche Mensch immer noch mehr von den Bonzen ausgeplündert und geknechtet werden kann.

So aber, sagt dieser ausgedachte Briefschreiber anfänglich, gehöre es sich auch, das sei letztlich doch grandios. In diesem - schwer zu glaubenden - Zynismus sollte vermutlich das „Satirische“ des Briefes liegen. Da nun aber die darunter versteckte, tatsächlich beabsichtigte Satire zum Ausdruck bringen soll, dass derlei Kritikaster abgewirtschaftete, hirnlose Dampfplauderer sind, auf deren Spinnerei kein Mensch bei Troste irgendwas gibt, lässt unser regierungstreuer Autor seine Figur im Verlauf des Texts einen Argumentationsschwenker machen. Am Ende ist der Kanzler doch nicht der zu beglückwünschende Heros, sondern er ist ein Drecksack, dem, aus welchen Gründen auch immer, prophezeit wird, er sei bzw. werde demnächst „am Arsch“ sein.


Wie schafft es nun unser Mainstream-Satiriker, oppositionelle Stimmen als durchblicklose Schwafler zu diskreditieren?



Er lässt sie sich als Volksfreunde gerieren, im selben Atemzug sich aber als elitäre Aristokraten demaskieren, die mit Herablassung auf den „einfachen“ Mann schauen.


> „Während wir gekämpft haben, unsere Häde schmutzig gemacht haben, gelitten haben, unser Blut auf dem dreckigen Boden verspritzt haben, da warst du unabkömmlich, du warst bei irgendwelchen Sitzungen...“

> „...dieser Pöbel kämpft um sein höchstes, darf nur an eines denken, er muss so wie ich denken und fühlen, nämlich schlicht und einfach nur durchzukommen.“

> „Die Arbeitslosen gehen mir auf die Nerven, dass kann ich dir schreiben. Wenn ich so eine Schulung vom Arbeitsamt mache...“

> „...Pöbel, der sowieso nicht zur Wahl geht.“

> „...du hast ja keinen Abschluss...“


Mit ihrem Rang als fertig studierte Geisteswissenschaftler lässt er sie renommieren. Dabei schreiben aber gerade sie, die doch wenigstens das - Schreiben - können müssten, auffällig schlampig.


> „Es ist gar nicht so einfach einen Anfang zu finden, ohne dich zu verletzten.“

> „...bis jetzt ist es keinem, auch uns nicht, gelungen der Menschheit die Geschicke der Vernunft unterzuordnen.“

> „Nur du kannst dafür sorgen, dass, wenn es vollbracht werden sollte, dass wir dafür Sorge tragen müssen, dass es in Stein gehauen wird, und das dieser Stein, ein Stein vom Ende sein möge.“


Ihre „Philosophie“ erschöpft sich in Plattitüden.


> „Wir haben viel erreicht, aber noch vieles liegt vor uns.“

> „Vae victis – wäre dem Besiegten.“

> „Goethe schrieb sein „Venezianischen Epigrammen“; Thomas Paine arbeitete an seinem „Das Zeitalter der Vernunft“; Schleiermacher schrieb „Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern“; Novalis schrieb sein „Theodicee“; Edward Gibbon „Verfall und Sturz des Römischen Reiches“. Richard Weston „Apologien“ versuchte Gibbon und Pain zu widerlegen.“

> „Mir geht es nicht um den Sieg, mir geht es um den Kampf. Ich bin der ewige Kämpfer. In mir steckt ein Stück von Don Quijote. In mir brennt die Gier, für die Gerechtigkeit zu kämpfen.“

> „Man darf die Kanten nicht brechen wollen, man muss versuchen zu biegen und zu runden...“


Er lässt sie Faulheit und Luxussucht der Mächtigen anprangern. Liefert uns nebenbei aber auch den Hinweis, dass sein Satiriker selbst ganz gern in trägem Luxus existieren würde, wenn er nur könnte.


> „...bei irgendwelchen Sitzungen, wo immer nur gesprochen, gesoffen und gefressen wurde.“

> „...und ich, der noch immer arbeiten gehen muss um überleben zu können...“

> „Du hast alles was ein Mann sich nur wünschen kann: Reichtum, Luxus, Frauen. Ich habe nichts, ich bin arbeitslos, aber ich gehöre zu diesen Leuten, die sich immer noch im Spiegel betrachten können.“

> „Und an der Spitze zu sein, bedeutet das Leben genießen: Luxus, Reichtum, Frauen.“

> „Sollen sie doch arbeiten gehen, Überstunden machen, etwas schaffen.“


Er lässt sie auf geradezu anachronistische Weise von jedem einzelnen Deutschen den unermüdlichen Dienst fürs Gedeihen der Volksgemeinschaft verlangen, hat dabei aber wenig Lust auf wirkliche Kontakte mit diesem Volk.


> „...ein jeder muss für sein Land tun, was er kann...“

> „Philosophierende Staatsmänner, gierige Geschäftemacher, Wissenschaftler, Künstler, Bauern alle leben zusammen auf engen Raum, Gescheite und Dumme.“

> „Und wie sie grinsen, wenn sie hören, dass ich ein promovierter Philosoph bin.“


Er rührt allerlei überkommene Gedankengebäude, die sich eher eigentlich auszuschließen scheinen, zum pathetischen Rührei zusammen. Das mit nichts andeutet, wo es nun hingehen sollte, was seitens der Regierenden besser wäre als ihr Bisheriges. So halbwegs sozialistisch, volksgemeinschaftlich und klassisch-idealistisch-philosophisch sollte es schon zugehen. Aber wo jetzt der Hartz-IV-Satz liegen oder wo genau welche Art von Müllverbrennungsanlage hin gebaut werden soll, das sind Fragen, um die sich nicht Philosophen, sondern korrupte Politiker zu kümmern haben.


> „Diese Republik kotzt mich an! Sie ist durch und durch korrupt.“

> „Gerechtigkeit muss es für alle geben, nicht nur erkämpft mit Faustrecht, sondern mit Überlegung und den Gesetzen.“

> „So wie du, lieber Werner, so kämpfe auch ich um die Früchte unserer friedlichen Arbeit, um das Erbe einer großen, einer gemeinsamen Vergangenheit und um eine neue, eine bessere Zukunft.“

> „Die Philosophie arbeitet viel zu mechanisch. Sie beschränkt sich auf die reine Analyse und übersieht in ihrem Hochmut die Quelle aller Wissenschaft, den Ursprung aller Leiden.“

> „...die Philosophie alleine kann keinen Segen stiften, solange sie die Seele des Menschen nicht erreicht.“

> „Karl Marx schrieb sein „Kapital“, dann kam Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, beide wurden ermordet, nur deshalb weil sie Gerechtigkeit wollten.“

> „Nicht in der Freiheit der Brüder besteht die Welt, sondern aus Gerechtigkeit, die aus unabhängiger Wahrheit kommt.“


Er lässt den Briefschreiber einen Verlierer sein, der sein Versagen mit Selbstmitleid zukleistert. Andere tragen Verantwortung und sind korrupt, er hat nichts zu melden, aber ist schuldlos, auch an der eigenen Ohnmacht.


> „Den Mächtigen wird der Arsch geleckt und den Schwachen wird in den Arsch getreten.“

> „Ich bin auch nicht gerade unintelligent, aber ich habe es trotzdem nicht geschafft, was ich auch tat, es ging daneben.“

> „...ich hatte keine solche Freunde, deshalb bin ich noch immer da, wo ich einmal war.“

> „...diese Partei, die uns soviel gegeben hat und immer noch gibt. Dir im besonderen, mich hat sie ja vergessen...“

> „Heute bin ich ein Doktor und arbeitslos, du, kein Promovierter, ohne Abschluss bist ganz oben.“

> „Wer kümmert sich schon um die Versager, um die, die sowieso auf der Strecke bleiben? Wir nicht! Wir müssen uns um das Ganze kümmern und nicht um den Einzelnen.“


Mit so einer Satire ist es aber leider stets dasselbe Problem. Satire will von Natur aus zerstören. Satire ist destruktiv, böse ätzend. Allerdings will sie das Herrschende verätzen, nicht dessen Gegner. Gehen jetzt aber solche Regierungsparteigänger und rechtsliberalen Wirtschaftsdenker hin, um eine Satire auf ihre Kritiker zu schreiben, Herrschende also eine auf Beherrschte, denen das Beherrschtwerden nicht ganz genehm ist, gibt es dafür zwar schon auch ein applaudierendes Publikum, das ist aber nur das eigene Lager. Was nicht im Sinne von Satire ist, denn eigentlich will Satire neue Ideen aufwecken statt alte abnicken.

Und vor allem ist es alles andere als witzig oder gar komisch. Es langweilt auf eine angestrengte Weise. Was auch dieser Text tut.
 

FrankK

Mitglied
Hallo charlykappel,
Hallo Dominik

Werner Faymann (* 1960), österreichischer Bundeskanzler und Bundesparteivorsitzender der SPÖ
Vielleicht auch deshalb die Schwierigkeit, dass der Humor hier nicht zündet.

Als Brief von einem Parteigenossen an seinen Vorsitzenden gedacht, fehlt mir (und vermutlich auch einigen anderen) das nötige Hintergrundwissen um die politische Lage im Alpenländle sowie in der SPÖ.

Schade, viel Arbeit, wenig Erfolg.


Aufmunternde Grüße aus Westfalen
Frank
 
D

Dominik Klama

Gast
Peinlich, peinlich. I stand accused.

Eigentlich dachte ich mir ja sogar, dass dieser Name Werner Faynmann so nicht-ausdenkensmöglich ist, dass es irgendwo wirklich einen Politiker dieses Namens geben könnte. Und dass ich das auf jeden Fall vor dem endgültigen Posten noch im Internet zu checken hätte. Aber dann ging es mal wieder viel, viel zu lang, alle diese Zitate rauszusuchen und zu arrangieren, und ich hatte einfach keine Lust mehr und wollte das Ding bloß noch weg haben.

Ja, Leut, so sieht's aus: Ich verfolge mittlerweile die politische Berichterstattung so löcherig, dass ich nicht mal mehr weiß, wer Österreich gerade regiert. (Kann man die Meinungen so eines Menschen ernst nehmen, das dürft ihr euch schon fragen.) By the way: Wir wissen ja alle, wer gerade Schweizer Bundespräsident ist und wie viele Bundesratsposten die SVP mittlerweile gemäß der "Zauberformel" in Beschlag nehmen darf. Ich nicht, hahaha.

Ich hatte mich von vornherein halt sehr eingeengt in meinem Denken, indem ich annahm, dass sei wieder so ein typischer Besser-Ossi-Text.

Die Sozialisten in Österreich? Nu ja. Die werden bestimmt auch so total links und unerschrocken Big-Company-fern sein wie die deutschen Sozialdemokraten. (Oder die deutschen Bundespräsidenten.)

Was ich eigentlich andeuten wollte: An sich teile ich ja sogar die Weltsicht dieses Autors. Aber derart beleidigte Leberwurst, endlos populistische Suada, darf man das nun mal nicht zum Besten geben. (Die Österreicher scheinen echt diesen Hang zum Aufhäufen von Wörtergebirgen mit pauschalisierender Rhetorik zu haben. Ich les ja immer Bernhard. Und die Tage las ich mal wieder eine Arbeit einer LL-Dame aus Österreich, die sich verbal ausfühlich in ihrer Seelenhaftigkeit erging.)
 



 
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