Wie die Maus Kassandra zu ihrem Namen kam

5,00 Stern(e) 1 Stimme
Wie die Maus Kassandra zu ihrem Namen kam. Eine Überarbeitung

Allmählich neigte der Sommer sich seinem Ende zu. Die Felder waren abgeerntet und das Laub der Bäume färbte sich bunt. Die ersten Singvögel sammelten sich um in den warmen Süden aufzubrechen. Die Störche waren schon dorthin unterwegs, und in der Nacht hörte man die Wildgänse rufen. Mild schien tagsüber die Sonne vom blauen Himmel. Des nachts wurde es schon empfindlich kühl. Frühmorgens waren Wiesen, Bäume und Sträucher von Raureif überzogen. Viele kunstvoll gewebte Spinnennetze zierten die Sträucher. Sie glitzerten in der Morgensonne wie aneinandergereihte Diamanten. Viele Tiere in Wald und Feld fingen an sich Vorräte für den langen Winter zuzulegen. So auch eine Feldmausfamilie.
Alle mussten mit anfassen denn so eine Mäusefamilie war groß. Der Winter konnte bitterkalt und sehr lang werden, vor allem, wenn es nicht genug zu essen gab. Selbst die Kleinsten waren fleißig, obschon ihnen das Spielen und Umhertollen natürlich besser gefiel. „Ihr habt im Winter noch genug Zeit zum Spielen,“ sagte die Mutter mahnend, „die Vorräte sind für uns alle überlebenswichtig.“ Unermüdlich sammelten sie Körner, Nüsse und Sämereien für ihre Vorratskammern tief unten in der Erde.

Am Abend wenn die Arbeit getan war, saß die Familie zusammen und machte es sich gemütlich. Stürmte es draußen mal richtig wurde es besonders kuschelig in ihrem Bau. Dies war heute so ein Abend. Schon morgens sah man, dass das Wetter umschlagen würde. Die Sonne ließ sich kaum blicken. Es wurde zusehends grauer, und Wolkenfetzen jagten über den Himmel. Jetzt hatte zu regnen begonnen. Sie hörten das Prasseln bis hinunter in den Bau. Heulend pfiff der Wind durch das Gestrüpp in ihrem Knick Ungeduldig warteten die Mäusekinder auf ihre Großmutter. Wo blieb sie nur? Sie war die einzige die an diesem Abend noch fehlte. Die Kleinen liebten sie über alles. Sie war nicht nur eine liebe Oma, sondern konnte auch wunderbare Geschichten erzählen. Nie ließ sie sich lange von den Kindern bitten, und auch die Erwachsenen hörten ihr gern zu.
Plötzlich hörten sie ein Geräusch im Gang. Das musste sie sein. Tatsächlich, aber wie sah sie aus? Pitschnass und abgehetzt stand die Großmutter vor ihnen. Alle wollten sofort wissen was passiert war. „Mann Leute,“ begann diese völlig außer Atem zu erzählen, „bin ich vielleicht geflitzt. Habe auf dem Weg nach Hause einige Leckereien für unsere Vorratskammern aufgestöbert, als es anfing zu regnen. Plötzlich lief ich einem unserer ärgsten Feinde, einer elenden Katze, fast in die Arme. Dieses Biest hat mich fast erwischt. Ich musste einen Umweg laufen damit sie nicht herausbekommt wo wir wohnen.“ Sie schüttelte ihr Fell, dass die Wassertropfen nur so flogen und setzte sich in die Mitte der Familie, die sich von dem anfänglichen Schrecken wieder erholt hatte. „Dann hast du ja ein richtiges Abenteuer erlebt,“ rief eine der kleinen Mäuse. „Das stimmt,“ sagte die Großmutter, „doch habe ich euch schon mal von dem größten Abenteuer meines Lebens erzählt?“ Und während sie mit der Geschichte anfing wurde es ganz still. Groß und Klein hingen wie gebannt an ihren Lippen.

„Vor langer Zeit, eure Eltern waren ungefähr so alt wie ihr heute, da hat sich etwas ungeheures ereignet. Ich erlebte etwas von dem noch lange gesprochen werden sollte.
Alle Mitglieder unserer Familie waren den ganzen Sommer über damit beschäftigt Vorräte zu sammeln. Ihr wisst wie viel Arbeit das bedeutet wenn die Familie so groß ist wie unsere. Alle wollen täglich satt werden. Ist der Winter lang und streng, kann es mit dem Essen manchmal ganz schön knapp werden. Wie soll man in dieser eisigen Zeit an Nahrung kommen, in der hartgefrorenen Erde wächst ja nichts.
Eines Tages, der Winter wollte einfach kein Ende nehmen, tagte der Familienrat. Die Kontrolle der Vorräte hatte ergeben, dass sie nicht mehr allzu lange reichen würden. Eigentlich hätte der Frühling schon seinen Einzug halten müssen, aber er schien sich in diesem Jahr Zeit zu lassen. Zwar strahlte die Sonne am Tage manchmal recht warm vom Himmel, aber die Nächte waren bitterkalt. Es fror wirklich schlimm, das könnt ihr mir glauben. Für eine kurze Zeit waren die Mahlzeiten noch gesichert, aber sollte das Winterwetter andauern käme eine Hungersnot auf uns zu.
Plötzlich erinnerte ich mich an ein Menschenhaus in unserer Nähe. Zu diesem Haus gehörte ein großer Garten, in dem ein Vogelhaus stand. Dort wurden den ganzen Winter über die Vögel versorgt, die nicht im Herbst in den Süden zogen. Schon oft hatte ich das beobachten können wenn ich an klaren Tagen gelegentlich um den Bau lief um zu sehen, wie weit es mit dem Frühling war. Da die Menschen täglich das Futterhaus auffüllten, mussten sie irgendwo einen Vorrat angelegt haben. Einmal wagte ich mich aus meinem sicheren Versteck und rannte so schnell ich konnte zum Futterplatz. Kamen die Vögel um sich die Nahrung zu holen, ging es meist hoch her. Dadurch fiel manch Leckeres auf den Boden und wartete nur darauf eingesammelt zu werden. Köstlichkeiten wieSonnenblumenkerne, mit Fett umhüllte Nüsse und derlei mehr lagen unter dem Vogelhaus. Haben die ein Leben dachte ich, tun nichts, legen keine Vorräte an und werden so köstlich verpflegt.
Schnell nahm ich so viel ich tragen konnte auf und rannte wieder zurück. Unterwegs musste ich mich vor den Katzen der Nachbarschaft in acht nehmen die ständig irgendwo herumlungerten.

Unsere Leute staunten nicht schlecht als ich ihnen meine Schätze zeigte. Jeder durfte mal davon kosten. Ja, wenn wir mehr davon haben könnten wären wir gerettet. Nun galt es herauszufinden wo die Menschen das Vogelfutter lagerten. Da ich den Weg zu ihrem Haus bereits kannte, meldete ich mich freiwillig für diese Aufgabe. Nach der Morgenmahlzeit machte ich mich auf. Vorsichtig lugte ich um alle Ecken und hielt Ausschau nach unseren Feinden. Auch den Himmel suchte ich mit den Augen ab. Außer den Katzen gab es nämlich noch andere die uns gefährlich werden konnten. Manch eine von uns ist schon in einem unvorsichtigen Moment von einem Raubvogel in den Mäusehimmel befördert worden. Der bitterkalte Wind zerzauste mein Fell. Ich hatte das Gefühlt als würden meine Pfoten am Boden festfrieren. Jetzt bloß die Vorräte finden und schnell zurück ins warme Heim. Ich raste los.

Jede Ecke auf dem Grundstück nahm ich genau unter die Lupe. Nichts! Niedergeschlagen und traurig wollte ich aufgeben, als mein Blick auf einen kleinen Schuppen neben dem Haus fiel. Eilig lief ich hinüber in der Hoffnung dort fündig zu werden. Plötzlich hörte ich Schritte näher kommen. Oh je, was nun? Schnell versteckte ich mich unter einem Holzstoß. Einer der Menschen kam direkt auf mich zu. Mir stockte der Atem. Mein Mäusefell sträubte sich vor Angst. Ausgerechnet neben mir blieb er stehen. Autsch! Ein heftiger Schmerz durchzuckte mich. Ich hielt mir mein Mäulchen zu um nicht laut aufzuschreien. Dieser Mensch stand doch tatsächlich auf meinem Schwanz! Unvorsichtigerweise hatte ich vergessen ihn unter das Holz zu ziehen. Nun drehte sich der Zweibeiner zu einem der Regale um. Er nahm einen Eimer und eine kleine Schaufel herunter. Dann verließ er den Schuppen in Richtung Vogelhaus. Ich atmete erleichtert auf. Gott sei Dank war mein Schwanz nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Ganz allmählich verzog sich auch der Schmerz. Von meinem Versteck aus konnte ich sehen, wie der Mensch das Futter für die Vögel ausstreute. Ich jubelte. In diesem Eimer waren also die Leckereien. Wir würden uns hier morgen unseren Nachschub holen. Vorher aber musste ich noch einen Weg finden, um auf das Regal und in den Eimer gelangen zu können. Das dürfte nicht allzu schwer sein. Ich hatte auch schon eine Idee. Man müsste sich an den Regalen hoch hangeln, über die vielen Dinge die dort überall herumliegen springen und auf die Schaufel klettern. Von dort aus ist es dann nur noch ein kleiner Sprung bis auf den Eimerrand. Warum sollte es nicht klappen? Schließlich sind wir Mäuse nicht nur schlau, sondern auch flink und gelenkig. Nachdem Eimer und Schaufel wieder im Regal standen, verhielt ich mich noch eine Weile mucksmäuschenstill. Erst als ich nichts mehr von dem Menschen hörte traute ich mich aus meinem Versteck. Sofort machte ich mich an die Arbeit.

Ich muss schon sagen, so einfach war das dann doch nicht. Ein paar mal wäre ich fast abgestürzt. Endlich schaffte ich es bis auf den Schaufelstiel. Von dort sprang ich auf den Rand des Eimers und oh Schreck, er war leer Leute, leer, leer! Vor Aufregung verlor ich mein Gleichgewicht und fiel hinein. Schnell versuchte ich herauszuklettern. An den glatten Wänden fand ich keinen Halt. Immer wieder rutschte ich ab und fiel auf den Boden zurück. Was nun? Was sollte aus mir werden? War nun alles aus? Bange Gedanken kreisten in meinem Kopf. Halb wahnsinnig vor Angst kauerte ich in diesem Eimer. Ich hatte weder Essen noch Trinken, es war fürchterlich kalt und nirgends konnte ich mich vor Feinden in Sicherheit bringen. Da hatte ich mir ja was schönes eingebrockt.

Mittlerweile wurde es immer kälter, der Abend nahte. Bibbernd kauerte ich mich zusammen. Ich fror erbärmlich und der Hunger machte mich ganz elend. Auch das noch! Zu meinem Entsetzen hörte ich ein Geräusch in dem Schuppen. Da schlich doch wer herum! Eine Dose fiel mit einem Poltern aus dem Regal auf den Holzhaufen. Ich erstarrte. Wenn es nun eine von diesen gierigen Katzen ist? Im Stillen schloss ich mit meinem Leben ab. Aus dieser Lage gab es für mich kein Entrinnen mehr. Hin war ich so oder so. Ob ich nun elendig verhungern und erfrieren, oder eine Mahlzeit für eine Katze werden würde. Diesen Platz verlasse ich sicher nicht mehr lebend dachte ich verzweifelt. Nach einer Weile jedoch wurde es zu meiner großen Erleichterung wieder still um mich herum. Glück gehabt! Draußen war es jetzt fast dunkel. Letztes Vogelgezwitscher verstummte. Quakend hüpfte ein Frosch irgendwo unter mir umher. Die Kälte kroch unbarmherzig in mir hoch. Ich konnte meine Glieder kaum noch bewegen. Im Laufe der Nacht verlor ich irgendwann das Bewusstsein.

Wie aus weiter Ferne hörte ich plötzlich aufgeregte Stimmen. Noch ganz benommen dachte ich, lebe ich oder bin ich schon im Himmel? Ich spürte wie man mich hin und her schüttelte. Es gelang mir nicht mich zu bewegen. Jemand sagte: „Schau mal die arme kleine Maus, sie ist verhungert. Hätten wir den Eimer doch gestern schon wieder aufgefüllt.“ Eine andere Stimme sagte hastig: „Schnell ins Haus mit ihr vielleicht ist sie noch zu retten. Sie braucht dringend Wärme und etwas Essbares, das arme Ding.“ Allmählich kam ich zu mir. Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Ich sah den Menschenmann und seine Frau die mir das Leben retten wollten. Aber warum nur? Meine Angst war sehr groß. Das war alles so seltsam. Die meisten Menschen fürchteten sich vor uns Mäusen. Dies ist mir unbegreiflich, denn wir tun ihnen nichts zuleide und sind froh, wenn sie uns nichts antun.
Vor allem die Menschenfrauen reagieren hysterisch. Kreischend springen sie auf Stühle sobald sie eine von uns nur von weitem sehen. Sogar mit Schlappen schlägt man nach uns und überall stellt man raffiniert gefüllte Fallen auf. Selbst die Katzen werden von ihnen gehalten damit sie uns zu fangen.
Doch in diesem Moment war mir alles egal denn ich merkte wie wohlige Wärme mich umhüllte. Sie hatten mich in einen Behälter mit duftendem Heu gesetzt. Haferflocken standen dort in einem Schüsselchen als erste Mahlzeit bereit. Auch ein wenig frisches Wasser stand daneben. Aber dann kam der nächste Schreck. Ein Riese von Hund stand vor meiner Bleibe. Neugierig starrte er mich an. Beinahe blieb mir ein Haferflocke im Halse stecken. Du meine Güte! Soviel Aufregung für eine einzige kleine Maus, das konnte ich kaum noch verkraften. Sofort kroch ich tief ins Heu. Die Menschen stellten mich nun so hoch, dass ich für diesen Riesen unerreichbar war. „Wie niedlich sie ist,“ hörte ich sie sagen, „diese Öhrchen und die lustigen Kulleräugelein und das lange Schwänzchen. Gleich nach dem Essen fahren wir in die Stadt. Dort kaufen ihr ein Haus in dem sie sich wohl fühlt. Sie soll es gut bei uns haben. Einen Namen bekommt die Maus auch, das muss sein.“
Was die wohl mit mir vorhaben, dachte ich. Es war ja schön das sie mich gerettet haben, aber warum ließen sie mich jetzt nicht einfach wieder laufen? Wollten sie mich etwa auf ewig hier einsperren? Dieser furchtbare Gedanke löste Entsetzen in mir aus. Traurig saß ich unter dem Heu und harrte der Dinge die da noch kommen sollten. Erschöpft von den Strapazen der vergangenen Nacht fiel ich endlich in einen tiefen Schlaf.

Der wurde allerdings sehr unsanft unterbrochen, als sich auf einmal meine Unterkunft bewegte. Die Menschenfrau rief: „Hallo kleines Mäuschen. Schau mal, du hast jetzt ein schönes großes Haus.“, und schon plumpste ich mitsamt dem Heu in meine neue Umgebung. „Es ist so groß“, rief sie weiter, „dass du auch darin springen und nach Herzenslust toben kannst. Wir stellen es ans Fenster damit du viel Sonnenschein hast. Ach ja, wir nennen dich übrigens Kassandra. Das ist ein wirklich hübscher Name für so eine niedliche Maus.“
So, nun hatte ich also meinen Namen weg: Kassandra. Eine Maus die Kassandra heißt! Auf so etwas können auch nur die Menschen kommen. Für alles und jeden haben sie einen Namen.
Die beiden meinten es wirklich gut mit mir. Es fehlte mir an nichts und mein Fensterplatz war erste Klasse. Nur das sie mich jedes Mal wenn sie Besuch von anderen Menschen bekamen zeigen mussten, ging mir gehörig auf den Wecker. Schließlich war ich doch kein Ausstellungsstück.

Allmählich fasste ich immer mehr Zutrauen zu ihnen. Kamen sie dicht an mein Heim heran, lief ich zu ihrem Entzücken auf sie zu. Vorsichtig ließ ich mich streicheln. Ich muss schon sagen, das war ein nettes Gefühl. Eigentlich hätte ich zufrieden sein müssen, doch das alles machte mich nicht glücklich. Wenn die Sonne in mein Haus schien kam ich fast um vor Heimweh. Des Abends konnte ich oft vor Sorgen um die Familie nicht einschlafen. Wie mochte es ihnen ergehen? Hatten sie alle genügend zu essen? Suchten sie noch nach mir, oder fingen sie an mich zu vergessen? Fragen über Fragen. So manche Nacht weinte ich mir meinen Kummer von der Seele.

Nun war ich schon eine ganze Weile bei den Menschen. Die ersten Singvögel waren wieder zurück und die Sonne bekam mit jedem Tag mehr Kraft. Öfter sah ich jetzt auch bunte Schmetterlinge über die duftende Frühlingswiese flattern. Die Bienen flogen summend von Blume zu Blume. Die Natur erwachte zu neuem Leben.
Eines Morgens veranstaltete ich das Theater meines Lebens. Mich ergriff eine solche Unruhe, dass ich wie wild in meinem Haus herumsprang. Ich tobte, turnte an den Gittern herum und stieß die Schüssel mit meinem Essen um. Ich musste hier unbedingt raus. Viel zu lange hatte man mich eingesperrt! „Was Kassandra nur heute hat?“, fragte die Menschenfrau erstaunt. „Ob sie sich freut weil der Frühling endlich seinen Einzug hält?“ So ein Blödsinn! Ich wollte meine Freiheit nichts anderes. Eine Maus gehört in die Natur und nicht in ein Gehege, wo man ständig begafft wird! Außerdem brachte mich mein Heimweh fast um.


„Ich glaube sie möchte frei sein.“, meinte ihr Mann. „Sie hat sich gut bei uns erholt. Sicher will sie wieder zu ihrer Familie, wir sollten sie laufen lassen.“ Oh ja, er hatte es richtig erkannt. Hoffentlich taten sie es auch, und das möglichst schnell. Mein Herz zersprang fast vor Aufregung. „Meinst du wirklich?“, fragte die Menschenfrau. Ihre Stimme klang traurig. „Ich hatte mich schon so an sie gewöhnt. Doch ich glaube du hast recht. Wir wollen sie nicht unnötig quälen. Gleich lassen wir sie im Garten laufen.“ Jetzt ging es also los. Vor Übermut war ich kaum noch zu bremsen. Sie stellten mein Haus auf die Wiese und öffneten das Türchen.
Das war ein Gefühl kann ich euch sagen! Mit einem Satz war ich draußen. Dankbar drehte mich noch einmal nach ihnen um, schließlich retteten sie mich aus höchster Not. Sie riefen mir hinterher zu: „Mach’s gut kleine Kassandra, pass gut auf dich auf. Sollte es dir im nächsten Winter wieder schlecht ergehen, kannst du zu uns zurückkommen.“ Dann rannte ich so schnell ich nur konnte zu unserem Bau.

Als ich endlich wieder zu Hause ankam war die Freude groß. Lange hatte die ganze Familie nach mir gesucht und dachte ich sei umgekommen. Zum Glück fanden sie in der Zwischenzeit ebenfalls den Futterplatz der Vögel. Dank der heruntergefallenen Körner konnten alle den harten Winter überstehen.
Das also war die Geschichte meines größten Abenteuers Kinder und nun, marsch ins Bett, es ist sehr spät geworden.
Atemlos hatten sie zugehört. „Oh, jetzt wissen wir auch warum die Erwachsenen dich manchmal Kassandra nennen“, rief eine der kleinen Mäuse. „Diese Geschichte war die spannendste die du uns jemals erzählt hast.“, sagte eine andere. „Ja, und sie ist wahr, vom Anfang bis zum glücklichen Ende“, lachte die Großmutter.

Unterdessen war die Nacht hereingebrochen. Hin und wieder funkelte ein Stern durch die Wolken und der Mond lugte auf die Erde. Still und friedlich war es überall. Die kleinen Mäusekinder träumten in ihrem Nest von dem Abenteuer ihrer Großmutter. Bald bricht ein neuer Tag an. Er wird viel Arbeit und Mühen für sie alle mit sich bringen, aber ebenso auch Freude und Spaß. Und wer weiß, vielleicht ein neues, großes Abenteuer.



Dagmar Buschhauer
 
B

Barbarella

Gast
Wunderschön zu lesen

Hallo Dagmar,

eine wunderschöne Geschichte, die Du da geschrieben hast :). Man kann sich alles bildhaft vorstellen, die Vögel in ihrem Futterhaus, wie alle Vorräte herantragen, von der Kälte vielleicht schon rote Näschen haben, wie hoch die Eimer"mauern" erscheinen müssen und vieles mehr. Wäre ich eine Bilderbuchzeichnerin, würde ich es gerne umsetzen :).

Ich freue mich auf Deine nächste Kindergeschichte (und wenn Du sie als Fortsetzungsgeschichte ... also in Häppchen ... veröffentlichst, erhöht das sicher noch die Spannung *miau* - aber das überlasse ich natürlich Dir ;) ).

Viele Grüße von
Barbarella
 



 
Oben Unten