Wiederkehr

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Ternessa

Mitglied
Es war so einfach.
Als ich ging, da musste ich alleine gehen, da konnte ich ihn nicht mitnehmen. Kind seiner Mutter- unzertrennlich.
Also überlegte ich nicht lange. „ Beiden bleibt ein Haus und ein Garten, nur ich bin nicht mehr da. Das ist nicht weiter schlimm.“
Mir blieben nicht diese Dinge.
Als ich ins Auto stieg, da saß er plötzlich neben mir und sah mich an. Braune Augen, die nicht bettelten, die nur einfach in meine sahen . Ein Blick , der sich senkte.
„Weinst du etwa?“
Nein, ich konnte ihn nicht mitnehmen. Mein Leben würde sich ändern und was konnte ich ihm dabei schon bieten.
Also schickte ich ihn raus. Und im Fahren hörte ich es dann doch- sein langes, tiefes, trauriges Weinen.
Woher wusste er nur, dass ich für immer fuhr, dass ich nie mehr zurückkomme?
Ich hatte es ihm nicht gesagt, auch nicht in dem Moment, als er mich ansah im Auto.
Und schließlich blieb ihm doch alles- seine Mutter, sein Haus und sein Garten.
Ich hatte nichts.
Sein Leben wurde sehr unstet, es trieb ihn um, Er zerwühlte den Garten und zerstörte die Hecken, die Nachbarn hörten ihn immer lange und einmal stand er, ganz verwirrt, vor dem Supermarkt und wartete.

Er starb- kurz nach seiner Mutter, in seinem Haus und seinem Garten, wartend brach er zusammen.

Neben mir sitzt heute wieder ein Hund. Er hat braune Augen und senkt den Blick.
Und es weinen meine Augen- trotz Haus und Garten.
 

Retep

Mitglied
Morgen Ternessa,

dein Text hat mich berührt, hat mich nachdenklich gemacht, obwohl ich deine Schreibabsicht wahrscheinlich nicht verstanden habe.

Dass es ein Hündchen war, das die Frau verließ, habe ich trotz mancher Hinweise erst im letzten Satz der Geschichte gemerkt.

Ich nehme an, dass sie viel mehr zurück gelassen hat als ihren Hund, dass sie ihr Leben ändern wollte und zuletzt doch wieder da ist, wovor sie weglaufen wollte.

Und es weinen meine Augen- trotz Haus und Garten.
- Der Schluss gefällt mir sehr.

Gruß

Pedro
 

Ternessa

Mitglied
Danke Pedro für deinen Eindruck zu diesem Text. Und du hast ihn durchaus verstanden. Ich denke, man muss ihn nicht zerreden.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Ternessa
 

Ternessa

Mitglied
Und es mag einfach nur jeder mal in sich sehen- es geht mir nicht nur um einen Hund!

Wohl ist er ein sehr guter Übermittler einer Aussage, ein Synonym.Synonym für absolute Liebe und Treue.
Liebe Grüße Ternessa
 

memo

Mitglied
Liebe Ternessa!
Ich mag Texte, die vieles (eigentlich das Wichtigste oder auch das Unaussprechliche) offen lassen. Ich finde auch, dass man die Worte nicht zerreden sollte. Schöner schlichter Text.
Ich möchte dir sagen, in meinem Schreiben ist auch immer das von Bedeutung, das nicht gesagt wird. Liebe Grüße memo
 
K

KaGeb

Gast
Sorry, Ternessa, aber mir ist der Text zu gefühlslastig. Sentimental wäre womöglich das bessere Wort für deine Intention, der ich nicht folgen kann (mag).
Manche Formulierungen empfinde ich schlichtweg als "falsch", das mag allerdings auch an meiner Auffassung liegen.
Z.B.:
Kind seiner Mutter- unzertrennlich.
Was willst du damit sagen?


nur ich bin nicht mehr da. Das ist nicht weiter schlimm.“
Mir blieben nicht diese Dinge.
Bedeutung?


DAS sind (für mich) nicht die einzigen Schwachpunkte im Plot, der m.M.n. eine Generalüberholung braucht..

LG
 

Ternessa

Mitglied
Lieber Karsten,

warum darf/sollte ein Text nicht auch das Gefühl ansprechen?
Warum nicht auch sentimental sein? Ist in der heutigen Gesellschaft nur noch erlaubt, was unerschrocken und hart ist, was ironisch ausgedrückt wird oder pervers?

Ich danke dir, für deine Meinung und dafür , wie du diesen Text empfindest. Und ich respektiere, wie du das siehst. Einen Grund, etwas zu ändern, sehe ich trotzdem noch nicht, denn die Situation, die ich darstellte, bewegte mich so in ihrer Sentimentalität, wie ich sie darstellte.
Ich schicke dir liebe Grüße und wünsche dir ein angenehmes Wochenende
Ternessa
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ab den bettelenden Augen - also schon sehr früh - wird klar, dass es sich um einen Hund handelt. Bisschen schade, weil die Spannung dann weg war. Also für mich.
Dass der Hund ein Gefährte des Menschen sein kann, ist gut. Ihm allzu menschliche Züge zu geben, zeigt einen Trend der allgemeinen zwischenmenschlichen Entfremdung. Diese lese ich hier perfekt heraus. Von daher gelungen!
 

Ternessa

Mitglied
Nun, es sollte keine Hundestory sein und ich wollte damit auch nicht das Leid vieler Tiere hiermit vermitteln- einschlägige Seiten dazu gibt es. Es ist wohl doch eher das Menschsein, was mir wichtig war.
LG
Ternessa
 

Clara

Mitglied
ich mag die geschichte, auch wenn sie für eine Tierliebe trieft vor Schmerz -
aber mir gefällt, das ich danach noch darüber nachdenken muss, wer eigentlich das Hundeleben hat oder hatte
 



 
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