Wien unvergessen

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Großvater macht wieder seine Gehübungen im Hof. Wie immer, wenn es nicht regnet, schiebt er tapfer seinen Rollator und scheucht den Tod vor sich her.
Wir sitzen gemütlich auf der Bank und werfen uns Bierflaschen, Zigaretten und Blicke zu. Auf ein Augenzwinkern kommt dann die obligatorische Aufforderung:
Opa, erzähl doch von Afrika!
Er hält kurz inne, greift fester um die Griffe seiner Gehhilfe. Sein Schritt wird plötzlich fester und sicherer und wieder steht er vor Tripolis. Er erzählt von 50 Grad Celsius im Schatten und der Kälte in der Nacht. Wir sehen Montgomery in seinem Schatten und wie er sich die Lippen leckt, um den letzten Tropfen Wasser nicht zu verschenken. Wasser - das war alles, was in seinen Gedanken war.
Den Panzer ließ er stehen vor El Alamein.
Er war nie wieder in Afrika und auch Wien hat er nie wieder gesehen. Mit seiner Kompanie war er 1941 in Österreich auf Zwischenstation auf dem Weg in die Wüste. Er erinnert sich an das kleine Cafe beim Stephansdom und das Mädchen, das ihm das Versprechen abgenommen hat, wiederzukommen. So viele Versprechen sind zerbrochen im Sand vor Tunis und so bleibt im nur ein leises 'Wien-unvergessen'.
Damit ist das Gespräch wie immer beendet und er wendet sich zum Haus. 16 Uhr, Zeit für einen Kaffee.
Wir sehen ihm noch eine Weile nach, stellen die Flaschen in den Kasten zurück, drücken die letzte Zigarette aus und verlassen das Schachtfeld.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo franke,
ganz kurz:

einmal fest ist zuviel:
fester griff um die gehilfen
und direkt im anschluss
fester schritt.
tip,
streich das fest bei schritt und lass als adjektiv
sicher stehen.

später mehr

ralf
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Großvater macht wieder seine Gehübungen im Hof. Wie immer, wenn es nicht regnet, schiebt er tapfer seinen Rollator und scheucht den Tod vor sich her.
Wir sitzen gemütlich auf der Bank und werfen uns Bierflaschen, Zigaretten und Blicke zu. Auf ein Augenzwinkern kommt dann die obligatorische Aufforderung:
Opa, erzähl doch von Afrika!
Er hält kurz inne, greift fester um die Griffe seiner Gehhilfe. Sein Schritt wird plötzlich sicherer und wieder steht er vor Tripolis. Er erzählt von 50 Grad Celsius im Schatten und der Kälte in der Nacht. Wir sehen Montgomery in seinem Schatten und wie er sich die Lippen leckt, um den letzten Tropfen Wasser nicht zu verschenken. Wasser - das war alles, was in seinen Gedanken war.
Den Panzer ließ er stehen vor El Alamein.
Er war nie wieder in Afrika und auch Wien hat er nie wieder gesehen. Mit seiner Kompanie war er 1941 in Österreich auf Zwischenstation auf dem Weg in die Wüste. Er erinnert sich an das kleine Cafe beim Stephansdom und das Mädchen, das ihm das Versprechen abgenommen hat, wiederzukommen. So viele Versprechen sind zerbrochen im Sand vor Tunis und so bleibt ihm nur ein leises 'Wien-unvergessen'.
Damit ist das Gespräch wie immer beendet und er wendet sich zum Haus. 16 Uhr, Zeit für einen Kaffee.
Wir sehen ihm noch eine Weile nach, stellen die Flaschen in den Kasten zurück, drücken die letzte Zigarette aus und verlassen das Schachtfeld.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Ralf,

danke für die Rückmeldung.
Ich habe entsprechend ausgebessert.

Irgendwie habe ich gerade Lust auf Prosa.

Liebe Grüße
Manfred
 

Ralf Langer

Mitglied
HAllo Franke,
ich habe mal den Anfang deiner Geschichte ein
wenig umgestellt.

„Opa, erzähl doch von Afrika!“
Er hielt kurz inne, bricht seine Gehübungen ab.
Wie immer hatte er, wenn es nicht regnete, seine Gehübungen im Innenhof der Mietskaserne
abgehalten.
„ Wenn ich laufe“, sagte er,“ kann ich den Tod vor mir her scheuchen.“
Sein Griff am Handlauf des Rollators wird fest, seine Schritte werden sicherer, mit jeder Erinnerung, die allmählich aus der Vergangenheit auftaucht, strömt, so scheint es mir, ein wenig Leben in seine Arme zurück.
„Wie damals, vor Tripolis,“ sagt er leise, und dann noch mal,
„ Ja, Tripolis.“
Dann steht er wieder vor den Mauern dieser Stadt. Er spürt die Hitze der Tage und die Eiseskälte in der Nacht. Montgomery ist hinter ihm im Schatten,leckt sich die Lippen um den letzten Tropfen Wasser nicht zu vergeuden.
Wasser, das erfüllte alle Gedanken.
Die Panzer ließ er stehen vor El Alamein.

Soweit mein Vorschlag.

Ich denke es ist besser den Opa ein paar Sätze selber sagen zu lassen.
Den Afrikateil habe ich so umgestellt, das die Geschichte unmittelbarer wirkt.
Habe einfach "er erzählt" weggelassen.

Vielleicht weißt du was ich meine.

Grundsätzlich finde ich das du " Die Schlachtstätte", und die Rückkehr zu ihr in Gedanken toll heraus gearbeitest hast.

Wie gesagt ich würde den "Opa" als Prot etwas mehr selbst erleben lassen, weil es den Zugang zur Geschichte für den Leser einfacher macht.


P.S.
Auch das wirkt nicht wie ausgedacht, sondern wie erlebt.
und das ist es was eine Geschichte lesenswert macht...

lg
Ralf
 
L

Louise

Gast
Hallo Franke,
was mich an deiner Geschichte ein bisschen irritiert, ist der Kontrast zwischen den Träumen eines alten Menschen und der relativen Gleichgültigkeit der Beobachter. Das finde ich persönlich schade, da die Art der Konstellation aus meiner Sicht ein wenig sarkastisch anmutet. Nach dem Motto: Mach mal Opa. Zeig uns mal, was du noch drauf hast. Ich weiß nicht, ob das von dir so gemeint ist. Vielleicht erfahre ich ja mehr.(?)
Liebe Grüße von
Louise
 



 
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