Willi und die zwei Kaninchen

4,30 Stern(e) 3 Bewertungen

Mignon

Mitglied
;)

Willi und die zwei Kaninchen

Eines Tages klingelte es bei Willi Ruffel. Als er die Tür öffnete, stand da sein Nachbar, und er trug in beiden Händen einen großen Hasenkäfig.
„Bonjour“, sagte er, „isch bin Ihrr neuerr Nachbar, Monsieur Lacombe. Isch muss geschäftlisch verreisen. Würden Sie vielleicht währenddessen meine ’äschen pflegen?“
Willi lehnte anfangs ab: „Ich schätze, ich kann sie nicht gut pflegen.“ Er hatte noch nie ein Haustier gehabt, und wusste nicht wie man mit so etwas umging. Auf der Straße hatte er als kleines Kind immer vor Hunden Angst gehabt, und alle Katzen waren vor ihm weggelaufen, wenn er sie streicheln wollte.
„Die ’äschen sind sehr lieb“ , sagte M. Lacombe.
Willi warf einen kurzen Blick in den Käfig. Ein dunkelbraunes und ein weißes, mümmelndes Fellknäuel saßen dicht beieinander, und schauten ihn an. Willi war ganz hingerissen von ihnen.
Dann sagte er schnell: „Okay, ich versorge sie. Wie lange sind Sie fort?“
„Nur aine Wochee“, antwortete M. Lacombe. Willi nickte.
„Darf ich noch was fragen? Wie heißen sie denn?“ , fragte Willi.
„Das dungelbraune ’eißt Schrödäär, und das weiße ’eißt Stoibäär“, sagte M. Lacombe, und streichelte dabei die Häschen. „Sie müssen ihnen nur däglisch neuäs Wassär bringen, und lassen Sie sie eine ’albe Stunde am Tag im Zimmär ’oppeln.“ Dann bedankte er sich und ließ die Häschen bei Willi. Er verlieh ihnen gleich einen Ehrenplatz im Zimmer.

Am nächsten Morgen ging Willi sofort zu den Kaninchen. Beide saßen immer noch dicht beieinander, und sahen ihn traurig an. Willi griff in den Käfig, und streichelte sie. Neugierig streckte sich das Weiße, um zu schnuppern. Das Dunkelbraune blieb faul sitzen.
Willi schnappte sich das wild zappelnde Weiße. Dann setzte er sich auf einen Stuhl in der Küche, und ließ es auf seinem Schoß nieder. Es hielt ganz still und ließ sich hinter den Ohren kraulen. Er nahm auch das Dunkelbraune noch einmal heraus, aber das kratzte ständig an Willis T – Shirt am Bauch, als wollte es ein Loch hinein buddeln. Er setzte es zurück, und gab beiden frisches Wasser. Dann schmierte er sich schnell ein Käsebrot, hob seine Mütze vom Boden auf, wo sie wie immer lag und ging zur Arbeit.

Am Abend kam Willi wieder zurück. Die Häschen sahen schon ganz vereinsamt aus, und blickten ihn bedrückt an. Schnell holte er sie aus dem Käfig. Zuerst Schröder, der sich neugierig im Zimmer umguckte. Stoiber blieb anfangs nur still sitzen. Dann hoppelte er auch über den Teppichboden. Willi sah vergnügt zu. Auf einmal bemerkte er, wie Stoiber unters Bett hüpfte. „Komm da raus!“, sagte Willi. Er kroch hinterher, um ihn heraus zu scheuchen. Stoiber blieb jedoch scheu in der Ecke sitzen. Willis Arm reichte nicht bis dorthin.
Er versuchte irgendwie an ein Lineal, das hinter ihm lag zu kommen, doch er konnte es einfach nicht erreichen. Stoiber mümmelte inzwischen im Staub. Willi wedelte mit der Hand hin und her, obwohl er sich kaum bewegen konnte. „Lass das!“, rief er dabei. Stoiber rührte sich nicht vom Fleck.
Knarz!
Willi hörte plötzlich ein seltsames Knabbergeräusch. Stoiber rannte unter dem Bett hervor. Endlich konnte Willi wieder raus. Jedoch bemerkte er, dass er feststeckte. Stoiber hoppelte mit Spinnenweben an den Ohren im Zimmer herum. Schröder hatte inzwischen das Telefonkabel durch geknabbert, und versuchte jetzt in Willis Blumentopf mit einem Gummibaum ein Loch hinein zu buddeln. Willi kroch mühsam unter dem Bett heraus, der Gummibaum war schon total schief. Erst einmal richtete er ihn wieder gerade. Schröder raste im Zimmer umher. Das andere Kaninchen war nicht mehr zu sehen. Willi suchte alles ab, bis er eine offenstehende Kommodenschublade entdeckte, mit lauter Socken drin. Willi schaute hinein, dabei sah er zwischen den Socken zwei weiße Ohren herausgucken. Er versuchte Stoiber zu packen, aber der entwischte ihm ständig. Willi warf jede einzelne Socke hinter sich auf einen Haufen. Fast alle hatten ein oder mehrere Löcher. Jetzt hatte er den weißen Hasen, und brachte ihn schnell zurück zum Käfig. Schröder schnupperte währenddessen am Strumpfhaufen. Dann zuckte er angeekelt zurück und hopste auf die offenstehende Tür zu.
Willi versuchte umständlich den Käfig zu schließen. Stoiber machte sich bereits über den Futternapf her. Schleunigst drehte sich Willi um und wollte Schröder einfangen, aber dieser war nicht mehr zu sehen.
Willi durchsuchte die ganze Wohnung und schließlich auch das Bad, wo das Häschen doch gar nicht sein konnte. Aber er täuschte sich. Schröder hockte inzwischen in der Kloschüssel, und suchte verzweifelt nach dem Ausgang. Willi hätte am liebsten auf die Spülung gedrückt, doch M. Lacombe wäre sicher durchgedreht, wenn er davon erfahren hätte.
Willi packte den Hasen am Genick und setzte ihn zurück in den Käfig. Dort wo Schröder vorher gesessen hatte, waren jetzt zwei Kaffeebohnen. „Na, wenigstens sind sie stubenrein“, dachte sich Willi. Dann sagte er zu den Häschen:“ Euch lass ich nicht noch mal raus!“
Schröder und Stoiber sahen Willi ganz lieb an.
„Heute jedenfalls nicht mehr!“

© Yannika Schad (12 Jahre)
 
A

Arno1808

Gast
Hallo Mignon, hallo Willi...

...und das wenige Tage vor der Wahl!! :D

Dein Willi scheint neben der Eigenart, von einem Chaos ins nächste zu stürzen, auch noch eine ausgesprochene Tierliebe zu haben.
Er wird mir immer sympathischer. ;-)

Sehr schön!

Gruß

Arno
 

Mignon

Mitglied
Danke!

Hallo!
Danke für eure Postings! Da ich die Geschichte im LitCaf bearbeitet habe, werde ich sie hier auch noch bearbeiten.

Mignon :)
 
B

Barbarella

Gast
Erinnerungen

Hey, die Geschichte ist total nett - und erinnert mich an meine Jugend, wo wir auch immer mindestens ein Zwergkaninchen hatten und ähnliche Geschichten erlebten: unterm Bett verschwinden, Löcher buddeln etc. Das war immer aufregend - und irgendwann werde ich hoffentlich wieder ein Kaninchen haben.
Mümmelige Grüße von
Barbarella :) :)
 

Mignon

Mitglied
Ich habe selbst auch zwei Zwergkaninchen. Das Eine sitzt immer still und ängstlich in der Ecke, und lässt sich kraulen. Es verkriecht sich gerne unter meiner Jacke, im Dunkeln, ist aber auch sehr. Manchmal zittert es ganz stark, und drei mal hat es schon gefiept oder gequitscht.
Das Andere ist völlig anders. Es hüpft im Zimmer herum, kriecht zwischen den Kabeln umher, buddelt in meinen T - Shirts, hoppelt hinters Sofa usw.
Aber mit den Tieren ist das eben wie mit den Menschen: Es gibt Solche und Solche... :) :) :)

Eure Mignon

P.S.: @Barbarella: Wenn du Zwergkaninchen haben möchtest, dann rate ich dir zwei zu nehmen. Denn das sind Gesellschaftstiere, die gerne zusammen leben. Wenn du nur eins nimmst, dann musst du ihm sehr viel Zuwendung schenken, wofür du wahrscheinlich nicht immer Zeit hast. Meine Zwergkaninchen mögen sich sehr. Sie lecken und putzen sich, und hocken (besonders morgens) oft auch dicht beieinander.
Also wenn du Kaninchen haben möchtest, nimm besser zwei.
 

Sternchen

Mitglied
Das gefällt mir!

Hey Mignon!

Die Geschichte finde ich sehr schön!
Ich habe ein kleines "Rexkanichen", das ist aber sehr allein und wohnt bei meinem Vater (meine Eltern sind getrennt).Dort hat es zwar einen "Freund" aber zu dem darf es nur wenn mein Vater in den Urlaub geht...
Ich hab es ganz arg lieb aber es ist leider etwas scheu, trotzdem ist es schon viel besser geworden wenn auch noch nicht perfekt!

Nochmal zu deiner Geschichte:
Mir hat es sehr gut gefallen als immer der franzose gesprochen hat, ich wäre nie auf die Idee gekommen! Auserdem hast du die ganze sache sehr schön erzählt! So typisch Hasen und ihre kleinen Macken und stärken. MIr gefällt das einfach! :) :) :)

Ciao Sonja/Sternchen
Viele grüße an deine Mutter ;)
 

Mignon

Mitglied
DANKE!

Vielen Dank für euer Lob. Ich schreibe gerne Geschichten, scheint so als würde ich mich verbessern. *g*


Ich bin darauf gekommen, dass der Nachbar ein Franzose ist, weil ich auch gerade mit Französisch anfange (bin in der 7. Klasse) und M. Lacombe ist einer dieser Buchpersonen, die dort immer vorkommen.
M. Lacombe est un voisin (M Lacombe ist ein Nachbar) oder so was in der Art *g*...

@Sternchen: Ich habe auch deine Geschichte gelesen, und dazu etwas geschrieben. Ist wirklich toll ;)

Eure Mignon

P.S.: Meine zwei Kaninchen leben bei mir. *g*
Dein Rexkaninchen ist doch bestimmt einsam. Aber du kannst es aj sicher immer mal besuchen. Wieso darf es denn nur zu seinem Freund, wenn dein Vater in Urlaub ist?
 

Sternchen

Mitglied
malwieder Hallo

Liebe Mignon,

um eine kurze Antwort zu geben:
Mein Vater hat mal eine Anzeige erstattet, weil seine Nachbarn nicht immer auf meinen Hasen aufpassen können. Da hat sich dann eine Frau gemeldet die eine männlichen Hasen *g* hat und die haben sich dann ineinander verliebt *gg*.
Sie dürfen aber net in einen Stall weil sie dann Kinder bekommen würde ;) und das wollen mein Vater und die Frau nicht *leider*.

Ciao Sonja/Sternchen
 

Mignon

Mitglied
Hallo Sternchen!

Ich kann die beiden gut verstehen, meine Eltern hatten sich eigentlich auch nicht vorgestellt, dass wir Hasenbabys haben,(*leider*) aber mein eines schwarzes Häschen hüpft von hinten andauernd auf das Andere und wackelt mit dem Schwanz. Ich gehe heute zum Tierarzt, auch weil mein Schwarzes eine kahle Stelle am Kopf hat. Es sollte angeblich ein Weibchen sein, der Tierarzt konnte es noch nicht 100%-ig genau erkennen.

Ciao, deine Mignon
 

Wolfsbane

Mitglied
Merkwürdiger Tierarzt

Hallo,


was ist denn so schwierig daran, ein Männchen von einem Weibchen zu unterscheiden?
Und was ist das für ein Tierarzt, der dabei Probleme hat?
:rolleyes:
Darüber könntest Du doch auch mal eine Geschichte schreiben: "Willi Ruffel und der Tierarzt"...
;)
 

Sternchen

Mitglied
Liebe Mignon,

mein Hase ist auch mal ein männchen, dann wieder weibchen u.s.w. im Moment ist es grad ein weibchen ;) *g* .
Wie heißen deine Hasen nochmal?
Meins heißt Pünktchen, man kann sich ja denken warum :).
Wann kommt eine neue Geschichte von dir?
Hast du dir meine schon angeschaut?
Was liest du eigentlich gerne für Bücher?

Freue mich auf eine Antwort von dir!

Ciao Sonja/Sternchen
 



 
Oben Unten