Winterlichter

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aj

Mitglied
Wenn es Winter wird in meiner Stadt, dann wird es draußen kalt und ungemütlich,

drinnen jedoch ist es warm und vertraut.


Draußen ist alles hektischer und lauter, anstrengend, vielleicht auch mal ein bisschen lustig.

Drinnen ist alles langsamer und leiser, besinnlich, vielleicht auch mal ein bisschen traurig.


Draußen irren viele um mich herum, ich sehe sie überall vor mir, sie berühren mich, worauf ich gut verzichten könnte.

Drinnen sind wenige bei mir, von denen ich manche gerne noch sehen oder berühren könnte, worauf ich aber verzichten muss.


Draußen leuchten tausend Lichter meiner Stadt, ich sehe sie gerne, doch ihr Licht erreicht mich nicht.

Drinnen brennt eine Kerze, ihr Licht durchscheint mich, wärmt mich, verbindet mich mit Zeiten und Menschen.


Wenn es Winter wird in meiner Stadt, dann wird es draußen kalt und ungemütlich,

drinnen jedoch ist es warm und vertraut.
 

aj

Mitglied
Danke für die Kritik, bin neu hier und habe meine Liebe zum Schreiben auch erst vor ein paar Monaten entdeckt. Die Qualität deiner Kritik lässt noch etwas "Luft nach oben".

Wieso genau ist es keine Lyrik? Weil es sich nicht reimt ja nicht. Ich dachte, die Versform wäre da entscheidend im Vergleich zu Prosa, die an keine Verse gebunden ist.

Vielleicht mag mich ja jemand aufklären.

Oder meintest du gar nicht die strukturelle Einordnung, sondern etwas anderes?

LG
AJ

PS: Besser oder zumindest lyrischer? :
http://www.leselupe.de/lw/titel-Danke--langt-125146.htm
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo aj
Ich denke revilo wollte darauf aufmerksam machen dass dein Text viel zu sehr in richtung Prosa geht.

Gerade bei dem ungereimten Gedicht kommt es darauf an überflüssige füllsel zu vermeiden, möglichst knapp in wenigen Worten, vielleicht Metaphern das Gesagte zu vermitteln.

Dein Text allerdings ist pure Prosa. Ich würde die Aussage auf ein Minimun reduzieren und in Worte fassen.

L.G
Patrick
 

aj

Mitglied
Hallo Patrick,

okay, ich wusste nicht, dass Knappheit und Verwendung von Metaphern (nebenbei, mit "drinnen" ist hier auch nicht die Behausung gemeint) für die Rubrik "Ungereimtes" notwendig oder gewünscht ist.

Den nächsten vergleichbaren Text packe ich dann in Prosa.

Danke und LG
AJ
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
wann, wenn nicht jetzt?


Der Winter in der Stadt
ist ungemütlich kalt,
hier drinnen
ists warm und vertraut.

Draußen ists hektisch und laut,
auch mal lustig.
Drinnen ists langsam und leis,
auch mal traurig.

Draußen irren viele herum, ich sehe sie vor mir,
sie berühren mich, ich kann gut drauf verzichten.
Drinnen sind wenige, die ich gerne sähe
gern berührte - darauf muss ich verzichten.

Draußen tausend Lichter der Stadt, ich sehe sie gerne,
doch ihr Licht erreicht mich nicht.
Drinnen brennt eine Kerze, ihr Licht durchscheint mich,
wärmt mich, verbindet mich mit Zeiten und Menschen.

Wenn es Winter wird in meiner Stadt,
wirds draußen kalt und ungemütlich,
drinnen jedoch ist es
warm und vertraut.

das wäre nur eine erste kürzung, noch vor dem eigentlichen anfang. ich würde vor allem die wiederholungen rauswerfen.
 

revilo

Mitglied
Wenn es Winter wird in meiner Stadt
dann ist es draußen kalt und fahl
drinnen jedoch ist es jäh vertraut
dort schweigt selbst die Stille

Draußen tönt die Hektik
alles irrt herum
es leuchten tausend Lichter
doch in mir bleibt es dunkel
Drinnen brennt nur eine Kerze
ihr Licht
verbindet mich

nur ein spontaner Vorschlag...

LG revilo
 
Ich würde mich auf Mondneins Vorschlag einlassen. Er kommt deinen Ideen sehr nah.

Revilos Version hat sich sehr weit von deinem Gedicht entfernt.

Viele Grüße,
Marie-Luise
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
aber im unterschied zu meinem "Vorschlag" (eher: ein haarebürsten vorm schneiden) ist es schon ein gedicht, ich meine: es beginnt zu singen.
 

revilo

Mitglied
Hallo, es geht mir überhaupt nicht darum, wessen Vorschlag der Autor besser findet...ich habe nur schnell etwas heruntergeklimpert, was vielleicht Lyrik ein wenig näher kommt als dessen Gedicht....

es beginnt zu singen....:)...das finde ich gut....

LG revilo
 
Da standen zwei Änderungsvorschläge, lieber revilo. Ich habe nur meine Meinung gesagt, welche ich besser finde.
Du bist ja der Meister der Verdichtung.

Viele Grüße,
Marie-Luise
 

revilo

Mitglied
Hallo aj....

noch eines zum guten Schluss:
Walther hat in emsiger Kleinarbeit eine Anthologie herausgebracht( siehe Veröffentlichungen), in der er in einer wirklich gelungenen Mischung höchst unterschiedliche Gedichte ( auch von LL- Leuten)präsentiert...Schau doch da mal rein....

hörenswert sind auch die Sachen von Ohrenschützer, der einige Sachen von LL-Autoren vertont hat....

ich hoffe, ich komme nicht zu oberlehrerhaft daher...

In diesem Sinne: Herzlich willkommen in der LL und frohes Dichten!

LG revilo
 

aj

Mitglied
Vielen Dank für das ganze Feedback und für die alternativen Vorschläge. Speziell der zweite Vorschlag ist halt schon recht weit weg und einfach etwas ganz anderes, etwas singender, aber auch etwas glatter; finde ich insgesamt ganz gut, aber "Dort schweigt selbst die Stille" klingt mir ein bisschen zu "lyrisch um jeden Preis", als ob die Worte möglichst bedeutungsvoll klingen sollen, aber eigentlich sich selbst im Weg stehen.

Wenn die "Stille schweigt", wird es dann nicht langsam schon wieder laut? Oder vermeide ich es da nicht, dies zu missinterpretieren? ;-)

Zu oberlehrerhaft fand ich das ansonsten nicht, generell bin ich u.a. auch hier, um besseren Umgang mit Kritik zu lernen.

Das empfohlene Buch habe ich mir zugelegt.

Auf jeden Fall großartig, dass hier so eine florierende Community zugegen ist. Bei Interesse oder Langeweile: gerne auch mein anderes Geschreibsel begutachten.

Viele Grüße und kommt alle gut ins neue Jahr
AJ
 



 
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