Wirklich so unnütz?

Gagamello

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Hier lieg ich nun.. Eine unbrauchbar gewordene, zerfetzte Plastiktüte. Inmitten anderer, die auch nicht besser aussehen als ich. Könnten wir uns austauschen, was würden sie mir zu berichten wissen. Doch tröstet mich eines: So viele man von uns auch wegwirft, wir werden doch Millionenfach neu geboren..jeden Tag..
Ich liege unter freiem Himmel. Es ist Nacht und ich seh die Sterne Ihr Glitzern und Funkeln erinnert mich an den Tag meiner ersten Berufung.
Es war ein Tag, an dem es in meinem Heim.. dem großen Supermarkt drunter und drüber ging. Schon morgens vor dem öffnen des Ladens hatten wir gespürt das dies ein besonderer Tag war. Die Verkäuferinnen hatten Unmengen an Lebensmittelkartons in die Gänge des Ladens gekarrt und die Regale gefüllt. Als dann geöffnet wurde kamen viele ..viele Leute und kauften wie die Wilden. Hunderte von uns verließen mit gefüllten Bäuchen unsere Mitte.
Erst kurz vor Ladenschluß, als eben der letzte Kunde an der Kasse zahlte, wurde auch ich.. verbraucht. Zwei Flaschen Sekt und eine Packung Chips füllten meinen Wanst. Wie kümmerlich..werdet ihr denken. I wo..sag ich..so mancher Artgenosse mußte sich schon mal mit einer Packung Klopapaier begnügen. Ich war stolz , das dieser edle Inhalt, mir, zum Transport anvertraut war. Als ich meinen Auftrag, korrekt, so sei es hier erwähnt, erledigt hatte fand ich meinen Platz auf dem Küchentisch jener Frau, die mich erstanden hatte. Korrekt deshalb, da es welche meiner Art gab, die kaum, den Laden hinter sich lassend, ihren zum Teil gläsernen Inhalt auf schmähliche Weise dem Zerbersten preis gaben. Lag es nun an ihrer Verarbeitung.. oder mag sein, sie übten Protest mit dem einzigen Mittel das Tüten wie uns zur Verfügung steht, dem nachgeben. Wie auch immer.. Auf "meinem" Küchentisch liegend harrte ich der Aufgaben, die noch kommen sollten. Doch erst Stunden später nahm mich, die mir wohlbekannte Hand, an den Ohren und trug mich, wie mir klar wurde, meiner letzten Bestimmung entgegen. Es knallte laut.
Die Sterne leuchteten am Himmel und sie bekamen Gesellschaft . Immer neue Fontänen bunten Licht´s erschienen wie von Geisterhand erzeugt am dunklen Himmel,um mit lauten Knistern zu verglühen. Ein Pfeifen und Knattern war zu hören. Und darüber ein Netz aus schillernden, funkelnden Sternenperlen. Es war eine Pracht.
Als das Spektakel endete ward ich Ergriffen. Im wahrsten Sinne des Wortes. All das zu vereinnahmen, was den Menschen nach Ende der Knallerei an Müll verblieben war, sollte mein letzter Dienst sein. Bis zum Rand wurde ich gestopft und bekam sogar noch Gesellschaft von zwei anderen Tüten. Nach dem wir satt waren, wurden wir in großen schwarzen Tonnen verstaut. Aus denen wurden wir eine Ewigkeit später von Männern in orangener Kleidung herausgeholt und auf einen Lastwagen geworfen. Der brachte uns auf einen Hof, an dessen Tor : "Müllsortierungsanlage" stand und voll war von Dingen, die niemand mehr brauchte. Dingen wie uns eben. Einmal noch sah ich etwas anderes, als den Ort, an dem ich jetzt liege. Das war, als man mich meines Inhalts entledigte und durch eine Maschine schickte, die aus mir jenen schmutzigen, löchrigen unbrauchbaren Plastikfetzen machte, der ich jetzt bin. Doch ein gutes hat das ganze. Ich kann die Sterne sehen.. die ganze Nacht... noch!
 

Gagamello

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hallo mandalinchen

danke für deine positive kritik.. freut mich sehr wenn´s dir gefallen hat :).. eine Frage noch: bist du mandalinchen aus 40/3?
 

Charima

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Hallo, Gagamello!

Dein Text ist in meinen Augen eine sehr gelungene Perspektivenarbeit. Weiter so!

Liebe Grüße,

Charima
 

Gagamello

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hallo gabi

Ja, genau das sollte es auch sein.. wer macht sich schon Gedanken über so etwas profanes wie eine Alditüte? Etwas aus dem alltäglichen Leben zu nehmen hat mich gereizt, irgendeinen Gegenstand, den viele Nutzen, aber keiner besonderen Beachtung würdigen.. :)
liebe Grüße
Gagamello
 



 
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