Wunden

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NSchaefer

Mitglied
Eine Frau sitzt auf der Bank.
Sie schließt die Augen, liebeskrank.

Kummer im Herzen.
Schmerzen im Bauch.
Gedanken an Gestern.
Gedanken in Rauch.

Von den Rändern ihrer Lider
tropfen Tränen, immer wieder.

Hofft auf Hilfe.
Sieht die Sterne.
Fühlt die Sehnsucht.
Fühlt die Ferne.

Bitt'res Wasser fließt in Wunden,
die sie lang nicht mehr empfunden.
Von den Rändern ihrer Lider
tropfen Tränen, immer wieder.

Die Zeit steht still.
Ende des Lebens.
Alle Träume verflogen.
Alle Hoffnung vergebens.

Mit den Händen an der Kehle,
schwindet das Gewicht der Seele.
Bitt'res Wasser fließt in Wunden,
die sie lang nicht mehr empfunden.
Von den Rändern ihrer Lider
tropfen Tränen, immer wieder.



(10.04.2004)
 

Inu

Mitglied
hallo liebe NSchaefer

[Blue]Von den Rändern ihrer Lider
tropfen Tränen, immer wieder.[/blue]
Diese Zeilen finde ich schön.

Ja, ja, wer nie sein Brot mit Tränen aß...

Nur

[blue]Mit den Händen an der Kehle,
schwindet das Gewicht der Seele.
Bitt'res Wasser fließt in Wunden,[/blue]

Diese 3 Zeilen kann ich nicht so ganz nachvollziehen, sie sind seltsam ausgedrückt.

Aber mir gefällt es irgendwie. Sei nicht böse, ich musste auch ein bisschen lächeln.

Einen lieben Gruß
Inu
 

Schakim

Mitglied
Hallo, NSchaefer!

Liest man Dein Gedicht, könnte es ein Lied sein. Ebenfalls wäre es als "Theaterszene" vorstellbar ... Eine Schauspielerin müsste sich darin versuchen ...

Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag!
Schakim
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

zweite Zeile...
vielleicht eher..

"schließt die Augen-vor Liebe krank"?

Für mich klingt "liebskrank" so negativ.
Sonst gefällt es mir auch, wenn sehr traurig, da sich so etwas zu tausenden jeden Tag abspielt. Im realen Leben.

lG
Stoffel
 
U

Urbinia

Gast
hallöchen,
es ist sehr schwierig, ein solch trauriges Gedicht zu bewerten, da sowas immer mit viel Herzblut geschrieben ist.
Ich finde es berührend.
Formalistisch solltest du dir die Strophe.
"die Zeit steht still..und ff" noch mal vornehmen, da verlässt du die geregelte Metrik ab der 2. Zeile.
Der Einschub zwischen zwei 2-Zeilern am Anfang passt auch nicht so, finde ich.
Die Hebungs-zahl der Strophen ist unterschiedlich
und auch die Zeilenzahl,-
alles formale Dinge, die man relativ einfach beheben könnte.
Viel Erfolg wünscht Urbinia
 

NSchaefer

Mitglied
Liebe Inu,

ich gebe zu, dass die Zeilen "Mit den Händen an der Kehle,
schwindet das Gewicht der Seele." sehr konstruiert sind und ich lange brauchte, um sie zu schreiben.
Mir ging es darum, einen Ausdruck für das Sterben der Frau zu finden. Ich dachte zunächst daran, sie tatsächlich körperlich von der Bank auf den Boden fallen zu lassen, fand das Aber zu banal. Das Bild der "schwindenden Seele" fand ich schöner...

"Bitt'res Wasser" als Umschreibung der Tränen, die in physisch zugefügte Wunden fließen, aber auch als Bild von schlechten, traurigen Gedanken, die alte Erinnerungen erwecken...

Schön, dass es Dir (trotzallem) gefällt.
Leider hast Du nicht gesagt, warum Du lächeln musstest.
Aber da auch das eine Reaktion ist, find ich's okay!

Liebe Grüße,

Norman
 

NSchaefer

Mitglied
Hallo Shakim,

da ich ja sozusagen vom Theater komme, also selbst schon eine ganze Weile (11 Jahre) selber spiele und auch Regie führe, ist das Bild einer "Szene" gar nicht so weit weg.

Ich schreibe viele meiner Texte inzwischen auch in der Art, wie ich Theater auf die Bühne bringe. Sehe also sehr deutlich vor Augen, was ich dann zu Papier bringe.

Freut mich, dass Du das "bemerkt" hast!

Liebe Grüße!
 

NSchaefer

Mitglied
Hallo Urbinia,

schön, dass es Dich berührt hat!

Auch Danke für das Aufmerksam-machen der formalistischen "Fehler". ABER:
mir persönlich ist Metrik, Hebung, Zeilenanzahl und all der andere stilistische "Kram" ziemlich egal.
Ich möchte ungern den "richtigen" Weg gehen - schließlich: Was ist das Richtige? Das, was alle machen? Das was früher gemacht wurde? Ich möchte mich ein wenig davon lösen und frei machen... Und achte auch selbst bei anderen nicht in erster Linie darauf.

Gedichte sollten Seele haben, berühren (so, wie es anscheinend Dich berührt hat) und irgendetwas beim Leser bzw. Hörer in Schwingung bringen.

Habe übrigens inzwischen sehr oft bemerkt, dass es einen so großen Unterschied gibt, ob jemand meine Texte liest oder ich sie vorlese... Da passiert zwischen Leser, Text und Hörer so unendlich viel mehr!

Ganz liebe Grüße!
 

NSchaefer

Mitglied
Re: Hallo,

Hey Stoffel,

da liegt ein kleiner Unterschied.
Sie ist nicht "vor Liebe krank", weil nicht die Liebe sie krank gemacht hat.
Sie ist "liebeskrank", weil ihre Liebe krank ist.

So wie man "herzkrank" ist. Da macht einen ja auch nicht das Herz krank, sondern das Herz ist krank.

Ich wollte die Liebe als eigenes - fast körperliches - Organ sehen. So wie die Seele krank sein kann oder eben das Herz, die Augen usw. - so ist bei dieser Frau halt "die Liebe" krank. Und darunter leidet sie.

Ist jetzt vielleicht ein bisschen die bekannte "Goldwaage", aber ich finde das Wort "liebeskrank" irgendwie deutlicher (und schöner).

:)

Grüße zurück!
 



 
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