Wurzeln und Flügel

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rogathe

Mitglied
Hallo Elke,
dem Baum ist es gleichgültig, was im Geäst geschieht.
Er toleriert nicht, integriert nicht.

nachdenkliche Grüße
rogathe
 

ENachtigall

Mitglied
Er lässt sie "von Natur aus" an seinem unmittelbaren Lebensraum teilhaben, rogathe; im Gedicht personifiziert dargestellt.

Grüße von Elke
 

Wipfel

Mitglied
Wer bestimmt den Himmel? Vögel? Mit ihren Flügeln? Der Himmel ist selbstbestimmt. Nö, das Bild stimmt nicht.

Und den Baum kannst du wimmern hören, bei jedem Spechtklopfer zum Beispiel. Das kann man sogar messen. Doch, ich glaube der Baum fragt nach Herkunft und Dauer.

Es ist ihm nicht gleichgültig, was um oder auf ihm passiert. Manches erlebt er in Symbiose (z.B. den Specht), anderes macht ihn krank (z.B. der Leberpilz). Er kann sich nur bedingt wehren, das ist alles. Aber er reagiert.

Gruß von wipfel
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo ENachtigall,

Wölfe hassen uns Menschen nicht, auch dann, wenn sie unsere Lämmer töten und fressen. Sie wollen leben. Nichts sonst. Still duldet die Tanne den Horst des Milans. Solange wir die Geschichten, die sie sich Milan und Tanne erzählen, nicht hören können und nicht verstehen, sollten wir wenigstens freundlich über sie berichten. Das hast Du mit einem schönen Bild getan. Gefällt mir.

lg
die dohle
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Wipfel,

danke für diesen Kommentar, der sich liest, als beziehe er sich auf einen Prosatext.

Daher wird mir die konkrete Vorstellung von jemandem, der das Wimmern eines Baumes misst, wenn der Specht anklopft, wohl noch lange in heiterer Erinnerung ... Bleiben bauen :)

Auf dass uns alle noch lange Zeit der Leberpilz verschont,

grüßt eine freundlich gestimmte

Elke!
 
Hallo Elke,
Wipfel hat recht. Das Bild stimmt nicht. Die Flügel bestimmen den Himmel nicht. Nur manchmal. Sind es die Wolken, die Gestirne, Stürme, Nebelschwaden, Hagelschauer? Wer weiß.
Aber deine Zeilen stimmen und sind von großer Poesie.
Was macht es da schon aus, wenn auch der Stamm für die eine oder andere Bleibe herhalten muss? Und selbst den Sturm fragt der Baum nicht nach Herkunft und Dauer, wenn er ihn nur stehen lässt.
Gruß Paul.
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Paul,

bestimmt ist nicht nur derjenige, welcher den Ton angibt, wenn ich so sagen darf ... Vielen Dank für Deinen Besuch und die freundlichen Worte, die Du hier gelassen hast!

Grüße von Elke
 

Wipfel

Mitglied
Darf Lyrik naiv sein?

Natürlich. Wie die Malerei auch.

Naive Lyrik. Dazu zähle ich dein Gedicht. Ganz ohne Leberpilz.

Grüße
 

ENachtigall

Mitglied
Naive Lyrik. Dazu zähle ich dein Gedicht. Ganz ohne Leberpilz.
Hallo Wipfel,

"der Leberpilz" ist leider sehr präsent. Wenngleich er nicht konkret erwähnt wird, besiedelt er die relative Nähe eines parallelen Zeitgeschehens. "Sichtbar" wird er durch querverbindende Ankerworte.
Sollte der Text das gar nicht transportieren, ist es entweder ein schlechtes Gedicht oder die lyrische Zündung lässt zu wünschen übrig.
Wer es in welche Schublade legt, ist mir dabei gar nicht so wichtig.

LG

Elke
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Herbert,

danke für den Besuch und Deinen Gedanken zum Text.

Mit dem "immerhin" werde ich nicht warm, weil es mir zu sehr nach "wenigstens" oder "zumindest" klingt und somit ins Wertende driftet.

"Bleiben" steht als Substantiv für Unterkünfte, Nester, Behausungen und im verbalen Gebrauch für einen undefinierten Zeitraum. Die verbale Variante erschließt sich jenseits des Schriftbildes im Akustischen. Genau so soll es sein: Seiner sprachlichen Struktur nach Behauptung, Betrachtung, Feststellung.

Liebe Grüße,

Elke
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Liebe Elke,

das Gedicht spricht mich sehr an. Freilich: man könnte endlos über "schiefe" Bilder nachsinnen oder auch die Frage nach dem völlig stimmigen Bild stellen – und würde wohl keine befriedigende Antwort bekommen.

Bilder sind ja letztlich unvollkommene Werkzeuge für die Bewertung unseres Handelns. Leider gibt’s keine besseren, wir brauchen sie also und nutzen sie und produzieren zwangsläufig neue Fehler im Sinne anfechtbarer Aussagen: Ein Baum kann sich nicht wehren, er kann keine Tür zuschlagen, wenn ihm danach ist; und wem fallen nicht die Kormorane ein, die sich auf bestimmten Bäumen längs von Flüssen niederlassen und diesen oft nach wenigen Jahren den Garaus machen…

Trotzdem weiß jeder, dass Bäume und Vögel Eigenschaften haben, über die wir gern verfügen würden, dass sie in der Regel eine gesunde Symbiose eingehen, aufeinander angewiesen sind, voneinander leben…
 



 
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