Zaungasts Adventskalender, 11. u. 12. Kläppchen

Zaunkönig

Mitglied
Elftes Kläppchen

„Süßer die Glocken nie klingen ...“, im Klartext: „schmeichlerischer, verlogener die Glocken nie klingen als zu der Weihnachtszeit“, oder „Kling Glöckchen kling, sing Circe sing.“

Kommissar Zaungast nimmt das kleine Glöckchen aus dem elften Türchen und läßt den Klöppel gegen die Glockenwand schwingen. „Nein, mir machst du nichts vor“, sagt er, „deine vornehmste Aufgabe ist es, zum Takt der Werbetrommel all den Einkaufsschlangen an den Registrierkassen der Warenhäuser die richtigen Flötentöne beizubringen. Klingelnde Glocken für klingelnde Münzen ... ob nun in den Kassen der Konsumtempel oder im Klingelbeutel der Kirchenkollekte. Schäm dich! Da lob ich mir doch die Totenglocke. Sie ist die ehrlichste unter euch Glocken. Und ihrer ist auch das letzte Wort. Amen.








Zwölftes Kläppchen

„Na also“, zeigt sich Kommissar Zaungast erleichtert, „da haben wir ja die ersten Krippenfiguren für dieses Jahr ... Schrank und Nase ... ich werde sie heuer wohl als Ochs und Esel einsetzen.“

Es muß angemerkt werden, daß es im Büro von Kommissar Zaungast althergebrachte Sitte ist, zu Weihnachten eine Miniaturkrippe mit stadtbekannten Ganoven als Krippenfiguren aufzustellen.

Schrank und Nase waren zwei üble Halunken in Diensten Joey Rottas, des unumschränkten Herrschers über das stadtgrößte Syndikat. Die beiden galten als unzertrennlich. Nase war hinterhältig und verschlagen, genauso falsch, wie es seine Visage erahnen ließ. Sein Kumpel Schrank war mehr geradeheraus, wohl nicht mit der Zunge, aber mit den Fäusten. Nase steckte seine Nase gern in anderer Leute Schränke, vornehmlich in Geldschränke, Schrank hingegen plazierte seine Fäuste mit Vorliebe auf anderer Leute Nasen. Von jeher nannte man ihn Schrank, denn er war groß und breit wie ein Schrank und hohl wie ein Schrank.

Diesen beiden Ganoven also weist Kommissar Zaungast in seiner diesjährigen Weihnachtskrippe die Rollen des Ochsen und des Esels an.
 



 
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