Zeige mir deinen Zaun.....

Zaunbegriffe: Zaunkönig, Zaunechse, Zaunwinde, Lattenzaun, Mauer, Steine, Tor, Bäume, Hecken, Mauerblümchen, Maschendraht, Rost, Ecken, Pfosten.

Zeige mir deinen Zaun und ich sage dir, wer du bist!
Mein täglicher Weg zum Arbeitsplatz führt vorbei an einer Reihe eingezäunter Villen im Stil eines vergangenen Jahrhunderts. Die Häuser sind reichlich heruntergekommen, mit ausgetretenen steinernen Zugangswegen, die durch verwahrloste Vorgärten zur Eingangstür hin führen.
Doch das Interessanteste an den Häusern sind die Zäune davor. Sie erzählen noch etwas vom sozialen Status ihrer ehemaligen Besitzer! Einst prächtige schmiedeeiserne Gitter
und Tore sind da zu sehen, versehen mit künstlerischen Rosetten, Wappen, mit Jahreszahlen, Ornamenten und Initialen, alle gehalten durch stabile, aus Erz gegossene oder aus Stein gehauene Pfosten. An Jäger- und Holzzäunen mit einst kunstvoll zugeschnittenen Latten, sowie an genau eingepassten Maschendraht-Elementen und lebenden Zäunen aus inzwischen verwilderten Hecken komme ich vorbei. Diese Zäune umhegten und beschützten einmal den Wohlstand der ehemaligen Villenbesitzer, von dem kaum mehr übrig blieb, als das von Rost angefressene Eisen, von Frost und Hitze gesprengte Mauern und Pfosten und halbverwittertes Holz.
Niemand scheint mehr zuständig für diese Zäune, für einen Anstrich, für das Schneiden der Hecken, für abgefallene Latten oder gar für die Pflanzen in den dahinter versteckten Vorgärten. Es ist, als würde Dornröschen dort weiterschlafen!
Meine neugierigen Blicke durchdringen die alten Zaunruinen, bahnen sich einen Weg durch entstandene Löcher und Lücken, wie die lautlos dahingleitenden Eidechsen und wie der winzige Zaunkönig. Sie lassen sich nicht aufhalten von üppig wuchernden Nesseln und von den zartrosa blühenen
Zaunwinden.
Bewundernswert scheinen mir die eher unscheinbaren, aber zähen Zaun- und Mauerblümchen, die sich auch unter einem
wild wachsenden Gestrüpp behaupten, so tapfer und mutig, wie einst die vergessenen Erbauer dieser verrottenden Villenreihe aus einem längst vergangenen Jahrhundert.

In Gärten, da wuchern Hecken
und Winden blühn rötlich am Zaun,
geschützt von Mauern und Ecken
da liegen die Echsen und schaun.
Der Wind weht heut lau aus Südost,
er schüttelt die Blätter am Baum
und am Tor knirscht leise der Rost.
 
G

Gegge

Gast
Hallo Bernhard,

Na, da hast Du aber ziemlich vieles an deinem Text als überflüssig gekürzt ;-)
und bist am Ende auf ein Gedicht gestoßen.


Deinen Text hätte ich wie folgt gekürzt:
(hoffe in etwa das stehen gelassen zu haben worauf es DIR ankommt)

Die Zäune hegen und schützen nur noch halbherzig den Wohlstand ihrer Besitzer, von dem kaum mehr übrig blieb, als rostiges Eisen, von Frost und Hitze gesprengte Mauern und Pfosten und modriges Holz.
Wie beherzt scheinen dagegen, die Zaun- und Mauerblümchen, die sich durch alle Zeit behaupten, so tapfer und mutig, wie einst die vergess'nen Erbauer dieser alten Villen einer vergangenen Epoche.


Als Gedicht jedoch happert es am Versmaß.
Ich würde in der ersten Zeile das "die" entfernen und an den Anfang der zweiten Zeile stellen.
Wenn Du dann noch in der dritten Zeile statt "hinter" das Wort "von" verwendest, hast Du durchgehend 8 Silben pro Zeile.

Gruß Gegge
 

Haget

Mitglied
Hallo Bernhard,
nach diesem Endergebnis - wer mag da noch seines veröffentlichen?! (Ich liebe in solchem Falle das "?!" - ist aber ja wohl eigentlich "verboten"?!)

Aber: Bitte ein E-Mail mit erstem Text an mich. Ich glaube, ich hätte anderes empfohlen als allerletzten Feinschliff. Danke.

Liebe Grüße
Hans-Georg
 

Haget

Mitglied
MoinMoin Bernhard,
danke für Dein E-Mail.

MoinMoin auch gegge!

Die ersten beiden Zeilen lauteten also:
In Gärten, da wuchern die Hecken
und Winden blühn rötlich am Zaun,​
Mir missfällt an der ersten Zeile das rückbezügliche DA, wie es oft vermeidbar verwendet wird, manchmal auch unvermeidbar. Aber empfinde nur ich es als unschön? Mein Tipp wäre gewesen:
An Gärten wuchern die Hecken
- Winden blühn rötlich am Zaun,​
Natürlich Ansichtssache. Aber ich wüsste gerne, ob nur mich alleine so rückbezügliche Wörter stören.

Gruß
Hans-Georg
 
Zeige mir deinen Zaun...

Versmaßlich nicht ganz vollkommen
ist mein kurzes Zaungedicht,
daher wird es festgenommen
und kommt vor das Reimgericht!
Meine Bitte, strenge Richter:
Lasst die Silben wieder frei!
denn ein Urteil, meint der Dichter,
wäre Erbsenzählerei.
 

Haget

Mitglied
Hallo ALLE,
mir geht es doch gar nicht mehr um Deine - gelungene! - Lösung. Ich würde sehr gerne wissen, ob ich mich in diese rückbezüglichen Wörter zu Unrecht verbissen habe. Ist der häufige Gebrauch normal oder muss man sie (so mein Gefühl) möglichst meiden?
Sollte ich dieses Thema mal zur "Diskussion" stellen?
Ich möchte lernen! ...andere ja vielleicht auch.

Gruß
Hans-Georg
 
Zeige mir....

Hallo gegge,
Spaß beiseite, Du hast Deine Aufgabe sehr gur gelöst!
Nur, ich meine, ein Monatsthema sollte nicht allzu eng eingegrenzt werden. Die Phantasie soll sich entfalten können.
-Bernhard-
 
S

Sanne Benz

Gast
Lieber Bernhard,
mir gefällt Dein Beitrag sehr und auch das Gedicht.
Ich blieb und bleibe oft an schönen Zäunen stehen..nein nicht Maschendraht oder Holzzäunen..aber an den anderen.:)
Sie sind oft fotografierenswert...Du hast mir einige schöne Bilder wieder gebracht.
Ob nun Berlin oder München,ich kenne auch die Villenviertel..
wenn ich da an deren MAUERN,manchmal Zäunen, vorbei ging hab ich immer nur gedacht:
"ach die armen.."
Ulkig was?
Sie wollen verstecken was sie haben..und es ist ein Zeichen,das sie für sich bleiben wollen.Denn WELCHER ebenfalls Reicher spaziert am Sonntag dort schon vorbei?

Das mal meine Gedanken dazu..
schönen Tag
lG
Sanne
 



 
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