Zeuge

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weghenkel

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Zeuge


Ich muß der Zeuge sein: von allen Dingen.
Und will doch Zukunft planen - in der Nacht.
Daß Lydiens Ströme Gold und Silber bringen,
Mein Elektron ins ferne Haus - bedacht.

Von pontischem Gestade Kirschen, Nüsse
Für meinen Seelengarten - durch ein Tor
Kolchischen Zaubers und der Sühneküsse:
Verliese öffnen sich - du stehst davor,

Zu lösen jetzt den Fluch der Tantaliden.
Ein Leben lang verleumdet und verkannt.
Doch ein Prophetenbart spricht die Atriden
Schuldig und frei - ein Wort, heilig verbrannt.

Es jagt die Not noch trommelnd an den Hängen
Des Morgens hin: ich bin in ihren Fängen.
 

blaustrumpf

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Zur Zeugenschaft

Der Zeuge zeigt vor allen Dingen,
dass du, mit Lupe blickgestählt,
wirst Verse du, wirst Reime bringen,
die selten sind, ja, auserwählt.

Doch mag beim Lesen ich wohl murren,
wenn du in deiner Dichterhast,
die Reime ja gut festzuzurren,
auf etwas du vergessen hast.

Damit ich doch nicht stolpern möge,
so bitte ich, in Freundschaft, dies:
Dass mich ein Apostroph mitzöge

nach Kolchis, wäre das zu fies?
Ich gern dann auch als Zeugin zöge,
was mir die Sagenwelt verhieß.


Notiz für alle, denen mein Kommentar zu kompliziert ist:
Mit einem Apostroph wäre der Kolchis'sche Zauber nicht nur den aktuellen Zeichensetzungsregeln entsprechend, sondern auch leichter für mich lesbar.

Dass mich weghenkels verkapptes Sonett inspiriert hat und ich es schon allein deshalb (aber nicht nur deswegen) zu schätzen weiß, versteht sich hoffentlich auch ohne zusätzliche Notiz.

blaustrumpf
 



 
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