Zitterritter

4,50 Stern(e) 2 Bewertungen

Khalidah

Mitglied
in die Sonne!
schließe ich scharf
tausend Eilpfeile

einer trifft immer
wahrscheinlicher

unten auf meinem Erdpferd
bin ich sicher
wie ich weiß
ein Wahraber
aus der Wenichwüste
"Trinker der Lüfte"
wir sind uns treu

ich folge seinen Sätzen
will es wieder weiter weiden

und scheut es - Halt!

durch
die Schlösser
sprengen wir im Galopp
es sind die Oasen
die wir suchen
bei beiden Enden der Welt
 
M

Monfou

Gast
wortkunst - kunstwort

Hi, verehrte Khalidah,

oh, wie schön, wieder etwas von dir zu lesen! Deine Wortschöpfungen sind unübertrefflich. Dichtung durch und durch.
Also - ein wunderschönes dichtes Gewebe!

(Nicht als Kritik, sondern nur als Hinweis: Die Groß- und Kleinschrift wechselt im Gedicht. Absicht oder von mir nur nicht nachvollziehbar? Also "schlösser" und evtl. "enden" in der letzten Strophe sowie "erdpferd" sind Substantive, die du klein schreibst. Andere wie "Sonne" schreibst du groß. Das - ebenso wie die fehlende Überschrift UNMITTELBAR über den schönen Zeilen - sind rein kosmetische Sachen.)

Meine Hochachtung, nochmals und herzlichen Dank für die Wortzauberei, herzliche Grüße von

Monfou
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
interessant finde ich besonders:

in die Sonne!
schließe ich scharf
tausend Eilpfeile

Zunächst geklärt: es ist tatsächlich:

"schließe".

Das eckte in meinem Kopf an, schwang sich herum, und ich rechnete mit einem Tippfehler.

Es ist aber keiner.

Die Pfeile werden in die Sonne geschlossen, sie werden in der Sonne quasi verborgen.

Ein viel stärkeres Bild, als "schießen".

Viele Grüße von Bernd
 
M

Monfou

Gast
Hi Khalidah, hi Bernd!

Oh, ja über das "schließen" bin ich auch ein wenig ins Rätseln gekommen. Schließe / Schieße mich da durchaus deiner Theorie an!
Im Übrigen vermisse ich ein wenig deine (Bernds) Theoriebeiträge. Waren zwar manchmal reichlich, aber jetzt bekommt man ja Entzugserscheinungen.
Schöne Grüße an alle

Monfou
 
T

theubner

Gast
ach...

...welch glück dem trockenschwimmenden querdenker zu teil wird, da du uns wieder mit wortgespinster aus widerwagigen verlorenheitsängsten erweckest...

...inhaltlich will ich nicht weiter auf die sonnenmilchigen vanilleeisträume eingehen - entweder man versteht oder bleibt hilflos - denk ich...

...was die einwände zur fehlenden ersichtlichkeit der groß- oder kleinschreibung angeht, so will ich mich bedingt anschließen...einerseits müssen wir uns von den grenzen des klassendenkens bezüglich der worte lösen, aber andererseits scheint es mir, oh liebste khalidah, dass du dein konzept - was es bestimmt gab, nicht konsequent durchhalten konntest...

...meine einzige, wenn auch unbedeutende, bemängelung bezieht sich auf das ende deines verwerklichtem...ich finde die letzte strophe eigentlich viel zu eindeutig...ihr fehlt das hintergründige, zwielichtige geheimnis...es sollte vielleicht dem leser in soweit spielraum lassen, das ein zweifel am ende bleibt...zum beispiel schon - als einfachste variante - "bei beiden enden von welt"...

...wie immer...meine meinung...war schön was von dir zu lesen...pyn...theubner...
 

Khalidah

Mitglied
Hallo zusammen,

ach wie gut das tut, ein wenig das Ego gekrault zu
bekommen... :D

Da das "Schließen" als Absichti enttarnt wurde, muss ich
gestehen, dass ich diesmal keine metaphsische Erklärung für meine Groß- und Kleinschreibung habe. Nachdem Monfou mich darauf hingewiesen hatte, habe ich mal alle Substantive groß gesetzt, damit man sie diesmal von den Nicht-Substantiven unterscheiden kann...die restliche Kleinschreibung erklärt vermutlich mein Drang, mich avantgardistisch beweisen zu müssen und von der freien Rechtschreibung Gebrauch zu machen ;)

Ich glaube, das -wie theubner feststellte - recht eindeutige Ende kann im Grunde gar nicht anders sein. Obwohl ich für gewöhnlich die letzte bin, die eine verführerische Mehrdeutigkeit von der Federkante stößt, entspräche sie hier nicht dem, was ich sagen wollte.
"bei beiden Enden von Welt" ... würde sich zwar prima in das Ritterliche einfügen... *überleg* Aber mir gefällt die letzte Zeile so klanglich einfach besser *g* außerdem scheint das "der" das ganze im Bild zu halten.
In der letzten Strophe habe ich ein ziemlich stoffliches Bild im Kopf und auf dem Papier (soweit ich konnte), eine weitere Deutungsebene würde das aber etwas stören.

Dieser Zitterritter mit seinen Eilpfeilen in die Sonne, der auf seinem Erdpferd (wieder unten also) durch lebensfeindliche, flutleere Wenichwüßten jagt, ist nämlich nicht habsüchtig auf die Fata-organischen Luftschlösser aus, dieser sucht Oasen - die alles bedeuten, was sie sind. Die Nahrung spenden, wie Inseln sind - LEBEN geben. (Sorry, ich kann nicht lassen...*g*)
Ein Zitterritter mit "Wofür", sozusagen mit einem Auftrag ausgezogen. Wenn er erstmal gefunden hat, kehrt er dann zurück mit der Botschaft - einer, der (schon/noch/doch) etwas gefunden hat, das ihm wichtiger ist als seine rasende Suchsucht. (Also kein flüchtiger Knappknappe mehr - das musste jetzt einfach noch sein... ;) )

Hmmm *innehalt* , klar ist mir das klar - ich hab das schließlich geschrieben, aber vielleicht sollte ich zur Erläuterung meines Ansinnens eine weitere Episode schreiben bzw. eine vorige?


Liebe Grüße
Euch

Khalidah
 



 
Oben Unten