Zuneigung

ninnicatania

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Schon erledigt. Der Punkt ist gesetzt. Der Satz zu Ende. Ich lasse dich frei. Fliege hinaus. Du erlangst wieder die Freiheit. Eine unklare Beziehung ist nicht mehr existent. Sie bestand doch nur aus Konsonanten. Aus Vokalen. Ich gebe zu: nur eine Illusion. Und doch vermittelte sie mir Gefühle. Verbarg jede Silbe einen Gedanken, der zu dir fliegen sollte. Um dich zu umarmen. Zu berühren. Doch bliebst du fern. Bliebst stumm. So lief ich lange Wege um die Welt, nur um dich zu erreichen. Nacht für Nacht. Die Tastatur war mein Wort, meine Finger meine Sprache. Ich wartete geduldig bis sie ankamen, die Satzkonstrukte. So lieb auserkoren, die Wörter, so vorsichtig ausgewählt, die Sätze. Darauf bedacht, jede Verletzung zu vermeiden. Wie oft wartete ich geduldig auf das Zeichen deiner Anwesenheit. Wie oft vergebens. Du kamst nicht und die Traurigkeit überkam mich. Wie seltsam mir das alles erschien, als ich merkte, dass mehr entstanden war als nur ein Zeitvertreib. Sogar mehr als nur dilettantische Gespräche über die Welt, Auseinandersetzungen über uns und die Philosophen, die wir aus der Schulzeit hinübergerettet hatten. Und wie wir immer wieder versuchten, unsere Gemütszustände zu deuten. Dein \"Hmm\", das ich nie verstand, und du, darauf bedacht, geheimnisvoll zu bleiben. Nie gabst du mir eine eindeutige Erklärung. Die Unverständlichkeit kann manchmal dazu führen, das nicht Vorhandene als gegeben zu deuten. Es ist allerdings nichts Anderes, als der Versuch, die Wirklichkeit zu recht zu biegen. So verbog ich immer wieder Zweideutigkeiten in Eindeutigkeiten und maßte mir an, deine Gefühle für mich einzunehmen. Wärst du doch nur verständlich gewesen. Wärst du doch die Vervollkommnung meiner Wünsche geworden. So wären meine Träume zu Wünschen geworden und wie im Märchen hätte ich ihre Verwirklichung an mich gerissen. Alles ist zerronnen. Ich kann dich nicht mehr entführen in meiner Welt. In meiner Phantasie. Die nach dir ausgestreckte Hand, sie berührt nur die Leere, die du hinterlassen hast. Die Augen irren umher, betrachten die Umgebung. Sie können dein Gesicht nicht erkennen. Wo du dich versteckst, dieses Wissen werde ich niemals erlangen. Versuche, mich dagegen zu wehren, diese Wahrheit anzunehmen... Vergebens. Ich muss hinaus, ich muss Dich finden. Voller Zuversicht mache ich mich auf den Weg. Nichts wird mich davon abhalten, den eingeschlagenen Pfad zu verlassen. Werden auch viele Jahreszeiten meinen Weg säumen, so ist mir dies bedeutungslos. Sollen doch harte Winter und heiße Nächte versuchen, mich zu bezwingen. Meine Zuversicht werden sie mir nicht nehmen. Stark genug fühle ich mich. Kämpfen werde ich um Dich. Stunde um Stunde. Bis der anbrechende Tag mich aus dem Traum entführen wird, der zumindest eine Nacht lang mir den Glauben gab, irgendwann deine Hand ergreifen zu können.
 



 
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