Zwei Spiegel

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werther

Mitglied
Stecheisen,
weichendes Fleisch,
Knochen treten zurück,
voll Ehrfurcht.
ein Schrei in den Augen,
doch nur ein Gurgeln,
dringt zu mir durch.
wie wenig Blut,
fließt doch nach Außen,
und der Schmerz,
dringt nicht heraus,
erregt kein Mitleid.
Kälte bleibt
Anfang und Ende


Schweiß auf der Stirn,
zwischen den Furchen,
glänzend wie Tau,
auf alten Knochen.
dazwischen
wässrige Bälle,
drehend und kreisend,
umrandet von Lappen,
grau wie von Ruß,
haarig und schlaff.
gelbliche Landschaft,
uneben durchsetzt,
von Wülsten und Haaren.
ein Berg von Knorpel,
thront in der Mitte,
und wirft lange Schatten,
auf Blutsäcke.
spröde und karg,
Alles in Allem
 
B

bonanza

Gast
alles in allem zu viel.
trotzdem in der dichte nicht uninteressant.

doch zu viel.
bon.
 

werther

Mitglied
Menge

Es sollte von der Form her eigentlich nebeneinander stehen, um die Gleichwertigkeit und gleichzeit auch Trennung hervorzuheben. Diese Form hier regt leider zum runterlesen an, da kann es erstens wie eine bloße Doppelung wirken, zweitens langweilen. Stimmt schon
 

MH

Mitglied
hallo werther,

zwei spiegel - einer im anderen, grundsätzlich austauschbar (alles in allem). in diesem skurill-abstrakten mordszenario zeigst du die subjektivität aller rollen im extremsten bilde, zumindest kommt das bei mir so an.
sprachlich herausragend, vor allem die ersten vier zeilen reissen den leser in den text hinein. keine einzige der folgenden zeilen enttäuscht, man braucht nicht einmal einen hang zum morbiden haben, um dieses gedicht zu mögen.

würde der text tatsächlich nebeneinanderstehen, wäre der damit offenbar erwünschte "spiegeleffekt" schon alleine aufgrund der zeilenanzahl nicht schlüssig - mehr symmetrie täte dem text hier gut.

ohne ein wirklicher kenner seines werkes zu sein, fühle ich mich ein wenig an gottfried benn erinnert.
mag aber täuschen.

fazit: eines der besten gedichte hier, das mit einem letzten formalen schliff perfekt werden könnte.

mfgMH
 

werther

Mitglied
Kritik

Erstmal ein Dank für die wohlwollende Kritik, ich muss leider zugeben, dass die Zeilenlänge noch nicht ganz passt. Auch wenn ich den Interpretationsspielraum nicht zu eng stecken möchte muss ich dennoch betonen, dass es sich eben nicht nur um ein einzelnes Szenario handelt, wie schon aus dem Titel hervorgehen sollte. Die Gegenüberstellung der beiden Abschnitte möchte hier nicht allein als förmliche Spiegelung der jeweiligen Szenen dienen. Vielmehr treten die Eindrücke der beiden Abschnitte als getrennte Spiegelelbilder der Seele auf, die jedoch dieselbe Emotion reflektieren: Den Ekel des Lebens. Dieser Genitiv ist durchaus mehrdeutig.
Ich hoffe, ich verrate dadurch nicht zuviel und versuche lediglich eine Spur zum besseren Verständnis zu legen.
 



 
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