Ufff nofrank, so wie Du das schreibst, weiß ich gar nicht genau
worauf Du anspielen willst. Das ausgelehnte Fenster und das "?!" lassen
bei mir jede Menge Interpretationsmöglichkeiten offen, was Du nun genau
damit meinen könntest. Und da ich Fragen eigentlich immer versuche möglichst
genau zu beantworten, muss ich jetzt alle Möglichkeiten abgrasen, die ich
da glaube zu erkennen.
Das wird jetzt wieder eine längere Geschichte. Manchmal wünsche ich mir,
man könnte mehrdimensional sprechen und schreiben. Das würde die ganze
Kommunikation enorm beschleunigen und effizienter machen. Jetzt aber muss
ich den ganzen Gedankenraum abwickeln und in einem dünnen Faden
seriell abspulen. Dabei gehen natürlich wieder jede Menge Querverbindungen
den Bach runter. Aber so ist's nun mal.
Vorwarnung: Es wird eine längere Antwort. Hier ist also noch eine Möglichkeit
auszusteigen.
Los gehts! Ich fange von hinten an: Du sagst "pfleglicher umgehen". Ich
habe mir meinen Kommentar noch einmal durchgelesen und ich glaube, ich bin
weder persönlich noch sonst irgendwie in irgendeiner Form tätig geworden,
die Markus.E direkt angeht. Alle meine Äußerungen beziehen sich auf seinen
eingestellten Text. Auf sonst nichts. Ich habe auch nichts in der Art
geschrieben: "Du machst was falsch, so macht man das nicht!". Ich schreibe
"...überzeugen MICH nicht, MICH stören...". Das ist nur mein subjektives
Empfinden, meine subjektive Einstellung und mein subjektiver Geschmack.
Mehr kann das auch nicht sein. Literatur ist nun mal nicht eindeutig und objektiv.
Die kommt immer subjektiv an. In dem Forum ist Textarbeit ausdrücklich
erwünscht, also kann es auch nicht falsch sein, wenn man dann diese Textarbeit
ausführt.
Die eingestellten Texte wirken nun unterschiedlich auf mich. Manche Texte
finde ich durch die Bank weg gut. In dem Fall brauche ich keine subjektive
Textarbeit zu machen. Wieso auch? Da reichen die Pünktchen aus und u.U. ein
begleitendes "Gut!" oder sowas in der Art. Mit manchen Texten kann ich gar
nichts anfangen, dazu nehme ich auch keine Stellung. Manche langweilen mich
nur, dazu nehme ich auch keine Stellung. Und manche Texte sprechen mich
irgendwie doch an, die haben was ;-), ich persönlich finde sie aber nicht
gut oder weniger gut... In dem Fall erledige ich (beu Lust und Laune)
meine Textarbeitspflicht. Bei wieder anderen habe ich ein indifferentes
Gefühl und ich lade die dadurch erzeugten "spontanen Texteindrücke und
Textassoziatonen" ganz brav und regelgerecht mit dem entsprechenden Häkchen
im Radio-Button auf der grünen Wiese ab.
Ok, was wäre nun Textarbeit, die u.U. etwas bewirken könnte. Zuerst
die meiner Meinung nach weniger geeigneten Formen:
"Das gefällt mir nicht!"
"Das ist doch keine Lyrik!"
"Das hast Du schon besser gemacht!"
:
:
:
Mit solchen Äußerungen kann kein Mensch wirklich was anfangen. Das sind
schnell abgeschossene Befindlichkeiten, die den armen Kritisierten ziemlich
im Regen stehen lassen. WAS gefällt denn nicht" WIESO ist das keine Lyrik?
WO und WIE und WARUM hast Du das schon mal besser gemacht? Darum gehts! Damit
kann der Kritisierte etwas anfangen. Er kann es als berechtigt akzeptieren und
versuchen, daran oder daraus zu lernen oder er kann es als unberechtigt empfinden
und es vergessen.
Also, wenn man etwas kritisiert, dann sollte man das Kind auch beim Namen nennen.
Das hat somit nichts mit pflegeleicht oder unpflegeleich zu tun, sondern damit,
ob man seine Kritik irgendwie untermauert, so dass der Kritisierte einen
Angriffspunkt hat, etwas mehr oder weniger Verwehrtbares geliefert bekommt.
So, das wäre die Geschichte mit der verwertbaren Kritik an sich. Kritik ist das
Eine. Besser machen oder versuchen ist das Andere. Wenn man kritisiert, kann man
auch Beispiele und Vorschläge machen, wie es aus der persönlichen Sicht besser
wäre. Ob der Vorschlag letztendlich wirklich besser ist, liegt natürlich wieder
im Auge des Betrachters. Aber der Vorschlag kann die Kritik untermauern und
beispielhaft zeigen, was man kritisiert hat und bekommt mit dem Vorschlag gleich
eine Umsetzung geliefert. Auch sowas verstehe ich unter konstruktiver Textarbeit.
Damit meine Antwort zu dem "übereifrig". Ich sehe sowas nicht als übereifrig an,
sondern als beispielhafte Gegendarstellung, wie eben beschrieben.
"... aus'm dem fenster gelehnt(?!)..."
Dinge, die der Fensterauslehner wissen sollte, bevor er sich auslehnt
Was versteht man so landläufig darunter? Man lehnt sich weit aus dem Fenster.
Man verlässt einen sicheren Raum. Man läuft Gefahr abzustürzen. Man verlässt die
kuschelige Mitte, in der sich die statistische Menge aufhält. Man schwimmt gegen
den Strom. Man kann anecken (mildere Form des Absturzes).
Ich denke, damit hat man das Bild eines Fensterauslehners mal grob umrissen.
Jetzt behaupte ich einfach mal folgendes: JEDER, der hier einen Text einstellt oder einen
Kommentar loslässt, der nicht so weichgespült und glattgebügelt ist, dass er nahtlos
in der Menge mittreibt und spurlos darin untergeht, lehnt sich mehr oder weniger
weit aus dem Fenster. Ergo ist das Fensterauslehnen ein potentieller Begleiter
in dem Bereich.
Jetzt sage ich des Weiteren: Wenn man sich aus dem Fenster lehnt, muss man auch damit
rechnen, den Halt zu verlieren und abzustürzen. Der Gefahr bin ich mir bewusst und ich
werde nicht in Tränen ausbrechen, falls ich abstürze. Das nennt man ein kalkuliertes
Risiko eingehen.
Auch gilt: Nicht alles was weit aus dem Fenster lehnt, muss zwangsläufig abstürzen.
Wenn man sich mit Hebelkräften auskennt, kann man durchaus sinnvolle Massnahmen ergreifen,
die einen Absturz verhindern. U.U. kann man etwas extrem weit aus einem Fenster auslehnen,
wenn die Statik stimmt.
Fensterauslehnung und Sichtbarkeit: Fensterauslehnung steht im direkt proportinalen
Verhältnis zur Sichtbarkeit. Will heißen: Je weiter ich mich aus dem Fenster lehne, umso
sichtbarer werde ich. Je mehr ich in die statistische Mitte abtauche, desto unsichtbarer
werde ich. Wer ein Problem mit Sichtbarkeit hat, sollte sich nicht aus dem Fenster lehnen.
Fensterauslehnung und Beliebtheit: Hier kann man keine eindeutige Regel wie bei der
Sichbarkeit ansetzen. Fensterauslehner sind in gewissen Kreisen extrem unbeliebt, in
manchen Kreisen beliebt und wiederum in anderen Kreisen indifferent.
Fesnterauslehnung und Überblick: Um einen Überblick über das Geschehen im Rauminneren
zu bekommen, kann es sehr sinnvoll sein, sich aus dem Fenster zu lehnen.
Fensterauslehnung und Luftqualität: In gefüllten, schlecht durchlüfteten Räumen steigt
zwangsläufig die CO2-Konzentration zum Nachteil des Sauerstoffs an. Das Hirn ist aber
einer der größten Sauerstoffkonsumenten im menschlichen Organismus. Von daher versorgt
man durch Fensterauslehnung das Hirn mit dem nötigen Brennstoff.
Dies nur einige Punkte, die bei potentieller Fensterauslehnung bekannt sein sollten.
Die statistische Mitte vs. Fensterauslehnung unter besonderer Berücksichtigung eines Thys
Seit man mich hier auf diesem Planeten ausgesetzt hat, betreibe ich mehr oder weniger aktive
Fensterauslehnung in den unterschiedlichsten Auslehnungslängen. Die Prognosen sagen recht
zuverlässig aus, dass Thys dies wohl auch weiter betreiben wird, bis zu dem Zeitpunkt, an dem
er von diesem Planeten wieder abberufen wird. Daraus kann man folgern: Fensterauslehnung scheint
in der Natur eines Thys zu liegen. Wenn etwas in der Natur liegt, kann man es nicht, ohne externe
mehr oder weniger gewaltsame Eingriffe, beseitigen. Genausowenig wie man seine blauen oder braunen
Augen einfach so beseitigen kann.
Die Gebrauchsanweisung für einen Thys wird natürlich, wie bei jedem Produkt, in jedem Beitrag
als Handzettel mit ausgeliefert. Daran kann man direkt und ohne große Mühen die möglich eintretenden
Nebenwirkungen erkennen.
Es gibt einen Satz, der mir geradezu grandios gut gefällt:
Nur tote Fische schwimmen beständig mit dem Strom!
Also, ich liebe es geradezu gegen den Strom zu schwimmen, dann auch mal quer oder einfach jede
Richtung einzuschlagen, die mir möglich ist. Die Mitte ist mir etwas dubios.
Wenn man mich in einen 50 qm großen Raum aussetzt, dann werde ich den Raum voll ausnutzen. Ich werde
mir die Ecken ansehen, an den Rändern vorbeilaufen, durch die Mitte gehen, einfach alles, was mir
möglich ist. Was ich nicht machen werde, ist in der Mitte des Raumes kleine Kreise zu drehen. Du wirst
mich aber öfter mit dem Rücken zur Wand stehen sehen. Das hat einige Vorteile. Ich brauche mich
nicht mehr um das Geschehen hinter meinem Rücken zu kümmern und habe des weiteren große Teile des
Raums im Blick. Und ich liebe es gar nicht, mich in die Mitte eines Sumpfes zu begeben, um dort dann
so langsam aber sicher stillschweigend abzusaufen.
Länglicher Gruß
Thys