Zwischen den Zeilen

Paul

Mitglied
Zwischen den Zeilen

"Für Sentimentalitäten ist hier kein Platz, Freundchen!", so sprach Mephisto, klopfte ihm väterlich auf die schmale Schultern und reichte ihm eine dicke Havanna. "Reiß dich ein bischen zusammen und sei ein Mann!", Ludwig zuckte beim Blitzen seiner funkelnden Augen zusammen und ihn durchfuhr es, als raste ein Stromschlag durch seine Wirbelsäule.
"Schöner Schlamassel", dachte er bei sich, "aus dieser Geschichte komm ich doch nie im Leben wieder heil raus" und spuckte angewidert auf den Boden.
"Pah," sinnierte er weiter, "pah, das hab ich alles diesem verkappten Schriftsteller zu verdanken, diesem hirnrissigen Schreiberfuzzi - denkt sich weiß Gott einen ach so aufreißenden Anfang aus, irgend ein Typ, der von Beginn an schon schlechte Karten hat, ein paar Blitze vielleicht dazu, etwas Donner womöglich und schon lehnt er sich zurück und ich hab nun den Salat. Überhaupt, Ludwig, was für ein bescheuerter Name!"
So die Gedanken des eben erst geborenen Helden.
Der Schreiberling indessen war so enttäuscht von dieser unsympathischen Fiktion, daß er tunlichst die Feder aus der Hand und sich grübelnd ins Bettchen legte. Vielleicht sollte er es mit abstrakter Malerei versuchen...
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Paul,

seit einigen Stunden sitze ich hier und lese die "Kurzgeschichten-Tageseingänge". Gemütlich und erbaulich sollte es werden. Und? Pustekuchen! Ich spürte, wie sich der Frust immer in mir aufzubauen begann. Und dann kam deine Mini-Geschichte. Danke. Du hast mich von meiner Übellaunigkeit befreit und den schönen Feiertag gerettet.

Gruß Ralph
 

Paul

Mitglied
So hat die Mini-Geschichte ihren Zweck erfüllt und kann
getrost ins Nirwana flattern...;-)
Hab Dank für Deine wohlwollenden Worte!
Für weitere ähnlich verlaufende Feiertage empfehle ich Dir
die Lektüre von einem gewissen "Daniil Charms", ein sonderbarer Schreiberling der 20er Jahre aus St.Petersburg -
absurd, bissig, urkomisch und doch...
 



 
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