abgeerntet

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Perry

Mitglied
abgeerntet


ähren schwanken hitzeschwer,
lassen sich in sichelnde hände fallen.
endlich läuten die glocken zum gebet,
doch niemand ist bereit den hut zu ziehen,
bevor nicht das letzte fuhrwerk einfährt.

erschöpfung torkelt in den schatten,
erste krüge klirren unter kastanien.
weißer schaum malt schnauzbärte,
aus mundwinkeln tropft gerstensaft
auf verschwitzte hemden, blusen.

ein windstoß fährt durch blätter,
lässt staubfahnen wirbelnd tanzen,
doch das ferne grollen geht ins leere.
die kühe auf der weide warten
weiter auf eine feuchte labsal.
 

revilo

Mitglied
Meine Fresse, ist das gut. Ich lass´mir sofort ´nen Schnurbart stehen, damit ich ungestraft saufen kann....
Das ist ein echter Perry. Ich fühle mich in die Beschreibungen
älterer Schulbücher versetzt. Meine lieben Geschwister sind 1o bzw. 7 Jahre älter als ich.( Jahrgang 1954 und 1957 ). Ich habe als Kind und Adoloszent mit Vorliebe in deren Lesebüchern geschmökert. Danke für diese schöne Erinnerung! LG revilo
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo!

Also da kann ich die Begeisterung nicht ganz teilen.
Der Titel "abgeerndet" ist erst einmal vielversprechend, aber dann kommt ein Gedicht, das mich an die Werbung für Rügenwalder Teewurst erinnert - ein Stimmungsbild, das einen ca. 100 Jahre zurückversetzt. Das gibt mir lyrisch aber nichts her.
Den Schluss empfinde ich als schwach und er ist auch nicht richtig. Kühe auf der Weide müssen nicht auf eine feuchte Labsal hoffen, denn sie haben regelmäßig eine Tränke.

Liebe Grüße
Manfred
 

revilo

Mitglied
Hach, Freund Franke und Freund Perry, sind Geschmäcker nicht herrlich verschieden?........LG revilo
 

Perry

Mitglied
Hallo Revilo,
ja so ein Schnauzbart liefert einem einen kostenlosen Nachgeschmack zum Biergenuss (lächel). Schön, dass dir mein nostalgischer Ernterückblick gefallen hat.
Danke und LG
Manfred

Hallo Franke,
Schade, dass du dich von deiner Werbungsneurose von der Tiefe der Bilder ablenken hast lassen. Aber ich will den Text gar nicht verteidigen, außer vielleicht, dass die Kühe hier nur sinnbildlich für die Natur stehen, die nach feuchter Labsal lechzt.
LG
Manfred
 

MarenS

Mitglied
Ui, perry, schöne Bilder! Nur gut dass ich seit 5 Jahren den Fernseher nicht mehr angeschaltet habe! So funkt mir niemand dazwischen, wenn ich mich durch das Gedicht füßle.
Ich bin ein klein wenig zu jung um noch Erntegarben erlebt zu haben und Sichel schwingende Hände habe ich auch nicht mehr erlebt aber dafür noch Pferde vor den Heuwagen. Hoch aufgetürmt schwankte so ein Gefährt nach getaner Arbeit durch Hoftor...dann hieß es hinein in die scheune damit. Dazu gab es immerhin schon einen Greifer mit Flaschenzug. Drinne musste das heu noch verteilt werden und dann....
...gabs für uns Kinder gekühlte Milch und für die Großen das ersehnte Bier.
Diese Erinnerungen hast du mit deinen Zeilen hervorgelockt. Danke dafür!
Es ist sicher ein gelungener Rückblick in eine andere Zeit.

Für die Kühe ist im Sommer trotz Tränke ein schöner Landregen was feines, vertreibt er doch für einige Zeit die lästigen Fliegen und das Gras ist danach auch viel grüner!

Liebe Grüße von Maren
 

Perry

Mitglied
Hallo Maren,
freut mich, dass du dir einen "unverdorbenen" Blick auf die Erinnerungen an eine lang vergangene Zeit bewahrt hast. Ich stelle mir bei diesen Bildern vor, an was sich wohl unsere Kinder in fünfzig Jahren erinnern werden. Vielleicht daran, dass im Garten eigenes Gemüse angebaut oder der Rasen jeden Samstag mit einem knatternden Rasenmäher gekürzt wird.
Danke fürs Hineinspüren und LG
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo!

Also mein Nichtmögen des Gedichtes hat ganz bestimmt nichts mit einem durch Werbung verdorbenen Blick auf die Vergangenheit zu tun. Das Thema eines Gedichtes ist mir im Prinzip vollkommen egal.
Es geht mir lediglich um die lyrische Qualität eines Textes und m.E. ist dieses Gedicht gemessen an Perrys Fähigkeiten schlecht.
Das plätschert in fast wehmütigen Erinnerungen dahin und endet in einem schwachen Schluss.
Da wäre mehr drin gewesen!

Liebe Grüße
Manfred
 

MarenS

Mitglied
Schade, Manfred, dass du mit perrys Gedicht nichts anfangen kannst. Die ersten beiden Strophen sind meines Erachtens wirklich gut, die letzte fällt etwas ab, das stimmt, aber versaut ist auch die nicht. Unter Umständen könnte man der letzten Strophe noch etwas mehr Gehalt geben, ansonsten, wie geschrieben, klasse für mich.

Grüße von Maren
 
B

bluefin

Gast
ich geb dem @franken recht - hier kommt in die teewurst, was nicht unbedingt hineingehört: die sichel war im zeitalter der pferdefuhrwerke bei der getreideernte längst aus der mode und die kuh bleibt nicht über nacht auf der weide, sondern wackelt abends heim in den stall, um gemolken zu werden; sie wird erst am nächsten morgen (nach dem frühmelken) wieder ausgetrieben.

nichts gegen dichterische freiheiten, lieber @perry. aber gerade das posthume besingen von ankerböcken* setzt kenntnisse von ackerbau und viehzucht voraus - sonst wird's, wie hier, nicht recht feierlich, sondern amüsant.

tipp: aus den sicheln sensen machen, aus den kühen rinder und aus dem getreide heu, denn eigentlich ist freilandhaltung mitten in der kornkammer eher verpönt - rindviecher stehen seit alters im grünland.

liebe grüße aus münchen

bluefin

*doppeltes, ungooglebares wortspiel, kenntnisse über den emmentaler voraussetzend.
 

Perry

Mitglied
Hallo bluefin,
ich wusste gar nicht, dass Walfische sich auch mit Ackerbau und Viehzucht auskennen (lächel). Deine Anmerkungen sind denkbar, müssen aber nicht zutreffen. Genauso kann man sich mit ein bisschen guten Willen in eine Landschaft hineindenken, wo Getreidefelder neben Kuhweiden vorhanden sind und in der Vergangenheit noch altmodisch gearbeitet wurde.
LG
Manfred
 
B

bluefin

Gast
niemand verlangt von dir, @perry, dass du die evidenten mängel in deinem text behebst. du kannst deine kühe mit vollem euter nächtens über die kornfelder pesen lassen, während sich bauer und knecht im dorfkrug besaufen, und in deiner fantasie dürfen letztere durchaus sozialromantisch mit der sichel unterwegs sein - aber verlang nicht vom kritiker, dass er sich mit deiner sonderbaren sicht gemein macht: wirklich originaler emmentaler geht ganz anders als dein analogkäse.

liebe grüße aus münchen

bluefin

p.s.: offenbar kannst du mit den "ankerböcken" nichts anfangen, obwohl du tapfer über sie schreibst...*smile*...
 

Perry

Mitglied
Lieber bluefin,
jetzt lass mal die Kirche im Dorf.
Was du an selstbeweihräucherndem Käse so alles von dir gibst, lockt nun wirklich keinen Hund hinterm Ofen hervor.
Also beiß dich doch selbst ins Wadl, aber solche haben Walfische leider nicht.
PS: Ob ich das nostalgische Sicheln, das ich wegen der Alliteration dem Schneiden mit der Sense vorgezogen habe, im Rahmen meiner dichterischen Freiheit verwende, darfst du getrost mir überlassen. Ich schieße meine Böcke manchmal eben mit Absicht.
LG
Manfred
 
B

bluefin

Gast
wo du in meiner kritik selbstbeweihräucherung ausgemacht haben magst, lieber @perry, ist nicht nur mir völlig schleierhaft.

niemand nimmt dir deine persönlichen, dichterischen freiheiten. ebenso nimmt der kritiker aber für sich in anspruch, auf objektive fehler aufmerksam machen zu dürfen, ohne dass er persönlich herabgewürdigt wird.

einen "anke(r)bock" nennt man berndeutsch ein butterbrot, und albrecht anker (1831-1910) war der berner genremaler. mit den druidensicheln und den im freien kornfeld übernachtenden milchkühen hast du leider kein historisches bild geschaffen wie weiland der berühmte maler, sondern einen bock geschossen: einen "ankerbock" (http://www.musee-imaginaire.de/lesesaal/anker/bild8791.htm)!

amüsierte grüße aus münchen

bluefin
 

Perry

Mitglied
Lieber bluefin,
ich meinte mit Selbstbeweihräucherung, das penetrante Prahlen mit deinem auchso unendlichen Besserwissen. In der Regel sehe ich darüber hinweg (jeder hat so seine Marotten), aber da du hier nun gar so auftrumpfst, sei es mir gestattet mein Kopfschütteln zum Ausdruck zubringen (was bitte hat das noch mit Textkritik zu tun).
LG
Perry
 
B

bluefin

Gast
wenn du nicht möchtest, dass man deinen texten beispiele, gleichnisse und, vor allem, erfahrungen beigesellt, bist du in einem forum wie diesem hier eher am unrechten ort, lieber @perry.

ich glaube nicht, dass es prahlerisch ist, wenn man bemerkt, dass dein verbales hitrorienbild ein wenig schief hängt und dich freundlich (!) darauf aufmerksam macht, dass die sichel bei der kornernte seit dem spätmittelalter nicht mehr im gebrauch ist, dass kühe nicht auf der wiese übernachten und dass sie nicht in der kornkammer stehen. das ist allgemeinwissen, mit dem man nicht besonders auffällt, dachte ich bisher. sollte ich mich geirrt haben?

und, entschuldige: den anker und seine langweiligen bilder kennt doch eigentlich auch jeder. das wortspiel mit dem ankerbock ist nicht große literatur, sondern smalltalk. und der gehört einfach dazu, wenns nicht langweilig sein soll auf der welt.

amüsierte grüße aus münchen

bluefin
 

Perry

Mitglied
Hallo bluefin,
auch durch Wiederholungen werden Argumente nicht besser.
das mit dem "Sicheln" habe ich dir bereits erläutert und nirgends steht, dass Kühe in der Kornkammer stehen, das ist nur deinem vermutlich unter zu hohem Wasserdruck stehendem Gehirn entsprungen, genauso die Geschichte mit den übernachtenden Kühen.
Also lass es gut sein und verschwende deinen gehobenen Smalltalk nicht an Unwissende wie mich.
LG
Manfred
 



 
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