abschied nehmen

Wiske

Mitglied
es ist still
fast dunkel in allen räumen
ich ertrage das licht nicht
die stimmung ist so friedlich

wie immer toben meine erinnerungen
ich weiß nicht ob ich je eine weitere nacht hier sein werde…

somit präge ich mir fast jeden gegenstand an seinem jetzigen platz ein
es wird veränderungen geben
welche weiß ich nicht

eine chance auf abschied
von dem leben was mit dir zusammenhing

ein sofa das schon immer erneuert werden sollte
irgendwann
wenn geld da ist
wenn die kinder größer sind
wenn man renoviert
aus bequemlichkeit gerade nicht
keiner hätte sich ein solches ende ausmalen können
was passiert jetzt mit diesem sofa?

nägel in den wänden die verschiedenes zu tragen hatten
je nach anlass
je nach laune
manchmal beides

Flecken in Teppichen
Risse in Polstern
Kratzer in Möbeln
von Kinderhand bemalte Stellen
quietschendes
defektes

bestimmtes licht
schöne formen
unpassende farben
ein liebevolles durcheinander
oberflächliche ordnung
nie bearbeitete mängel
provisorische kompromisse
das waren wir beide
dieses heim
unsere vorstellungen
verschiedene charaktere



Situationen die ich nie vergessen werde
will
oder kann
intime augenblicke
persönliche erfahrungen
ängste
lachen
streitereien
liebevolle momente
zorn
hoffnungslosigkeit
resignation

noch gibt es sie
vertraute gerüche
bestimmte geräusche
individuelle ordnung
bekannte schwachstellen
ich kenne mich noch immer aus
wir sind irgendwie noch präsent​

bald überstrichen
verschoben
entsorgt
verschenkt
zugemauert
verbannt

unsere wege trennen sich bald endgültig
ich werde bestimmte dinge mitnehmen
aber ich weiß
das sie nie so erscheinen werden
wie sie es hier taten
es fehlt zu viel
maches ist einmalig

dinge werden dinge sein
gebrauchsgegenstände
die einstige bedeutung wird verblassen
neue werden hinzukommen
aufbruch und gleichzeitiger abbruch

ich will daran glauben das wir das schaffen…
 



 
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