arbeitslos-mittellos

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Klatschmohn

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Inzwischen bin ich einige Male eingeschlafen. Wieder aufgewacht. Habe mir eine neue Zigarette angezündet. Auf dem Rücken gelegen und an die Decke gestarrt. So verging der Nachmittag. Wie die vielen Nachmittage zuvor auch schon.
Es dreht sich der Schlüssel im Schloss der Wohnungstür. Quietschend öffnet sich diese. Glücklich winselnd srpingt Leo, unser kleiner, schwarzer Michlingshund, in das Wohnzimmer. Zu mir auf das Sofa und schlappert seelige meine Wangen ab. Ich streichel ihn über den Kopf. Während Mike zur Tür herein tritt.
Mike ist mein Partner. Vor gut einem Jahr haben wir uns in einer berauschenden Disconacht kennengelernt und landeten. Fühlten uns körperlich so stark zueinander hingezogen, dass wir kaum ein Wort gesprochen hatten, als wir zusammen in der Kiste landeten. In meiner Kiste.
Am nächsten Morgen verschwand er, ohne ein Wort. Und am frühen Nachmittag mit einem Rucksack voll schmutziger Wäsche und dem ausgehungerten Leo wieder vor der Tür zu ziehen. Irgendwie haben wir nie darüber gesprochen, aber ab diesem Tag lebten wir beide zusammen.
Geredet haben wir auch in dem hinter uns liegenden Jahr nicht viel. Immer wieder miteinander geschlafen, zu Beginn leidenschaftlich, irgendwann routiniert.
So wie auch heute. Nachdem er, ohne ein Wort der Begrüßung, auf Toilette ging, kam er. Setzte sich nah neben mich. Sein Vorspiels beschränkte sich darauf, mir die Hose auszuziehen, dann schlief er mit mir. Spritze schnell in mich hinein. Zog sich an und hockte sich vor den Computer. Da sitzt er jetzt noch. Ein Bier neben sich stehend. Und irgendein dämliches Kriegsspiel spielen.
Ich bin Manu. Manuela Kaminski. Ich bin 21 Jahre jung. Arbeits- und mittelos. Ich habe eine Ausbildung begonnen, zur Näherin. Ein "besserer" Beruf war nicht drin, ohne Schulabschluss. Nach zwei Monaten verließ ich gänzlich die Lust und ich warf den Kram hin. Wozu Näherin werden? Hab bis jetzt ja nicht mal einen Knopf angenäht, in meinem Leben.
Mike? Sein Vater Franzose. Die Mutter Italienerin. Das ist alles, was ich von seiner Familie weiß. Wenn ich darüber nachdenke, weiß ich nicht mal, wo er zuvor gelebt hat. Vor dem Tag, an dem er mit Rucksack und Leo vor meiner Tür stand. Wenn ich es mir recht überlege, weiß ich auch nicht, wo er ist, wenn er am Tag für vier bis zehn Stunden verschwindet. Was ich weiß - auch er ist arbeitslos. Und hat keinen Knopf Geld in der Tasche.
Wir leben von Hartz IV, was man uns dann wann zu streichen androht, wenn wir mal wieder - eines der Gott sei Dank seltenen - Vorstellungsgespräche verpasst haben.
Es klingelt an der Tür. Leo kläfft. Mike steht auf. Er öffnet die Wohnungstür. Stimmen von Männern, die sich freundlich begrüßen. Drei junge Kerle kommen mit Mike zur Wohnzimmtür herein. Sie setzten sich auf Hocker und Stühle rund um den PC. Leo springt ihnen aufgeregt zwischen den Beinen herum. Er wird es bald aufgeben, denn keiner wird sich um sie kümmern. Sie werden spielen. Diese beknackten Kriegsspiele, bis tief in die Nacht. Wie fast jeden Tag. Ich brenne mir eine Zigarette an. Da kommt der Kleine schon gelaufen. Er springt auf die Decke, die auf meinen Beinen liegt und kuschelt sich zwischen meine Beine. Ich atme den Rauch durch meine Nasenlöcher aus. Lege mich den Hinterkopf auf ein Kissen und starre wieder zur Decke.
 

Wipfel

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na, wenn das man nicht in die Hose geht, mit dem Leben.

@Klatschmohn, ich habe deinen Text gelesen. Interessant - das kann man machen. Man kann genau aus der Perspektive des Lebens schreiben - und das wollen die Menschen lesen. In diesem Fall ist sogar ein gewisses Talent erkennbar, ja das hast Du ohne Zweifel. Allerdings fehlt es dem Text an Reife. Kunst ist es, sich über die tatsächliche Wirklichkeit hinwegzusetzen, um dadurch die Wirklichkeit sichtbar zu machen.

Es gibt einige Stockfehler in diesem Text: dreht der Hund den Schlüssel (und wo kann man einen Schlüssel noch drehen?)?

Lege [strike]mich [/strike]den Hinterkopf auf ein Kissen und starre [strike]wieder [/strike]zur Decke.
LG von wipfel
 



 
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