atemnot (prosagedicht in mehreren teilen - 1. teil - 1992)

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M

margot

Gast
zwei fliegen sind eindeutig zuviel für
ein zimmer
die weisheiten bernhard shaws erwischen
nicht eine
sie sind ziemlich alt
sie regen mich an
während zwei fliegen um meine
beine streiten

das geheimnis des spiels ist:
wahre leidenschaft nährt sich nicht
aus gewinn sondern aus
hingabe

dieser traum, an den ich mich erinnere
bezeugt, dass
ich
jetzt
in einem traum lebe

das reflektierende bewußtsein ist wie
eine klaffende wunde

wie demoliert mein selbstbewußtsein ist
bekomme ich zu spüren
wenn ich mit scheinbar uferloser
aggressivität zusammenpralle
eines geliebten menschen
umso schlimmer!
ich sitze wie gelähmt
abgrundtief depressiv mit dem zwingenden
wunsch nach flucht
atemnot
ein kühles bier spielt sich als
helfer auf
die bücher sind mir ein trost

meine freundin ist mir wie ein vexierbild
zum einen nah und vertraut
dann fremd
weit entfernt
für mich
wohl ganz normaler ausdruck
meiner wechselnden selbstidentifikation

ein festes bild ist ein totes bild
wunderbares abbild für kleingeister
ein großer geist kann sich nur in
beweglichkeit offenbaren
in einem rahmen
der rahmen steht für die ordnung
das manifest für lebendigkeit
nicht mehr
der geist ist subtiler
er malt mit den fingern
nicht mit dem kopf
der kopf ist nützlich
wenn er ordnung vor sich sieht
ansonsten ein irreführendes
anhängsel

das leben ist nicht zu enträtseln
meine freundin nicht
das leben ist zum lachen
grotesk in allen seinen
zügen
meine freundin nicht
ein schwacher geist ist ehrlich aber ratlos
dass die lüge wahr ist
macht sie nicht besser
moral behindert wie ein klumpfuß
aber ohne moral ist liebe
unmöglich
die unmoral ist nichts als ein lästermaul
der exzentriker
versteckspiel vor der eintönigkeit
freilich lieben unmoralische menschen
genauso toll
oder toller
sie glauben, trotz klumpfuß
der langeweile enteilen zu können
warum nicht?
wenn sie lachen können
über sich

die meisten menschen nehmen sich zu ernst
meine freundin auch
ich mitunter

(scherz am rande: der buchmarkt ist breit
ich auch)

am morgen spüre ich regelrecht
einen kreativitätsschub
wie ein frisches lüftchen
wenn ich ihn zeitig zu nutzen weiß
erwachen der lust und lebensfreude
die beklemmung scheint noch weit weg
bis sich der brüllende tag über mich stülpt
er ist lästig wie eine aufdringliche geliebte
wie eine stubenfliege
was will der scheiß-tag von mir?
muß ich mich um ihn kümmern?!
er dringt ein mit dem ersten kaffee
der kalten dusche, dem frühstück
dem ersten gespräch
den ersten vergeblichen worten zwischen
zwei menschen
fuck it!
wie schnell verliert sich die geborgenheit der nacht
ich habe keine angst vor der nacht
weil ich mich kenne
der tag ekelt mich an, weil er versklavt ist
und die engstirnigkeit vorherscht
bis sie auch in mich einzug hält
mit dem ersten kaffee

(das universum – das universelle derma)

the morning is virgin
die vulva der frau
unberührte knospe
der altar der weiblichkeit von marmorner haut
umrandet
meine virilität schlägt aus wie eine
kompaßnadel
der geistvolle begatter besteigt den altar
von hinten
mit verdrehten augen
das blut strömt in die lenden
pulsiert im schwengel
rhythmus des rein-raus, die backen klatschen
gegen
meine hände umgreifen, pressen
schrammen über das rippenfell zu dem
„eine hand voll“
wippend und weich streicheln die knospen
meine handballen
...
der geistvolle begatter ist zeuge
des wellenritts allen
lebendigen
 
S

Stoffel

Gast
von mir 10 Punkte...(leider kann ich sie nicht geben,weil sie zu stark nach oben abweichen,was andere User als bewertung bisher bei Dir so..gaben.*smile*damit ich mal 10 Punkte gebe,müssen wohl Deine Kommentare etwas ..hm..annehmlicher werden..;))
Was Text angeht:
so was zeigt wieder, deine Einmaligkeit hier.

schönen Tag
Stoffel
 
M

margot

Gast
danke für deinen netten kommentar. auf punkte kann
ich wie immer verzichten.

fortsetzung folgt

ralph (1992)
 
C

Christine

Gast
Einmalig

Hallo Ralph,
Du schreibst gut und verständlich
einmalig.
gruß christine
 



 
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