aus meinen Memoiren: Der Limerick und ick

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Aus meinen Memoiren

Der Limerick und ick

Meine Mutter hatte eine Freundin, die ich insgeheim „Professor Allwissend“ nannte. Wonach ich auch immer fragte, sie wusste es. Oft untermauerte sie ihre Antwort mit einem Zitat oder sie nahm irgendein Buch aus ihrem umfangreichen Bücherschrank, schlug es auf und präsentierte mir die Antwort schwarz auf weiß. So vertiefte und erweiterte sie mein Schulwissen in allen Fächern, sogar in Russisch.
Überhaupt war sie ein rechtes Sprachgenie. Englisch, französisch und russisch sprach sie fließend, auf italienisch und spanisch konnte sie sich verständlich machen und auf ihrem Schulzeugnis sah ich, dass sie in Latein eine Eins hatte.
Auch auf literarischem Gebiet war sie einsame Spitze. Sie kannte jeden namhaften Autor, ganz gleich, ob er Couplets oder Romane geschrieben hatte. Und sie war ein großer Freund und Kenner der Lyrik. Mit welcher Hingabe sie Eichendorff und Rilke aufsagte!
Eines Tages kam ich mit einem aus dem „Eulenspiegel“, der damals noch „Frischer Wind“ hieß, ausgeschnittenen Limerick zu ihr. Ich hoffte, dass sie endlich mal in der Art, die ich von der Familie L. und meiner Verwandtschaft gewohnt war, über das Machwerk herfallen wird und den Autor verdammen für diesen Furz von einem Gedicht.
Aber das Gegenteil trat ein. Sie erklärte mir freundlich und eingehend, dass Limericks kleine Kunstwerke sind, woher sie stammen und welchen Regeln sie unterworfen sind. Dass sie immer aus fünf Zeilen bestehen, wobei die erste, zweite und fünfte einen gleichlautenden Reim haben und die dritte und vierte sich eines anderen Reimwortes bedienen, dass sie eine Geschichte erzählen müssen, eine Pointe haben sollten und einen bestimmten Rhythmus einhalten müssen. Letzteren verdeutlichte sie mir mit „Da dam da da dam da dam da da ,
da dam da dam da dam da dam da dam da.
Da dam da da daa,
da dam da da daa,
da dam da dam da da dam da da.“
Ich vergaß bald, in welchem Land der Limerick zu Hause ist, aber der Singsang hakte sich in meinem Gedächtnis fest. Damals hätte ich nie geglaubt, dass ich irgendwann selber einen Limerick verfassen würde . . .
 
R

Rote Socke

Gast
Und wieder ein typisches flammarion-Geschichtchen, die ich gerne gelesen habe und von denen ich gerne noch mehr lese. Besonders in solchen Texten zeigst Du eine angenehme erzählerische Sprache, gepaart mit interessanten Informationen.
Weiter so!

LG
Söckchen
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
danke,

danke, ihr lieben.
haublau, deinen vierzeiler siehst du aber nicht als limerick an, oder?
übrigens, stoffel ist eine frau.
ganz lieb grüßt
 
H

haumichnichtblau

Gast
Limericks

Ich bin ein Mann,
Soffel ist ne Frau,
bist du Flammarion
etwa unser Kind ?
ach bitte sage es mir,denn ich verlor mein Gedaechtnis.
Limericks, auch Strohreime genannt brauch man, soweit mir bekannt ist nicht zu singen, aber ich lasse mich gerne aufklaeren.
Ich sandte dir ein email aber das ging und ging nicht weg,
also ich aeuserte mich bezueglich auf die Graffiti,das ich da voellig mit dir uebereinstimme und das man diese Menschen mit Zuchthaus bestrafen sollte.

Ein schoenes Wochenende wuenscht dir haumichblau
 

Zefira

Mitglied
Was haumichnichtblau hier gepostet hat, nennt man einen Klapphornvers.

Die Urform ist:
Zwei Knaben gingen durch das Korn,
Der eine blies das Klappenhorn.
Er konnt es zwar nicht ordentlich blasen,
doch konnt ers wenigstens einigermaßen.

Also: Vierzeiler: vier betonte Silben - und es muß mit "Zwei Knaben..." anfangen.

lG
C4A
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
nun,

lieber haublau, sie hat es ja nicht wirklich gesungen, es war nur ein überbetontes sprechen, eben ein singsang.
und wie sagte goethe? edel sei der mensch, hilfreich und gut. so bin ich immer bereit, zu helfen, wenn ich jemanden in einer verlegenheit sehe. aber dadurch werde ich doch wohl nicht zum kind, oder?
und danke für deine meinung zum thema grafitti. ich könnte ausrasten, wenn ich diese schmierereien sehe!
ganz lieb grüßt
 



 
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