baumweib

Susanne

Mitglied
schöpfung weib
hast du verloren?

deine augen
herabfallende blätter
zugezimmert
wo, für wen leuchten sie
deine ohren
riesig gewachsene
grellrot
lauschende einöde
deine nase
wann hast du zuletzt den wind gespürt
die trommeln
die gesänge des lebens gerochen

schweig

schweig endlich
mund
werkzeug
deine töne sind hart
sie entspringen einem fluss ohne ursprung
schweig

deine haut
schreiende qual
riesige runen
unelastisch
maskiert
hab erbarmen
dein gewand blättert mit zitternden händen in der zeit

schreie

weib
ich hör dich schreien
dein körper
so bunt
so leer
so unbekannt
deine arme
gekappt
deine füße
sie legen keine spur

knie nieder
reib dir die erde ins gesicht
befrei dich
von all dem dreck
weine versenke dich im see
trinke dich selber
schöpfung weib


inspiration baum:
http://susam.freepage.de/schpfung.htm
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das ist ein sehr schönes Gedicht.
Die archaische, einfache, kräftige, bildhafte Sprache gefällt mir besonders.

reib dir die erde ins gesicht befrei dich von all dem dreck

Welch Bild. Einfach Spitze.
 

Juni

Mitglied
oha

Nun sitze ich hier und fühle mich unwohl.
Sind wir so?
Hm, ganz schön gewaltig die Schreibe.
Unbequem, aber nicht weniger wichtig.
Halt ne andere Perspektive für mich.
Juni
 

MacKeith

Mitglied
also sorry

ziemlich wunderbar, ja.

aber ich bin ein bisserl einfach gestrickt.
deshalb bleibt für mich eins hängen:

ich seh da sehrdeutlich einen sexualtriebtäter
auf einer engen waldlichtung stehen,
der soeben seinen vergewaltigungsgegenstand
entsorgt hat, soviel hass schlägt mir entgegen.

was die beeindruckung der zeilen nicht schmälert.
puh.
 



 
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