celan/mutter

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Venus

Mitglied
Lieber Samuel,

jetzt hab ich erst einmal das Gedicht von P. Celan "Mutter, Mutter" nachgelesen (welches als Reaktion auf den Aufsatz von R. Baumgart entstanden ist - indem es u.a. darum geht, nach Ausschwitz ein Gedicht zu schreiben, sei barbarisch).

Die Verbindung mag mir nicht klar werden -
doch, ist sie wirklich nötig?

Völlig weg, von "Celans Mutter" lässt dein Text sehr viel Interpretationsspielraum -
Ist hier Abhängigkeit beschrieben?
Sexualität - "der kleine Tod"?
Schlaf - "der kleine Bruder des Todes"?
Oder einfach der Moment, dass "ohne dich nichts mehr sein will"? Oder, oder, oder...?

Ich bin wirklich sehr gespannt auf deine Definition.
Auch wenn ich sie nicht wirklich brauche. Dein Gedicht öffnet alle Türen und Fenster zur willkommenen Interpretation!

Gefällt mir wirklich!

Lieben Gruß,
Venus
 
S

samuel

Gast
antwort an venus

liebe venus!
danke für deine aufmerksamen, wohlwollenden und kenntnisreichen bemerkungen und fragen zu meinem gedicht!
(apropos kenntnisreich: warum eigentlich kenne ich das von dir angeführte gedicht celans, "mutter, mutter", nicht? es ist mir ein rätsel!!!!)
du hast recht: mein gedicht spricht für sich - und das ist gut so - , und man braucht eigentlich keinen kommentar des autors.
aber für dich, weil du es möchtest, ein paar anmerkungen:
1. meine lesart des gedichts ist, dass es vollkommen zwei-deutig ist, je nach dem, welchen der beiden titel "celan" oder "mutter", man zugrundelegt. (aber es gibt sicher auch andere lesarten und verständnismöglichkeiten!)
2.bewusst waren mir bisher, wenn auch nicht unbedingt im text aufzeigbare, bezüge zu "tenebrae", "nächtlich geschürzt" und natürlich "todesfuge", evtl. auch zu "espenbaum", evtl. auch zu "fadensonnen".
3.der tod, von dem die rede ist, ist der tod der "geschundenen kinder" (vgl.u.a. mein gedicht "und jetzt meinen namen..."); es ist zumindest ein psychischer und sozialer tod, der auch durch abhängigkeit bedingt ist.

schlusswort: ich erinnerte mich nach dem schreiben des gedichts (es ist einige jahre alt) an ein wort goethes: "und wenn der mensch in seiner qual verstummt,/gab mir ein gott zu sagen, was ich leide". (zuvor hatte mir schon ein gott gegeben, zu lesen, was ich leide, und mich darin wiederzufinden.)

liebe grüße samuel
 

Duisburger

Mitglied
Moderation

Bitte Textauszeichnungen (Fettdruck, Farbe, ect.) nur zum Markieren / Hervorheben von relevanten Stellen nutzen.
Das gilt auch für das eigentliche Werk.

Ich habe mir erlaubt, dieses zu korregieren.

duisburger
 

Venus

Mitglied
Baumgart hat auch Celans Todesfuge "behandelt" (Grabmahl für die eigene Mutter...), deshalb freut es mich umso mehr, dass ich dich als Autor wohl nähernd einschätzen durfte.
Die Verbindung zu Fadensonnen (mein Lieblingsgedicht Celans!) erkenne ich jedoch nur schwer.
Ich danke dir sehr, für die ausführliche Stellungnahme, denn die, in der Tat gewollt beschriebenen Kinder, hatte ich völlig außen vor gelassen -
obwohl die (interpretierte) Abhängigkeit gerade diese, in höchstem Maße betrifft!

Gerne lasse ich dir auf seperatem Wege Celans "Mutter" zukommen, sofern du möchtest.

Herzlichen Dank noch einmal
für eine anspruchsvolle Textarbeit!

Lieben Gruß,
Venus
 



 
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