das haus des vergessens

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wolfwalk

Mitglied
das haus des vergessens
hat viele zimmer
jedes mit drei türen
zwei blinden spiegeln
und einem kleiderhaken,
der die jacke nicht trägt

der boden riecht nach altem wachs
fingerspuren am fenster

da legt einer platten auf (er ist taub)

du stehst draussen
und siehst, wie du drinnen
die stirn an die scheibe presst
und wie du das haus betrittst
wie du dich umdrehst nach dir
bevor sich die tür schliesst
 

Löwengeist

Mitglied
schöööön....

Da ich eine Menge Interpretationsphantasie besitze, kann es durchaus sein, daß ich völlig falsch liege.
Ich lese aus Deinen Zeilen die Selbstfindung, die es noch nicht gibt...Du hörst nicht auf die innere Stimme und das, was andere Dir sagen.
Alles in Allem wunderschöne Zeilen, die mich sehr berührt haben.

Liebe Grüße
Kerstin
 

wolfwalk

Mitglied
hallo kerstin und susanne, hab das gedicht in hannover geschrieben, relativ weit vom heimatlichen wien entfernt. vielleicht deswegen ein bisschen verloren und eigene identität und sogar die chronologie der entwicklung in frage stellend (?).
aber eigentlich war da zuerst nur dieses bild und die letztgültige interpretation hab ich auch noch nicht gefunden ...

liebe grüsse
wolfgang
 
J

Jasmin

Gast
du stehst draussen ...

hallo wolfwalk,

obwohl ich es nicht interpretieren kann - warum auch immer interpretieren muessen?? - gefaellt es mir. es spricht mich an, beschaeftigt mich. vor allem dieses

du stehst draussen
und siehst, wie du drinnen
die stirn an die scheibe presst


ist so irre. dieses gleichzeitig draussen und drinnen sein, diese spiegelung, das alter ego? jetzt fange ich doch an zu interpretieren.

bin gespannt auf weiteres von dir.

liebe gruesse
 

Susanne

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von wolfwalk
hallo kerstin und susanne, hab das gedicht in hannover geschrieben, relativ weit vom heimatlichen wien entfernt. vielleicht deswegen ein bisschen verloren und eigene identität und sogar die chronologie der entwicklung in frage stellend (?).
aber eigentlich war da zuerst nur dieses bild und die letztgültige interpretation hab ich auch noch nicht gefunden ...

liebe grüsse
wolfgang


das sind auch schwierige bereiche, sich selber objektiv zu betrachten...und die weite und fülle des lebensweges zu bewerten...vor allem, nach welchen kriterien?
dein gedicht beschäftigt mich...
susanne
 

wolfwalk

Mitglied
jasmin: ja diese spiegelung hat's mir auch angetan, und deine interpretation trifft es wohl. es sind aber auch die verschiedenen "ichs", die die zeit schafft. "ich heute" ist nicht gleich "ich gestern", etc.
 
J

Jasmin

Gast
verschiedene "ichs", die die zeit schafft

wolfwalk, das hast du schoen ausgedrueckt:
"verschiedene "ichs", die die zeit schafft"
das wird mir immer bewusst, wenn ich geschichten schreibe, aber auch gedichte. es sind immer momentaufnahmen, kleine ausschnitte, fragmente von mir. meinem ich. oder teile meines ichs. gespiegelt, gebrochen, oft zersplittert, nicht unbedingt negativ.
 

Susanne

Mitglied
Re: verschiedene

Ursprünglich veröffentlicht von Jasmin
wolfwalk, das hast du schoen ausgedrueckt:
"verschiedene "ichs", die die zeit schafft"
das wird mir immer bewusst, wenn ich geschichten schreibe, aber auch gedichte. es sind immer momentaufnahmen, kleine ausschnitte, fragmente von mir. meinem ich. oder teile meines ichs. gespiegelt, gebrochen, oft zersplittert, nicht unbedingt negativ.
liebe jasmin
das hast du jetzt aber auch sehr schön und treffend ausgedrückt...

susanne
 
J

Jasmin

Gast
Liebe Susanne,...

vielen Dank fuer deine lieben Worte. So bin ich aufmerksam geworden auf dich, deine sehr schoene Homepage und deine gefuehlvollen Gedichte.

Liebe Gruesse
 

Susanne

Mitglied
Re: Liebe Susanne,...

Ursprünglich veröffentlicht von Jasmin
vielen Dank fuer deine lieben Worte. So bin ich aufmerksam geworden auf dich, deine sehr schoene Homepage und deine gefuehlvollen Gedichte.

Liebe Gruesse
danke jasmin...
das kompliment gebe ich uneingeschränkt zurück...
ich war schon öfters auf deiner homepage, die welt ist doch (noch) klein, obwohl soviele menschen schreiben...ich wünsche dir, dass dein wunsch in erfüllung geht...

biba*
susanne
 

rustin parr

Mitglied
Erinnert stark an "das Haus der Lüge" von den Einstürzenden Neubauten.
"Hier leben die Blinden, die glauben was sie sehen und die Tauben die glauben was sie hören"
Und ein Entrinnen gibt es sowieso nicht, da niemand weiß, welche Ebene die Realität darstellt, oder ob nicht alles "nur" ein Spiel ist...

Gruß Rustin
 

Khalidah

Mitglied
Hallo wolfwalk,

ich habe dein Gedicht gelesen und dachte mir...
Ja, ich dachte nur, ohne zu wissen, was. Es hat so etwas fesselndes an sich, eine etwas düstere, verfließende Athmosphäre, fast wie ein surrealistisches Gemälde oder einer dieser Träume, die eigentlich keine Alpträume sind, aber dennoch einen seltsamen Nachgeschmack hinterlassen.
Im zweiten Denk-Anlauf fühlte ich mich an die Tatsache erinnert, wie man sich selbst in extremen Situationen oft nur von außen wahrnimmt, was auch im Zusammenhang mit dem Titel steht.
Es hat gewissen abgründigen Charme, ich mag es sehr!

Kompliment,

Khalidah
 

wolfwalk

Mitglied
rustin: sieh mal einer an, die einstürzenden neubauten, das lied kenn ich leider nicht, bin überhaupt nicht so bewandert in neubauten ... sollte ich vielleicht wieder mal reinhörn.

khalidah (was bedeutet eigentlich dieser nick??):
ja genau, diese atmosphäre wollte ich. ich hab das bild nicht geträumt, oder nur taggeträumt ...

liebe grüsse
wolfwalk
 

Khalidah

Mitglied
Hallo wolfwalk,

ist dir gelungen, ich muss es noch einmal sagen!
Solches zeitversetztes Mich-Von-Außen-Sehen ist mir auch schon oft passiert, allerdings bei ganz "Alltäglichem".
Erzähl mir doch noch etwas über das reale Bild (wenn du willst) - du hast mich ziemlich neugierig gemacht!

VLG,

Khalidah


PS: Über mich steht einiges in meinem Profil! :)
 

wolfwalk

Mitglied
khalidah: am anfang stand einfach das sprachbild "haus des vergessens". ich trank grad ein altbier in einem lokal in hannover, ein dj legte ziemlich hypnotische elektronische musik auf. und plötzlich: "haus des vergessens" und dann hatte ich´s auch schon vor augen, ein haus, aus dem man nicht mehr rauskommt, ein bisschen wie die vergangenen momente oder "ichs", zu denen es auch keinen zugang mehr gibt (aber das interpretiere ich jetzt, daran dachte ich eigentlich nicht ...)

liebe grüsse
wolfwalk
 



 
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