deine Wut

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F

Fitzberry

Gast
Hallo Memo,

das Bild mit den kleinen Schildkröten, die sich vom Sand auf die Schaumkronen des Meeres retten, finde ich sehr schön, kenne es auch aus dem Fernsehen. Es steht in deinem Text für einen Ausdruck wie "unter größter Anstrengung, mit letzter Kraft" o. ä.
Nun schwingen bei diesem Bild für mich als Leser noch andere Konnotationen mit: rührend, putzig, süß.
Ich weiß nicht, ob es deine Absicht war, dass die Anstrengungen deines lyrischen Ich so auf den Leser wirken.

Der restliche Text läßt darauf schließen, dass es dem lyrischen Ich zu viel wäre (unerträglich), mit den Gefühlen hinter der Schutzmauer des lyrischen Du konfrontiert zu werden. Diese Botschaft finde ich nicht gut. Wäre es für das lyrische Du nicht besser, wenn es eben diese unter Verschluss gehaltenen Gefühle zeigen könnte und dürfte?

Schönen Tag
Robert
 
S

Stoffel

Gast
Guten Morgen,

das Bild der Schildkröten kenne ich. Ok, sie machens ja andersrum. Retten sich vom Strand ins Meer.

Ich frage mich nur, ob es wirklich "Hass" ist. Es ist doch eher eben diese "Wut" die aus verschiedenen Dingen entsteht. Eben auch aus Enttäuschung, Hilflosigkeit, Schwäche.

Das Du "Hass und Wut" in der letzten Zeile wiederholst, find ich nicht gut. Würde sie streichen. Als Schluss das mit der "Schutzmauer" würde etwas versöhnlicher klingen und m.E.nach reichen.
Nur meine Gedanken.

lG
Stoffel
 

memo

Mitglied
Hallo Fitzberry!

Du hast recht, es ist sehr wichtig die wahren Gefühle
ausdrücken zu können -
damit die Seele und der Körper nicht erkranken.
Aber leider ist es in Wahrheit zumeist nicht so.
Das lyrische Ich versteckt die Gefühle genauso wie
das lyrische Du.
Sehr oft finden Trauer und Angst, die nicht verarbeitet werden können, ihren Ausbruck in agressiven Verhalten.( Besonders bei Kindern und Jugendlichen)
Das Bild der Schildkröten, versinnbildlicht für mich einerseits die Anstrengung, aber auch eine Flucht
in eine fantansievolle Welt, der Realtät entfliehend.
Es ist ein Gedicht der unterdrückten Gefühle,
die sich auf Schaumkronen retten oder in Wutausbrüche.

Vielen Dank für deine Antwort und deine vielschichtige Kritik.
Liebe Grüße
memo
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Memo,

"da ich in deinen Augen
deine mühsam verborgene Trauer sehe
und die verschüttete Angst"

Mag ja sein, dass das LyrIch mühsam verborgene Trauer sehen kann in den Augen des LyrDu - aber ist damit etwas über die Ursachen gesagt? Vielleicht betrauert LyrDu sich selbst, weil es Probleme hat, sich mit seiner Wut abzugrenzen?
"verschüttete Angst" - auch da würde ich mich als erstes fragen, wovor das LyrDu Angst haben könnte. Vielleicht davor, zur eigenen Wut bzw. zu den eigenen Emotionen zu stehen?
Langer Rede kurzer Sinn - wenn jemand wütend auf mich ist, sehe ich eine Reaktion, aber nicht seine Beweggründe - letztere sind m.E. oft reine Auslegungssache. Ich jedenfalls kann genauso wenig im Kaffeesatz lesen wie ich hinter anderer Leute Stirn gucken kann. Was mir dagegen sehr leicht fällt ist, von mir auf andere zu schließen... vielleicht geht es LyrIch ähnlich, wobei ich aber auf gar keinen Fall von mir auf LyrIch schließen will... ;)

Gruß, NDK
 
B

bonanza

Gast
starkes bild.
ich mußte sofort an die wut des betrogenen denken
oder des enttäuschten liebhabers.
wut, trauer, angst - mir gefällt, wie du diese gefühle
in deinen versen verbindest.
verletzungen lassen sich nicht vermeiden. nicht alle
baby-schildkröten werden gerettet.

bon.
 
S

Stoffel

Gast
tja..so hat jeder seine eigene Interpretation...ala..
"Wie es euch gefällt" *smile*
(oder wie ihr es euch gradebiegt.*g*)

lG
Sanne
 



 
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