der kaiser

C

Casper Jacob

Gast
Stahlauge

Hi Juleb,

die Stimmung in Deinem Gedicht gefällt mir. Doch beim zweiten Lesen, fielen mir zwei Ungereimtheiten auf. Wenn ich das Gedicht so lese, wie es formuliert ist, so bekomme ich eine Nacht aus Stahl - wobei du sicherlich die Frau aus Stahl meintest. Und an dieser Frau bleibe dann ich noch einmal hängen: Wer baut sich den ne Stahlfrau, die schielt? Tja, und dann mußte ich grinsen. Und die schöne kühle Stimmung war leider im Eimer.

Nix für ungut, dein Ansatz neue Bilder zu suchen, gefällt mir. Es darf nur nicht zur Wortfinderei ausarten.

Denkt sich der

CJ
 

juleb

Mitglied
Ich meinte wirklich die nacht aus stahl - dass, oder ob die geliebte eines herrschers metallisch sein muss, oder nur von natürlicher kälte um ihre rollen zu füllen, ist eher nebensächlich und mit absicht doppeldeutig - und die andere anmerkung: irgendwie sehr richtig, also mal wieder ans reissbrett, hatte doch prompt die doppeldeutigkeit eines silberblicks vergessen und werde hier wohl einen nach einem anderen ausdruck fahnden, der die kühle der beziehung wiedergibt und nicht in :rolleyes: erstarrt.
thx
juleb

(editiert wg smiley)
 
C

Casper Jacob

Gast
Hast recht

Hey juleb

nach nochmaligem lesen, gebe ich Dir völlig recht. Die Nacht aus Stahl, oder die Frau aus Stahl, diese Doppeldeutigkeit ist eigentlich prima. Geht inhaltlich voll durch, von daher nehm ich Punkt Eins auch zurück.

CU

CJ
 

juleb

Mitglied
und was punkt 2 angeht, hat mir das eine stunde lang keine ruhe gelassen - ich denke, in etwa habe ich eine lösung, die sogar mehr farbe hereinbringt :



der kaiser

er ließ
eine gespielin
bauen für
seine einsamen nächte
aus stahl

kalt lag sie
neben ihm
im bett

aber am tag
füllte ihr
rostender tränenblick
seine träume
und
der kaiser liebte
ihr eisiges
schweigen




thx

juleb
 
C

Casper Jacob

Gast
Hey juleb

ich muß noch mal meinen Senf dazugeben. Tränenblick ist klasse. Allein, ich würd den "rostenden" streichen. Tränenblick ist Leid genug und es bleibt schön kühl und glatt. Denk ich mir..

cu

CJ
 

juleb

Mitglied
Es geht sicher stärker, allerdings benötigt der Text hier zwei Worte mit jeweils entsprechender Silbenzahl, damit (zumindest für den Autor) die Speachmelodie noch stimmt.
hier auf nur Tränenblick zu verkürzen, wäre eine Amputation, keine Schönheitsoperation oder Korrektur.
Ich weiss, Ansichtssache.
Aber nimm mal rostende raus und lies den text laut, dann spürt man am ehesten, dass der Rhythmus verloren geht.

trotzdem thx

juleb
 
C

Casper Jacob

Gast
Zeit

hey juleb,

Die Sache mit dem Rhythmus stimmt. Aber noch grummelts bei mir im Bauch beim Lesen. Egal, Konfuzius sagt:
Kommt Zeit, kommt Rat. :)

Gruß

CJ
 

juleb

Mitglied
Re: Zeit

Ursprünglich veröffentlicht von Casper Jacob
hey juleb,

Die Sache mit dem Rhythmus stimmt. Aber noch grummelts bei mir im Bauch beim Lesen. Egal, Konfuzius sagt:
Kommt Zeit, kommt Rat. :)

Gruß

CJ
vielleicht findet der rat sich hier im schlaf.
denn leider stimmt es. im rost verliere ich die dauerhaftigkeit, ergänze um nicht passende zerstörung.
es ist schon ein kreuz, wenn sprache nicht hergibt, was sie soll - mit glänzenden augen ists zu leuchtend, und glimmen wieder scheint zu schwach.
ein adjektiv !
eines das keine zerstörung enthält, in sich statisch ist oder langsam bewegt und dabei jede wärme ablehnt - nur kalt kanns auch nicht sein, weil dann der ganze text erfriert.
kannst du dir vorstellen, dass ich solche setzungen an einer stellwand realisiere, einer art tafel, vollgeschmiert mit immer neuen variationen, von denen eine immer schwächer erscheint als die andere - oder einfach bedeutungsleer.

wer eine passende Idee hat:
hierher

mit thx
juleb
 
M

michael hoefler

Gast
Hi Jule B.

ich finde das Gedicht gut und
sehe gar keinen Anlass es
kaputtzudiskutieren.

(vielleicht sollt ich dann
konsequenter gar nicht antworten,
tu's aber trotzdem).

ciao, michael
 

juleb

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von michael hoefler
Hi Jule B.

ich finde das Gedicht gut und
sehe gar keinen Anlass es
kaputtzudiskutieren.

(vielleicht sollt ich dann
konsequenter gar nicht antworten,
tu's aber trotzdem).

ciao, michael
Wenn man etwas kaputtdiskutieren könnte...
Ich bin halt offen für konstruktive Kritik. Wenn ich sie nachvollziehen kann, auch bereit darauf einzugehen - und gerade in diesem kleinen Stück habe ich immer wieder Schwächen gesehen, an denen ich mich bemüht habe. Bestimmt wird es nie perfekt werden, weil ich - an anderer Stelle - schon gesagt habe, dass nichts schlimmer ist als Perfektion, aber in sich selbst stimmiger, d.h. stimmungsvoll schlüssiger.
Wenn ich Kritiker widerlegen kann oder das Geschriebene der Vision entspricht, würde mensch sich nur sinnlos bemühen, mir Weisheiten einzubläuen - aber wenn es passt, wird halt versucht, den inneren Schweinehund zu überwinden und andere Formen oder Ausdrücke zu finden.

deshalb hier noch ein weiterer Versuch - nach langem Ringen und diesmal, denke ich, der letzte - und der schwebt, womit er wieder näher bei der weichheit des ursprünglichen silberblicks angelangt ist; losgelöst von der metallischen struktur und doch nahe genug, um nicht von selbst lebensfähig zu sein.

der kaiser

er ließ
eine gespielin
bauen für
seine einsamen nächte
aus stahl

kalt lag sie
neben ihm
im bett

aber am tag
füllte ihr
schwebender tränenblick
seine träume
und
der kaiser liebte
ihr eisiges
schweigen

(juleb 02.07.2001)
 



 
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