der letzte tanz der komparse

sie ist klein
die kleinste von allen
und tanzt barbusig
barschoßig, barfüßig
zerbrochener Spiegel
blutige Scherben
flammengemäuer

unter dem bretterverschlag
öffnet sich eine Pforte
souffliert man ihr
ein wiegenlied
meist genügt ein zauberwort
schon ist man im zauberort

geheucheltes gekeuche
trügerische lustgesänge
wohlbekannte freudenklänge
binde dich
an einen maste nicht
gebrauche den als speer

unersättlich
wie eine hyäne
keine verführerische Sirene
über eine fleischige narbe
nährt sie ihre einsame seele

warten auf den letzten akt
das stichwort ist: liebe
die bühne bleibt des wortes leer
längst schon fort ist der souffleur
und sie da gänzlich nackt

und von den bühnenlogen
flieht das mitleid
aus feuchten unterhosen
in den schoß der komparse

ein sehr schönes - weil bemerkenswertes - werk mit durchgängigen bildern und von ansprechender form! das bringt mich zum nachdenken über das, was dort wohl alles enthalten ist!

aus der Not geborene Form

Ich muss gestehen, ich habe an diesem Text oft herumgewerkelt, weil ich die "richtige" Form nicht gefunden habe. Aber weniger ist mehr. manchmal erscheint es mir sehr fragmentarisch, und daher ich freue ich mich besonders, das es Dir gefällt!