der stehgreifdichter

eulenspiegel

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es steht ergreifend vor dem richter
der angeklagte stehgreifdichter
was macht ein trauriges gesicht er
wie stein- und beinerweichend spricht er

schon holt er zur suada aus
da geh'n im saal die lichter aus
dies nutzt der listige poet
und flieht, solange es noch geht

am morgen in der zeitung steht:
'flucht aus gericht, weil licht ausgeht'
da sieht man wieder: diese dichter,
was für ein zweifelhaft gelichter

sie nutzen selbst die dunkelheit
zur eig'nen vorteilhaftigkeit
entzieh'n sich der gerechtigkeit
beweisend ihre schlechtigkeit

der brave mann wendet mit grausen
sich vor derartigen banausen,
die kunst und sitte bloss beflecken
und voller bosheit stecken

die brave frau sie folgt errötend
dem braven mann, das 'ave' betend
und brave kinder zeugt man - klar
nur in der finsternis, fürwahr!

vor dichtern ist man auf der hut
und bücher man verbrennen tut
damit das staatsgefüge
auch keine schramme kriege

so ist es recht, ihr braven leute
übet gehorsam hier und heute
dann wird an euch auch morgen
die obrigkeit für ordnung sorgen
 



 
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