dichter haarloos

3,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Walther

Mitglied
dichter haarloos


wird das haar am haupt erst lichter,
wächst in dir ein großer dichter!
traum von jugend leis heran:
hattest haare, warst ein mann,
jedenfalls nicht auf der brust,
jedoch in der hose lust!
machte dir ganztags zu schaffen.
machtest dich ganz gern zum affen!

heute sitzt du in der ecke,
runder tisch, gedeckte decke,
mitten drin ein bierglashumpen,
in der schnute alte stumpen,
reimst die verse wie 'ne eins,
doch berühmt ist heute keins:
das gedicht ist ehrlich böse,
löst es sich erst vom gekröse

deiner grauen zellen los.
ist auch rasch die hoffnung groß,
dieses wär es endlich nun,
sahnehäubchen von dem tun,
das da heißt das verseschmieden,
doch es hat erneut gemieden
deine muse, den gedanken,
um den rum sich strophen ranken,

die das weltall hell erleuchten
(so wie's die gefühle deuchten,
die dich leise da beschlichen
und dann hyperschnell entwichen,
der erkenntnis platz zu machen,
deine werke wärn zum lachen
und darüber zu gebrauchen,
um den tabak aufzurauchen,

der in selbige gepackt,
das ist leider eben fakt,
läßt sich leicht in qualm auflösen,
dabei läßt sichs herrlich dösen,
ernsthaft aber auch sinnieren,
wenn die mädelz nett flanieren
in den viel zu kurzen röcken,
busen wider körbchen löcken,

ach, egal, sie sind halt mist!),
wo es kalt und dunkel ist.
eines merk dir, alter sänger,
besser wird's nicht, wenn du länger
das verstehen noch vermeidest:
löse dich, bevor du leidest,
von dem traum von pantheon:
da sind doch die großen schon.

Und die kleinen bleiben kleine,
haben sie auch lange beine,
hohe hacken an den schuhen,
stünden gar auf büchertruhen,
hätten eine offne bluse,
wären muse, blieben muse:
drum, herr dichter, sei nicht eitel,
steh zu deinem hohen scheitel!

steh dazu, dass es nichts werde
mit dem lorbeer auf der erde:
du kannst reimen, du kannst singen,
doch es wird nie richtig klingen.
 
L

label

Gast
Hallo Walther

dieses Gedicht ist eines!
gut dass du es jetzt der Allgemeinheit zugänglich gemacht hast,
denn es ist wohl ausbalanciert humorvoll und nimmt den verkannten alternden Dichterling gutmütig spottend auf die Schippe.
Metrik, Klang Rhytmus ist bei dir ohnehin immer sorgsam beachtet, da gucke ich gar nicht mehr hin :)

gut gemacht!
label
 
G

gitano

Gast
Hallo Walther!
Der Text ist zu lang im Verhältnis zu dem was er zu erzählen beliebt. Wollen ist löblich, können erträglich.
Obwohl inhaltlich-logisch auch etwas verquer ist der letzte Achtzeiler von der Wirkung her der Stärkste. Den Viezeiler danach braucht der Text nicht.
Die Ironie im Text dringt nicht wirklich durch weil er sowohl im Erzählstil als auch in der Haltung des LI zwar satirisch daher kommen möchte aber an den eigenen Unzulänglichkeiten hängenbleibt. Hier fehlen knackende Poenten und neue Sichtweisen oder eben radikale Verkürzungen um den Text inhaltsdichter zu machen. Es gibt sehr viele Stellen die nicht wirklich witzig sind und auch keiner Poente dienen, erwecken den Eindruck "Füllungen" zu sein.
Was ebenfalls auffällt sind die vielen Bildlogischen Fehler:

z. B:
reimst die verse wie 'ne eins,
doch berühmt ist heute keins:

Die Eine Aussage bezieht sich auf eine Gedichtzeile / Vers
die untere hingegen auf ein Gedicht.

davon gibt es zuviele im Text!
...und erweckt nebenher den Eindruck "erzwungener Reime"..leider!

Positiv fällt auf, dass Du durchaus ein metrisches verständnis/ Empfinden für Sprache hast!
...und augenblich kommt bei mir die Frage auf; Warum macht er nicht mehr daraus?

Das Thema ist schon sehr interessant vom wollen und möchten...!
Ich habe kürzlich selbst einen Text dazu hier eingestellt ("einsicht") Ob Satire, Ironie, Philosophie spielt dabei weniger eine Rolle...es zu beschreiben reicht meiner Meinung nach nicht.

Fragen:
Wo ist der Fokus?
Deine Position?
Welches thematische Spannungsfeld? (+ und -)
es gäbe noch viele mehr...

Etwas Arbeit braucht der Text noch...
Liebe Grüße
gitano
 

Walther

Mitglied
Hi gitano,

danke für Deinen Eintrag. Du hast Dir sehr viel Mühe mit einem reinen Blödsinnstext gemacht, den man auch so lesen sollte. Besonders danke ich Dir, daß Du festgestellt hast, daß mir im Laufe meiner Dichtversuche nicht nur gelungen ist, das Eine oder andere trocken zu legen, sondern auch eine gewisse Sicherheit im Metrum zugewachsen ist. Schön, daß das einmal einer merkt. :D

Zu Deinem bildlogischen Problem: Wenn Du die Strophe weitergelesen hättest, wäre Dir der Bezug aufgefallen:
reimst die verse wie 'ne eins,
doch berühmt ist heute keins:
[blue]das gedicht[/blue] ist ehrlich böse,
löst es sich erst vom gekröse
Blau markiert findest Du ihn.

Schön wäre es gewesen, wenn Du die anderen "fehlenden" Bezüge ebenfalls vermerkt hättest, dabei beachtend, das dieses Werk eines ist, und zwar grenzenlos unernst und ebenso grenzenlos unkorrekt. Manche Satzzeichen sind dazu da, die Verwirrung sozusagen herbei- und ins Lächerliche zu ziehen. Jedoch: Wer Bänkelsang und Fasenacht nicht mag, ist bei diesem - ähem - Reimwerk schlecht aufgehoben.

Zum Thema "Vermerken": Du gestattest, daß ich Dir ein wenig Nachhilfe in Rechtschreibung zu Gute kommen lasse: Erstens einmal schreibt man die "Po-Ente" richtig "Pointe", schon deshalb, weil das Wort so geschrieben einen weiteren Lachflash auslöste. Selbige "Hintern-Gänse" - also die Pointen natürlich - sind übrigens, wenn schon, denn schon, "knackig" und nicht "knackend". Nur wenn man das "k" vor dem "nackig" wegließe, wäre das ungefähr dann das Gleiche (und immer noch nicht Dasselbe).

Zu Deinen Fragen: Diese stellen sich hier nicht, weil der Zweck der Übung nichts anderes als die sich Selbstverhohnepiepelung des LyrIchs zum schenkelklatschenden Ablachen der Leserschaft ist. Kurz: Das Werk ist eo ipso und per se völlig wertlos und damit zugleich eigentlich total überflüssig.

Nur uneigentlich, ja, da macht es vielleicht ein paar Leuten Spaß (Dir leider nicht, aber das ist, glaube ich, eher Dein eigenes Pech und nicht meines oder das anderer). ;)

In diesem Sinne wünsche ich Dir frohes Dichten und Werken. Und nimm's nicht gar so schwer.

Und zwar weder das Leben, noch das Dichten.

Lieber Gruß W.
 

revilo

Mitglied
Hallo Walther, ich hab Dich an anderer Stelle sofort erkannt, Du alter Schlawiner........Eine herrliche und gekonnte Persiflage über Haare, die Männer zeitlebens verfolgen.
In jungen Jahren sind sie an intimer Stelle wichtig, aber keine(r) sieht sie.Sind wir dann vollkommen, werden sie oben weniger. Trag es mit Fassung und schreib weiter Gedichte, alter Schelm..........LG revilo
 



 
Oben Unten