die ghasele vom heimlichen kulissenschieber

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]die ghasele vom heimlichen kulissenschieber


[ 4]du kennst meine arbeit: die wand stell ich hin
[ 4]den spiegel symmetrisch dem gleichgewichts-sinn

in den phantasie du hineinträgst dein auge
[ 4]du lebst was du bist wenn du siehst was ich bin

der vorhang verschließt was ich setzte vor zeiten
[ 4]verschlissene teppiche ritter von zinn

nun baun wir podeste da bricht unser schlagzeug
[ 4]durch schritte und hämmern pur adrenalin

die rufe der richtenden kompaß-befehle
[ 4]gelächter verdünnt wie ersatz-terpentin

shri deva ma diva erkennt ihren meister
[ 4]elisabeth treibt einen hirten-zweig grün

ich mag alle beide: die reife natur und
[ 4]die jungfrau der sublimations-medizin

wer weiß schon worin ihren grund ich gegründet
[ 4]wie bacon den shakespeare macht mich mister bean

zum famulus-fäustling der liszt unterlistet
[ 4]der pilgrime pèlerinage evergreen:

du schreitest durch modulations-medianten
[ 4]der ultramarinen regina coelin

in räume die wir dir zu füllen bereitet
[ 4]dir stehn sie weit offen tritt auf nun beginn

du grüßt widerhallend die größen der halle
[ 4]fünf wechselgesänge - ich setzte sie hin

zerschmetter die harfen im krieg auf der wartburg
[ 4]ironisch gebrochen gibt sich der gewinn

dir zuschauer gern denn du siehst dich gespiegelt
[ 4]im künstler geliebt von der herzkönigin

frau venus erkennst du in ihr die dich sterbend
[ 4]gebiert denn sie gibt dir ihr leben dahin

ihr schoß ist die halle - das sternzelt der bühne
[ 4]regina coelinblau tief ultramarin
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Geschrieben voriges Jahr während der Zwischenaktpausen der Kino-Live-Übetragung von Wagners "Tannhäuser" aus der New Yorker Met.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es ist ein sehr vielschichtiges Werk, das ich schon mehrfach gelesen und als Werk des Monats ausgewählt habe.

Nicht ganz einfach zu lesen offenbart es jedesmal neue Nuancen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Herzliches Dankeschön, Bernd!
Es freut mich sehr, daß es nicht so ganz in der Versenkung verschwindet.
Und ganz besonders, daß Du es schon mehrfach gelesen hast und immer neue Seiten entdeckst hast. Das ist wunderbar!
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
und ja: "Werk des Monats" - - !
Ich freu mich.
 

Ustrarisa

Mitglied
Für mich liest sich das wie auf Droge geschrieben! Sorry! Es ist m.E. ein Text, der keine Regeln kennt, nicht mal die der Spannung!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Ustrarisa, schau Dir bitte mal die Regeln der Ghaselen an.
Sie sind recht einfach und zugleich komplex.

Welche der Regeln hält Mondnein nicht ein?
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Keine Regeln?
Tut mir leid, ich verstehe Dich nicht, Ustarisa. Das ist eine Ghasele, also eine ziemlich strenge Form, eine sehr enge Regel.
Was ist denn die "Regel der Spannung"?

Wann und unter welchen Umständen es geschrieben wurde, steht übrigens in der ersten Kommentaranmerkung unter dem Text, wo ich das kurz erwähnt habe.
Drogen? Ja, insofern "Wagner" spätestens seit Ernst Jüngers "Annäherungen", Kapitel "Der Fall Wagner", unter die "Drogen" gerechnet wird. Aber dort beruft sich Jünger auf Baudelaire, d.h. Wagner als "Droge" zu bezeichnen, ist schon älter, liegt zeitlich lange davor.
 

Ustrarisa

Mitglied
Da bekomme ich nun eine Nachricht darüber, dass man auf meinen Kommentar geantwortet hat und dann finde ich weder meinen Kommentar noch die Antwort!
Ich drage mich manchmal, nach welchen Kriterien manche Werke zu "Werken des Monats" werden..?!"
Fakt ist, wenn ich so etwas im Studium der Germanistik je geschrieben hätte...., dann wäre es zensiert zurück gekommen! Das ist ein selbsterfundener Stil, der weder gut noch interessant ist, dafür aber sicherlich einzigartig!
Man solle bedenken, dass sich Gedichte sowieso eher nicht reißend verkaufen und dann in diesem kryptischen Sprachstil zum Abschalten des Verstehens zwingend beitragen!
Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass man auf Droge sein müsse, um so verquer und gewollt verkünstelt schreiben zu wollen! Zumindest ist es nicht ans Verstehen aller gerichtet!
Ein aufgeschriebener Gedankenbrei! Tut mir leid, aber was soll mir das, als Lesende, sagen?
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
dragonfly

Ich [red]drage [/red]mich manchmal, nach welchen Kriterien manche Werke zu "Werken des Monats" werden..?!"

Da ich es nicht zum "Werk des Monats" gemacht habe, kann ich Dir diese Frage nicht beantworten.

Fakt ist, wenn ich so etwas im Studium der Germanistik je geschrieben hätte...., dann wäre es zensiert zurück gekommen!


Ja, nett. Aber ein richtiger Zensor kennzeichnet die Stellen, die er zensiert, und gibt eine Begründung. Das vermisse ich bei Deinem Kommentar. Ich habe keine Ahnung von der Art und Weise, wie Germanistikprofessoren "zensieren". Ich bin auch erstaunt darüber, daß man in einem Germanistikstudium Gedichte einreicht.
Ein guter Zensor streicht übrigens nicht nur Fehler an (und begründet seine Anstriche), sondern kennzeichnet auch Gutes, Fruchtbares, Originelles.
(Ich hoffe, Du verstehst dieses Wort "Originelles"?)

Das ist ein selbsterfundener Stil, der weder gut noch interessant ist, dafür aber sicherlich einzigartig!

Nein, die Ghasele habe ich nicht erfunden.
Und mit der "Einzigartigkeit" wollen wir's mal nicht übertreiben, obwohl das ein hohes Lob ist. Zu viel der Ehre.

Wo hast Du eigentlich diese begründungslosen Pauschalierungen gelernt, etwa in einem "Germanistikstudium"? Nein, das glaube ich Dir nicht. Du stapelst offensichtlich hoch: "weder gut noch interessant" - Belegstellen? Begründungen? Verbesserungen? - Davon abgesehen, daß Interesse im Auge des Lesers liegt, nicht in dem des Schreibers; und "nicht gut" ist ja wohl die flachste Charakterisierung einer Wertung, die man überhaupt formulieren kann. Ein weiterer Beweis dafür, daß Du mit einem Germanistikstudium gar nichts zu tun haben kannst.

Man solle bedenken, dass sich Gedichte sowieso eher nicht reißend verkaufen und dann in diesem kryptischen Sprachstil zum Abschalten des Verstehens zwingend beitragen!

Ich habe das Gedicht nicht zum Verkauf angeboten. Wo auch? Bei wem denn?
"Kryptischer Sprachstil" fordert das Denken heraus, schaltet es nicht ab. Manchmal darf man ja bequem rumgoogeln, wenn man etwas die Beziehung von Liszt zu Wagner oder den Famulus des Faust (trotz Germanistikstudium) nicht kennt, oder wenn man wissen will, was Bacon mit Shakespeare zu tun hat usw. usw. und wenn man schon nicht mit Grimms Fassung der Tannhäusersage vertraut ist, dann einfach mal in der Wiki nachschauen, wie Richard Wagner die Tannhäusersage mit der vom "Sängerkrieg auf Wartburg" verquickt hat, - und wie wäre es damit, den "Tannäuser" einfach mal anzuhören? Aber Vorsicht: Es war ausgerechnet der "Tannhäuser", der Baudelaire so berauscht hat.

Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass man auf Droge sein müsse, um so verquer und gewollt verkünstelt schreiben zu wollen!

Mir ist nicht bekannt, daß die Lieder Trakls, Benns, Baudelaires und Ginsbergs irgendetwas "gewollt Verkünsteltes" an sich hätten. Und den Beatles, Dylan und Hendrix man man ja viel vorwerfen, aber wohl kaum, daß sie "gewollt verkünstelt" seien (das kann man ja nicht einmal dem Mundharmonika-Getön Dylans vorwerfen).
Ich habe ja schon erklärt, daß ich von der Droge "Wagner" berauscht war, als ich das schrieb. Pack die Folterwerkzeuge endlich weg, das Geständnis ist schon unterschrieben!

Zumindest ist es nicht ans Verstehen aller gerichtet!
Ein aufgeschriebener Gedankenbrei! Tut mir leid, aber was soll mir das, als Lesende, sagen?


[blue]"Armsel'ge, die ihr Liebe nie genossen,
zieht hin, zieht in den Berg der Venus ein!"[/blue]
(Wagner, Tannhäuser, 2.Aufzug, 4.Auftritt, Ende des Wettbewerbs-Liedes Heinrich Tannhäusers, Peripetie der Oper)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Danke, Patrick!
Ich grüße Dich herzlich!
hansz
 

Ustrarisa

Mitglied
Nun gut, es geht mir mitnichten darum, etwas zu kommentieren, was den Schreiber beleidigen soll! Aber es geht auch um Ehrlichkeit!
Selbstverwirklichung im Text für das stille Kämmerlein sollte es wohl kaum sein, sonst wäre es nicht hier gelandet!
Es ist so geschrieben, dass es mir nicht gefällt und mich äußerst langweilte, weil es erstens weder gefällig fein zu lesen war, noch inhaltlich etwas Interessantes zu bieten hatte!
Wer das auf den Thron gestellt hat, muss natürlicherweise eine völlig andere Meinung davon haben! Das ist meine Meinung, die man sicher ignorieren kann, besser noch löschen!
Meine Vorstellung von Sprache und deren Verwendung in der Kunst ist es, dass es tiefsinnig, fein nuanciert und doch einfach geschrieben ist, der Gebrauch der treffenden Worte ohne verkünstelte Schnörkel, die einem die Lust auf Weiteres erzeugt!
Goethe war ein Meister seines Fachs und er würde sich wundern, mit was man heute die Lorbeeren verdient! Oft ist es ein Aneinanderramschen von Gesankenfetzen, welche den geneigten Leser zwingt, sich irgendetwas seiner Vorstellungswelt zu denken, was der Schreiber vielleicht gar nicht gewollt oder gedacht hat!
Natürlich reicht man auch Gedichte während eines Germanistikstudiums ein, wenn Wettbewerbe angetragen sind und wenn es um Sprache geht! Aber das möchte ich hier nicht weiter vertiefen!
Frage ich es anders: "Was wollten Sie mit dem Gedicht ausdrücken?" Dies wird in der Schule zuerst gefragt!
Ich persönlich kann den Zeilen kaum etwas entnehmen, es war einfach nicht lesenswert geschrieben!
Mir entfleuchte hier und da aus dem Unverständnis heraus ein "Hä"!, wobei Sie mich sicher auf mein "Unverständnis" festnageln können! Doch ich denke nicht, dass es meine "fehlende" Auffasungsgabe ist, um so zu urteilen. Es ist nur meine Meinung!
Ich entnehme Ihren Zeilen, dass Sie natürlich eine schwärmerische Bildung in der Literatur und Kunst haben und nun selbst etwas schaffen möchten! Aber....ein Gedicht, was ein Studium der Kunst/Literatur beim Lesenden erfordert, ist für mich nicht viel wert!
Bei uns zu Hause wird rezitiert, Hausmusik groß geschrieben und das als echte Virtuosen, demzufolge kennen wir uns sehr wohl in beiderlei Branchen aus, können also recht gut von gewollt und gekonnt unterscheiden!
Ich bitte Sie, mir das nicht allzu übel zu nehmen und eventuelle Schreibfehler im Voraus zu entschuldigen, aber ich schreibe das gerade in der Bahn unter sehr wackeligen Bedingungen auf einem kleinen Handy!
Schreiben Sie ruhig weiter so, es muss ja nicht allen gefallen! Mir wurde das nur zugeschickt und ich las mich,aus Fehlen anderer Inhalte, durch die Zeilen!
Ich schätze Arnold Schönberg als Mensch mit seiner Kunst sehr, dennoch finde ich seine Musik grässlich!
Ärgern Sie sich such nicht aber meinen Kommentar, aber wissen Sie, dass es Leben nicht nur eine Meinung gibt!
Viel Erfolg mit geneigteren Lesern! ;)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
poeta doctus

Es ist so geschrieben, dass es mir nicht gefällt und mich äußerst langweilte, weil es erstens weder gefällig fein zu lesen war, noch inhaltlich etwas Interessantes zu bieten hatte!

Ich finde die Arbeit der Kulissenschieber während der Pausen zwischen den "Aufzügen" sehr interessant. Das war eines der Themen, zugleich die Perspektive des lyrischen Ichs. Ein gesunder proletarischer Gesichts- und Standpunkt.
Und Wagners "Tannhäuser" ist nicht bloß "interessant" - das wäre ein vernichtendes Urteil - sondern überaus faszinierend, ein Meisterwerk erster Klasse, das wird keiner bestreiten, der dieses Werk schon mal erlebt hat.
Die Reflexion des Dichters im Werk ist durch zweierlei begründet (und sie ist deshalb auch nicht bloß irgendeine unpassende Spielerei!): Die Oper selbst hat die Rolle des Künstlers, des Dichters und Sängers, zum Thema, ist also selbst schon reflexiv. Und zweitens habe ich den Gedanken durchgespielt, das Wagner hier heimlich die Kulissen schiebt. Das kann metaphorisch für seine Erlösungsreligion (hier noch ganz christlich) stehen, aber auch rein erzählerisch genommen werden. Dichter sind an so etwas immer interessiert. Nichtdichter nicht immer.

Das ist meine Meinung, die man sicher ignorieren kann, besser noch löschen!

Meinungen kann man nicht löschen. In welcher Welt lebst Du eigentlich? In einer Welt des Rausches, wo Dir jemand von außen Deine Gedanken löschen kann?

Meine Vorstellung von Sprache und deren Verwendung in der Kunst ist es, dass es tiefsinnig, fein nuanciert und doch einfach geschrieben ist, der Gebrauch der treffenden Worte ohne verkünstelte Schnörkel, die einem die Lust auf Weiteres erzeugt!

Völlig wahr, das ist auch meine Vorstellung von Sprachkunst.

Jetzt Butter bei die Fische: Wo ist bei meiner Ghasele ein Wort nicht trefend? Und wo siehst Du "verkünstelte Schnörkel"? Ich bitte Dich um die Beispiele.

Oft ist es ein Aneinanderramschen von Gesankenfetzen, welche den geneigten Leser zwingt, sich irgendetwas seiner Vorstellungswelt zu denken, was der Schreiber vielleicht gar nicht gewollt oder gedacht hat!

Im Denken und Sich-etwas-Vorstellen gibt es keinen Zwang, sondern die Freiheit der Phantasie. Wenn ein armes Menschenwesen keine Phantasie mehr haben sollte und unter Zwangsvorstellungen leiden sollte, dann ist es mir ein Herzensanliegen, das Zwanghafte seiner Vorstellungen aufzulockern, aufzubrechen, durchzuschütteln, der Assoziations-Freiheit zu öffnen - kurz: Gedankenfetzen zu puzzeln, wie die Kubisten und die Popartisten Collagen geklebt haben. "Aneinanderramschen" ist ein schönes Wort. Gefällt mir. Hat eine drastische Wirkung, schön frech. Ist aber das Gegenteil von "Zwang, sich etwas vorzustellen", sondern gibt dem Leser seine eigene Phantasie, seine Vorstellungs-Freiheit zurück.

Natürlich reicht man auch Gedichte während eines Germanistikstudiums ein, wenn Wettbewerbe angetragen sind und wenn es um Sprache geht! Aber das möchte ich hier nicht weiter vertiefen!

Die machen Wettbewerbe auf den Universitäten? Aber nur für die Germanistikstudenten? Da ich nur sehr sehr alte Dichtung verschiedener Kulturbasissprachen studiert habe, ist mir da nichts "angetragen" worden. Sonst hätte ich da natürlich den Tannhäuser gemacht und alle in den Venusberg eingeladen.

Frage ich es anders: "Was wollten Sie mit dem Gedicht ausdrücken?" Dies wird in der Schule zuerst gefragt!

Jetzt hast Du Dich verraten: Du bist etwa im Rentenalter, pensioniert, sitzt in Deiner Gartenlaube und tippst in Deinen Laptop. Denn Du berichtest eine Mär aus alten Zeiten, so Fünfziger, frühe Sechziger Jahre, wo die Deutschlehrer so bescheuerte Fragen gestellt haben. Heute weiß jedes Kind, daß die Deutung eines Liedes beim Leser bzw. Hörer liegt, nicht bei einem Gedankenvorschreiber. In der Phantasie der lesend oder hörend Mitsingenden, nicht in der Absicht eines Schreibers.
Schon zu meinen Schulzeiten hat keiner meiner Lehrer noch so törichte Fragen gestellt. Allerdings schrieben wir auch keine Gedichte im Unterricht. Das machte ich unabhängig von der Schule. Einfach so. Und dann erst nach dem Abitur, während meiner Zivildienstzeit! Ich durfte bei einer Hilfsorganisation im Büro arbeiten, da schrieb ich eine Menge Gedichte. Schau mal in meiner Liste: "Das Letzte" (ich meine nicht mein letztes Gedicht, sondern ein Gedicht mit diesem Titel. Ist wirklich "Das Letzte"!)

Ich persönlich kann den Zeilen kaum etwas entnehmen, es war einfach nicht [blue]lesenswert [/blue]geschrieben!

Das ist eine sehr originelle Deutung. Wäre ich nicht drauf gekommen, aber ich bin nur der erste Leser, nicht der letzte. (Vom Schreiber schweigen wir hier, denn der ist, wie ich schon sagte, für den "[blue]Lesenswert[/blue]" eines Liedes nicht entscheidend.)

[/i]Mir entfleuchte hier und da aus dem Unverständnis heraus ein "[blue]Hä[/blue]"!,

Das ist Hindi und heißt auf Deutsch: "[blue]Ist[/blue]".

Ich entnehme Ihren Zeilen, dass Sie natürlich eine schwärmerische Bildung in der Literatur und Kunst haben und nun selbst etwas schaffen möchten!

Ja, seufz, ich will nun auch mal was selbst schaffen. Ich bin schon ganz von mir selber gerührt: diese Sehnsucht, auch mal was selbst zu schaffen. Wenn ich nur irgendwo lernen könnte, wie man das macht! Von einem richtig routinierten Autor! Ich meine nicht "Leselupen-routinierter Autor", was auch immer das ist, sondern einen, der seine Route in der Hand hat!

Aber....ein Gedicht, was ein Studium der Kunst/Literatur beim Lesenden erfordert, ist für mich nicht viel wert!

"Poeta doctus". Ein Dichter, dessen Götter "Marmor scheißen" ("Amadeus" Mozart). Horaz, Vergil, Ovid, Catull, Lukrez, das waren "poetae docti". Die sind für Dich nicht viel wert. Dann verkaufe ich sie Dir nicht, ich behalte sie gerne. Aber ich wollte sie gar nicht verkaufen.

Bei uns zu Hause wird rezitiert, Hausmusik groß geschrieben und das als echte Virtuosen, demzufolge kennen wir uns sehr wohl in beiderlei Branchen aus, können also recht gut von gewollt und gekonnt unterscheiden!

"Branchen"? Gute Metapher, lebendiges Bildwort für die Künste der Dichtung und Musik.
Pardon, Du kannst das unterscheiden? Aber woher stammt dann Dein Fehlurteil? Denn ich habe ziemlich gekonnte meine Wortfetzen zusammengerammscht. Machs nach! Mach's auf Deine Weise, zeig, daß Du "Können" von "Wollen" unterscheiden kannst! "Will" es!

Leg los!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
"Hä!" ist auch ein Wort aus dem "sächsischen Signalsystem" - wie es Hansgeorg Stengel ausgedrückt hat. Dieses Wort selbst hat er aber nicht mit behandelt.
Es bedeutet: "Kannst Du mir bitte freundlich und in Kürze sagen, was Du damit sagen möchtest? Ich bin erschrocken, dass ich es nicht verstanden habe." - Zugleich ist es ein Hilferuf und ein Dialogangebot.

Warum ich das Gedicht ausgewählt habe? Ich habe sehr viele Gedichte des letzten Jahres gelesen, die in der Leselupe veröffentlicht wurden.
Dabei fiel mir dieses besonders auf, und es scheint mir sehr geeignet zu sein. Es verwendet eine sehr alte und sehr strenge Gedichtform und zeigt mit dieser Form, wie die Kulissen geschoben werden. Und viel mehr.
Die Reimform und die strengen Versformen bilden eine Analogie zu den Kulissen. Inhalt und gewählte Form passen gut zueinander. Sprachklang und Melodie - sie spielen ebenfalls eine Rolle und sind hier äußerst exakt - machen das Gedicht zu einem Genuss.
Die Metaphern sind vieldeutig, lassen sich direkt aber auch im übertragenen Sinn lesen. Das Gedicht wird auch bei mehrmaligem Lesen nicht langweilig.
Als ich es gelesen habe, sah ich schon: Das ist es. Wenn nicht noch etwas anderes kommt.
Hier fielen Intuition und Bewertung zusammen.
Es gibt verschiedene "Schulen". Eine ist die nach
Martin Opitz, einem sehr berühmten und bekannten deutschen Dichter, der bekanntlich als einer der ersten Regeln für die deutsche Dichtung aufgestellt hat. Er erlaubt und verwendet Wortumstellungen und Ausfälle von Vokalen, um das Versmaß "hinzutricksen", wie ich es sagen würde. Die Dichtung entwickelte sich weiter, Klopstock zu nennen, der antike Formen ins Deutsche übertrug und auf Reime in vielen Gedichten verzichtete.
Aber die Dichtkunst ist in gewisser Weise international, und so fanden auch Gasel bzw. Ghasele Einzug in die deutsche Dichtkunst.
Im vorliegenden Gedicht wird die Ghasele mt einer erhabenen, aber modernen und expressiven Sprache verwendet.
Und: So habe ich es noch nicht gelesen. Das Gedicht gibt Einsichten.
Und der Kulissenschieber ähnelt dem Maskenbildner, nur dass er nicht die Persönlichkeiten -- sondern die Umwelt ändert.

Bei unserer Diskussion stellte sich auch heraus, dass persönliche Angriffe zu ebensolchen Gegenangriffen führen, was, wie Schopenhauer schrieb, unvermeidlich ist. http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-kunst-recht-zu-behalten-4994/1

Arthur Schopenhauer
Die Kunst, Recht zu behalten
Kunstgriff 8
Den Gegner zum Zorn reizen: denn im Zorn ist er außer Stand, richtig zu urteilen und seinen Vorteil wahrzunehmen. Man bringt ihn in Zorn dadurch, daß man unverhohlen ihm Unrecht tut und schikaniert und überhaupt unverschämt ist.
Glücklicherweise geriet Mondnein nicht in Zorn. So verpuffte der Angriff. (Der entsprechend der Schopenhauerschen Satire auf abstraktester Ebene geführt wurde.)

Hierzu eignet sich natürlich der Drogenvergleich. solche Vergleiche sind nicht Thema der Leselupe. Ich hatte fast eine Entschuldigung erwartet.

Kunstgriff 12
Ist die Rede über einen allgemeinen Begriff, der keinen eignen Namen hat, sondern tropisch durch ein Gleichnis bezeichnet werden muß; so müssen wir das Gleichnis gleich so wählen, daß es unsrer Behauptung günstig ist. So sind z. B. in Spanien die Namen, dadurch die beiden Politischen Parteien bezeichnet werden, serviles und liberales gewiß von letztern gewählt. ...
"Gewollt oder gekonnt."
---

Die Frage ist: Soll Kritik den Dichter oder sein Gedicht betreffen?
Für mich soll sie das Gedicht betreffen. Vermutungen über Drogenzustand/Geisteszustand von Dichter oder Kritiker gehören nicht in die Leselupe.

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Die Frage bleibt immer noch offen, was an dem Gedicht nicht stimmt, im konkreten Falle. Ich habe hierzu noch kein einziges Argument gelesen.

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Wir machen bei meiner Mutter auch Hausmusik und tragen Gedichte vor.

Wenn das Musikargument denn stimmte, müsste ich jetzt das Gedicht völlig verwerfen.
 

Ustrarisa

Mitglied
Es zählen letztendlich, trotz aller erlernter Künste, Kunstgriffbeweise und Erklärungen, im Leben jedes Einzelnen nur zwei Dinge: "Gefällt oder gefällt nicht!"
Die Gedanken sind frei und ich habe mit meiner freien Meinungsäußerung niemanden seinen künstlerischen Weg versperrt, gar verboten! Man muss mir nicht Tannenhäuser nahebringen, den ich freilich kenne! Wagner ist wunderbar und langatmig zugleich! Impliziert das nun, weil ich es so empfinde, dass ich deswegen diese Meinung nicht kundgeben darf? Weil Wagner eben Wagner ist?
Jeden steht es frei, zu denken und so zu handeln, wie es ihm beliebt, sofern er sich an die Gesetze hält oder niemanden in seinem Tun schadet!
Ich zerpflücke die Arbeit Anderer nicht gern, ich empfinde und teile mit! Wer das nicht aushält, sollte meine Meinung doch einfach überlesen! Wo ist das Problem?
Egal, welch streng eingehaltene alte Form es auch immer ist, wie gut die Worte platziert sind, welch große Weisheit auch hinter dem Schreiber steckt, die er zu präsentieren gedenkt oder vermag, so liegt doch kein Zwang des Gefallens auf der Darbietung oder der gelernten, angewandten Gesetze der Dichtkunst (hier als Stellvertreter aller anderen Künste). Ich spreche eigentlich nur für meine Person, obwohl ich auch die derer widerspiegele, denen ich das Ghasele vorlas!
Bitte keine Rechtfertigungen dazu, denn: "Die Gedanken sind frei!"
Im übrigen, um es mal ganz salopp zu sagen, ich mag Selbstbeweihräucherung als Beweisführung des eigenen Ichs nicht sonderlich!
Wer sich so verteidigt, kann nur mit seiner eigenen Meinung umgehen und ist keineswegs offen für andere Sichtweisen!
Als Letztes: Ich bin weder Rentner noch vorsintflutlich! Die psychologische Deutung meiner Person ist eher schon etwas anmaßend als wirklich erkannt! Nichts dergleichen hat mich "verraten"! Es stimmt schlichtweg nicht! Aber vielleicht üben Sie sich darin ein wenig und schreiben ein Märchen der Ratekunst! Ich würde mich über die neuesten Spekulationen, wer und wie antiquiert ich sei, dahingehend freuen!
Wer sehr viel künstliches Wissen anhäuft und dieses verkünstelt darstellt, ist er dann ein Künstler?
Gute Nacht!
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
künstliches Wissen

Wer sehr viel künstliches Wissen anhäuft und dieses verkünstelt darstellt, ist er dann ein Künstler?
Was ist denn "künstliches Wissen"?

Wenn Du mir das erklären kannst, dann kann ich Dir gleich auch nie nächste Frage stellen, nämlich: Wo ich etwas "verkünstelt dargestellt" habe. Was auch immer "verkünstelt" bedeuten soll (es ist ja ein Neologismus) und was auch immer es heißen soll, daß jemand was "verkünstelt darstellt".
 

Ustrarisa

Mitglied
Verkünstelt nach meiner Auffassung? Ein Beispiel:

Hauptschule:
Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 50€. Die Erzeugerkosten betragen 40€. Berechne den Gewinn!

Realschule:
Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 50€. Die Erzwugerkosten betragen 4/5 des Erlöses! Wie hoch ist der Gewinn des Bauern?

Gymnasium:
Ein Agrar-Ökonom verkauft eine Menge subterraler Feldfrüchte für eine Menge Geld (G). G hat die Mächtigkeit 50. Für die Elemente g aus G giltg=1,00. Die Menge der Herstellungskosten (H) ist um zehn weniger mächtig als G. Zeichne ein Bild der Menge H als Teilmenge von G und gib die Mächtigkeit der Menge E für die Frage an:
Wie hoch ist der Erlös (E) des Agrar-Ökonomen in Einheit von G?

Waldorfschule
Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 50€. Die Erzeugerkosten betragen 40€. Der Gewinn beträgt 10€.
Aufgabe: Unterstreiche das Wort Kartoffeln und singe ein Lied dazu!

Das meine ich!
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast


Ich wüßte nicht, daß ich diesen blöden alten Kalauer in meine Ghasele reingepackt hätte.

Das ist kein Beispiel aus meinem Gedicht. Nein. Und hat auch nichts mit dessen Stil, Komprimiertheit oder der Direktheit seines Ausdrucks zu tun. Es gibt nicht die geringste Ähnlichkeit, vor allem in dem, was die Dichte angeht. Dichte ist ein wichtiges Merkmal guter Dichtung.

Dein Kalauer ist ziemlich undicht. Mein Gedicht wohl kaum.
 

Ustrarisa

Mitglied
Mein Vergleich hat nichts mit der Ghazele zu tun! Mir ist gar nicht klar, warum das jetzt damit verglichen wird! Ich habe nur geantwortet, was "verkünstelt" sein solle!
Leute, nein erster Kommentar war aus einer dummen und schlechten Laune heraus wahrscheinlich zu aggressiv! Ich weiß, was eine Ghazele ist, aber mir hat der Inhalt und die Art des Teytes einfach nicht gefallen! Mir haben die persischen Ghazelen besser gefallen, obwohl das jetzt mich auch nicht unbedingt dazu verführt, einen Band davon zu erwerben!
Das ist alles! Es war für mich eben "kryptisch" und nun ist es auch gut! Auf mein Urteil kommt es nicht an und es war ein spontaner, zu spontaner Leseeindruck!
Meine Favoriten des Schreibens sind Ringelnatz, Kästner, Heinz Erhardt, Tucholsky, Turgenjew und Goethe! Sicher auch noch viele mehr, aber das interessiert hier niemanden! Einen Vergleichbaren unter Ihnen habe ich hier noch nicht gefunden!
 



 
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