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zettelstraum

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Die Herzprinzessin

Es war einmal ein kleines Dorf, in welchem hauptsächlich junge Männer wohnten, die einfachen Arbeiten nachgingen. In diesem Dorf gab es nur eine Gaststätte, in welcher sich aber der Großteil der Männer fast jeden Abend traf, natürlich sehr zur Freude der Wirtin, einer der wenigen Frauen in jenem Dorf.
Eines Abends also trafen sich die Freunde Florian, Hans und Herold zur späten Stunde und sprachen über ein ganz besonderes Thema: eine Prinzessin, in einem Schlößchen, nicht weit von hier.
Diese Prinzessin, wurde erzählt, habe lange Zeit mit einem jungen Fürsten dort gelebt, bis daß er sie plötzlich verließ, ohne ihr Kinder zurückzulassen. So lebte diese hübsche Prinzessin nun ganz allein auf ihrem Schlößchen; eine ganz sonderbare Sache, fanden die jungen Männer. Natürlich hatte sie ihre Dienerschaft und ihre Eltern, doch ein jeder fragte sich, warum sie sich denn noch nicht für einen neuen Mann entschieden habe. Sei sie so anspruchsvoll? Nein, das wußte der Herold zu berichten, keineswegs, sie sei sehr aufgeschlossen und unternehmungslustig. Der schlaue Hans meinte natürlich sofort zu wissen, daß sie wahrscheinlich ganz schwere Mutproben von den Freiern abverlangen würde. So kam man denn schnell dazu, das Thema wieder zu verlassen und sich dem Kartenspiel zu widmen.
Florian lief am nächsten Tag auf dem Acker hin und her wie eine oberirdische Wühlmaus. Er war in seinem Herzen ein temperamentvoller junger Mann, aber an diesem Tag schien ihm jegliche Motivation zu fehlen. Sein Herz machte ihm sozusagen einen Strich durch den Alltag. Er fand keine Lust daran, in die Werkstatt zu gehen, um seine Figuren zu schnitzen, welche er auf dem Wochenendmarkt immer wieder zur Schau stellen mußte, um sich sein Geld für die Abende in der Gaststätte zu verdienen.
Er war mit seinen Gedanken bei der Prinzessin.
Er glaubte nicht an die Mutprobe, sondern dachte sich, daß es einen anderen, wahrscheinlich viel entsetzlicheren Auftrag gab, das Herz der Prinzessin zu erobern.
Lange sah er den Vögeln bei ihrem Flug über die Wälder zu und bewunderte die Bussarde wie sie mit einer unbeschreiblichen Präzision sich auf die Mäuse stürzten. Diese Kraft, schien ihm, sei notwendig, um das Herz einer Frau zu erobern. Nicht das leise Anschleichen mußte es sein, sondern die gezielte Orientierung und der unbedingte Wille.
Er spürte den Wunsch, diese Prinzessin unbedingt sehen zu müssen, daß er rasch zu Herold lief, um ihn zu fragen, wo dieses Schlößchen denn zu finden sei. Herold war gerade dabei, seine Kartoffeln aus dem Acker zu reißen, als Florian in traf. Er zeigte sich ein bißchen verwundert darüber, daß Florian um diese Zeit bei ihm vorbeischaute und fragte ihn, ob er ihm helfen wolle. Florian aber begann sofort ihm von seinem Gedanken zu berichten und davon, daß er gern wissen wolle, wo das Schloß der Prinzessin sei. Herold beschrieb ihm den Weg und teilte ihm noch mit, daß es wahrscheinlich günstig sei, daß er ein paar seiner schönsten Holzfiguren mitnähme, da auf dem Schloß alle zwei Wochen ein Künstlermarkt stattfinde.
Als sich Florian für den Hinweis bedankte und sich schon auf den Weg machen wollte, rief ihm Herold nach, daß er hoffe, daß sie sich trotzdem in naher Zeit wieder in der Gaststätte treffen könnten , da sie ihn sicher vermissen würden. Florian lächelte ihm daraufhin freundlich zu und ging dann nach Hause, sich mit dem Gedanken tröstend, daß sie vielleicht nur den Kartenspieler besonders vermissen würden. Er wollte alles hinter sich lassen, um sich intensiv auf seine Idee konzentrieren zu können.
In seiner Hütte fand er bald die schönsten Figuren, Schnitzwerke, die er nie auf dem Wochenendmarkt hätte verkaufen wollen, da sein Herz an ihnen hing. Es handelte sich um eine schlichte Madonna, die jedoch mit stolzen Augen nach oben blickte, als ob sie sich bedanken wolle, daß man sie ausgesucht hatte. Desweiteren steckte er in seinen Beutel einen Kolibri welchen er nach der Vorlage einer Zeichnung aus der Mappe seines Freundes Hans angefertigt hatte. Sein bestes Stück jedoch war ein Embryo in den Händen eines Frosches. Die Idee dazu hatte er bekommen, nachdem ihm die Großmutter die Geschichte vom verwunschenen Prinzen erzählt hatte. All dies und die wichtigste Wäsche packte er in seinen Beutel, ging dann in den Stall, um sein Pferd zu satteln und machte sich noch am gleichen Abend auf.
Er ritt unter einer sternenklaren Nacht und nichts konnte ihn erschüttern. Immer wieder sah er Eulen und Glühwürmchen, die einen recht still, die anderen in glühender Bewegung. Doch stets rief er sich den Mäusebussard in Erinnerung, den er liebend gerne noch geschnitzt hätte, wenn sein Herz nicht schon von der geheimnissvollen Prinzessin so eingenommen gewesen wäre.
Kurz vor Morgengrauen jedoch machte er Rast, band sein Pferd an den Baum und legte sich in dessen Schatten, um sich ein bißchen Ruhe zu gönnen. Es würde noch einen Tagesritt dauern und viele Berge lagen auf seinem Weg, welche die Reise beschwerlich machen konnten.
Gegen mittag weckte ihn ein unerträgliches Jucken am Arm und er stellte erschrocken fest, daß er nur ein kleines Stück entfernt von einem Ameisenhaufen geschlafen hatte. Hastig sprang er auf und zog sich seine Kleider vom Leibe und versuchte sich von den emsigen Kleintieren zu befreien. Nachdem ihm dies gelungen war, fühlte er sich wahrlich aufgeweckt und reisewillens. Er klopfte seine Kleider aus und gab dann seinem Pferd eine Handvoll Zucker, damit diesem die Reise ein bißchen versüßt erscheinen könnte.
Kilometer um Kilometer brachten sie hinter sich und er freute sich, daß er von einem guten Bekannten dies starke Tier bekommen hatte. Regen überraschte ihn zwei Mal und immer wieder fand er dabei gleich die Möglichkeit, sich in einer Gaststätte niederzulassen, um kurz das Pferd zu tränken und seinen Durst zu stillen.
Die Nacht aber überfiel seinen Körper früher als er erhofft hatte. Er suchte sich früh einen Schlafplatz. Er hatte ein klein bißchen Sorge, daß ihn der Regen überraschen könnte und so begab er sich unter ein über das Haus hervorragende Dach. Leider hatte er sich auf die Sonnenuntergangsseite gelegt und wurde deshalb nicht von den ersten Lichtstrahlen geweckt, sondern von einer mietzenden Katze, die mit seinem Pferd überraschend Freundschaft schließen wollte, es jedoch nicht schaffte an ihm hoch zu springen, da er sie immer wieder abschüttete, wenn sie sich mit ihren Krallen an ihm festhalten wollte.
Kurz versuchte er die freche Katze zu streicheln, doch sie schien ihr Herz an seinen Gaul verschenkt zu haben und in seinem jugendlichen Leichtsinn überlegte er sich sogar dies schöne Geschöpf in einer seiner Satteltaschen unterzubringen. Natürlich war die Katze von dieser Idee nicht begeistert und sprang nach einigen Metern wieder heraus und trollte sich zu ihrem Hof zurück.
Auf seinen letzten Kilometern überkam ihn ein kurzzeitiges Gefühl von Heimweh nach seinen Freunden und seiner Schnitzbank. So setzte er sich auf eine Bank und ließ seinen Blick in die Ferne schweifen. Eine Träne lief seine Wange hinunter, denn er wußte, daß er nie zurückkehren würde. Falls es ihm gelingen sollte, das Herz der Prinzessin zu erobern, würde er einen Boten in sein Dorf schicken lassen, der all seine Freunde abholen sollte, damit er mit ihnen auf dem Schlößchen ein richtiges Freß- und Saufgelage abhalten könne, natürlich zu Ehren der Prinzessin.
Was mag wohl der Grund sein, warum sie von diesem jungen Fürsten verlassen wurde, fragte er sich. War sie zu jung gewesen, war es einer dieser Zwangsehen, von welchen man auf dem Wochenendmarkt so oft gehört hatte.
Solche Fragen beschäftigten und ihn und nahmen ihm den Schleier der Trauer vom Gesicht, hinter welchem er plötzlich ein wunderschönes Schlößchen entdecken konnte.
Er kraulte die Mähne seines Pferdes, um ihm zu zeigen, daß man bald am Ziel der Reise angekommen sei. Es erschien ihm, da er sich ihm so zuwandte, ein bißchen erschöpft und so fand er es einen guten Gedanken, erst einmal ins Dorf zu reiten, um dort eine Unterkunft zu suchen und sich dort noch ein bißchen zurückzuziehen, bis daß er die Gelegenheit haben würde, ins Schloß zu gelangen.
Das Dorf war ein sehr verschlafenes Nest und das Schloß mochte noch eine gute Stunde entfernt sein. Es gab einige Gehöfte und einen Bäckerladen, in welchem man auch Schreibpapier erstehen konnte. Eine Kirche gab es in diesem Dorf nicht, jedoch gab es einen Wegweiser zu einer Kapelle, in welcher wahrscheinlich sonntäglich die Messe abgehalten wurde.
Er nahm also sein Pferd am Halfter und begab sich auf die Suche nach einem Gehöft, in welchem er Unterkunft erhalten könnte.
Zu seiner Freude gab es einen Bauern, der ihn nicht nur aufnahm, sondern ihm auch einen Raum zeigte, in welchem jener seiner Lieblingsbeschäftigung nachging, dem Schnitzen. In der Person eines Künstlers liegt meist eine hohe Portion Stolz und so stellte er schnell für sich fest, daß der Bauer keine große künstlerische Phantasie besaß. Die meisten seiner Werke waren grob geschnitzte Bilderrahmen und Madonnen, deren Jesuskind sich sehr einsam fühlen mußte, da sie nur gerade ausblickte und ihren Händen die zarten Finger einer feinfühligen Frau fehlten. Er ließ jedoch selbstverständlich seine Wertschätzung verlauten und bekam, nachdem er seine Kunstwerke gezeigt hatte, vom Bauer die Erlaubnis, den Raum zu benützen.
Der Bauer war nicht sehr neugierig, sondern trachtete nur zu wissen, wie lange er denn ungefähr zu bleiben gedachte, da sein Sohn in einem viertel Jahr mit seiner Schafherde zurückkehren würde und dann das Zimmer nicht mehr zur Verfügung stände. Florian beruhigte ihn, indem er ihm mitteilte, daß er sich vorstellen könne, die Unterkunft nur für ein paar Wochen zu benötigen und so konnten sie sich entspannt dem Umtrunk zuwenden. Die Bäuerin hatte auch schon das Zimmer hergerichtet und nach einer angenehmen Unterhaltung und einer deftigen Brotzeit, entschuldigte sich Florian und ging auf sein Zimmer. Da es im oberen Teil des Bauernhauses lag, konnte er auf das Schlößchen blicken und so schlief er denn mit süßen Träumen recht zeitig ein.
Die folgende Tage verbrachte er mit ausgedehnten Spaziergängen und einige Male lud ihn der Bauer ein, ihm ein bißchen in die Kunstfertigkeit des Schnitzens einzuweisen, denn dieser hatte erkannt, daß Florian darin ein wahrer Meister zu sein schien.
In der nächsten Woche sollte dann der Markt sein und so fragte Florian den Bauern, wie man es anstellen könne, dort einen Stand zu bekommen, um seine Kunstwerke feil zu bieten. Der Bauer klopfte ihm lächelnd auf die Schulter und meinte, daß er zur Bäckerin gehen solle, um sich einen Marktschein geben zu lassen, aber ob er nicht mit der Annahme richtig gehen würde, daß er wegen der Prinzessin gekommen sei. Florian errötete leicht und beschwichtigte ihn, daß er sicher von dieser besonderen Frau gehört habe, aber daß er im Moment einzig ein Interesse am Verkauf seiner Ware habe, da er ihm für seine Unterkunftsgewährung eine anständige Summe zahlen möchte. Die Bäuerin, welche in der Nähe gestanden hatte, lächelte die Magd an, die ihren Kopf leicht gesenkt hatte, und war’s zufrieden, was der junge Mann gesagt hatte.
Am Morgen des Markttages stand Florian früh auf, sattelte sein Pferd, legte die Satteltaschen an und ritt seinem Traum entgegen.
Am Tor zeigte er seinen Marktschein, ließ sich zeigen wo sich sein Tisch befand und wurde noch kurz zurückgehalten, um eine notwendige kleine Gebühr zu entrichten, von der man ihm im Dorf jedoch nichts berichtet hatte. Sein Geldsack war nicht mehr so dick gefüllt wie am Anfang seiner Reise und er hoffte, daß es ihm gelingen würde, etwas zu verkaufen. Das übliche Marktgeschrei im Hof hatte noch nicht seine Form angenommen und so ließ er sich erst einmal von einem Mann seines Alters herumführen, um die Gegebenheiten genauer kennenzulernen. Jener Mann, Thomas, stellte sich ihm als Gärtner vor, der insbesondere für die Blumenpracht auf den vielen kleinen Balkon zuständig war. Thomas wies ihn also in die Feilscherei am Platze ein und ermahnte ihn zur absoluten Ruhe, wenn die Prinzessin auf dem Markt erscheinen sollte. Er half ihm noch bei der Schmückung des Standes und verabschiedete sich dann.
Florian war sehr erfreut gewesen, Thomas kennenzulernen, denn er hatte ihm sogar einen Schemel besorgt, auf welchem er hoffentlich öfters pausieren können würde. Er hatte auf seiner Runde einige Schnitzwerke betrachten können, doch ihm schien es, als seien nur wenige den seinen an Ausdruckskraft gewachsen. Und so kamen denn auch viele Händler und Leute aus den umliegenden Dörfern an seinem Stand vorbei, um seine Kunstwerke zu bewundern. Einige kauften hölzerne Serviettenringe, andere kleine Speiseschüsseln, doch seine großen Kunstwerke blieben ihm erhalten. Er war froh um den großen Andrang an seinem Stand, denn so mußte er nicht wie viele Fleisch- oder Gemüsehändler um Kundschaft schreien. Plötzlich konnte er in der bunten Menge Thomas erkennen, der ihm ein Handzeichen gab. Sollte er sie jetzt etwa zu sehen bekommen?
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
also weeßte!

du kannst uns doch nich so inne luft hängen lassen! ich hoffe, die geschichte geht weiter (wenns geht, mit weniger tippfehlern). ganz lieb grüßt
 

zettelstraum

Mitglied
es geht weiter..

...was glaubst du, was ich heut den ganzen tag mach? ich tipp die gefundene geschichte in die kiste, damit ich sie dann endlich aufgräumt hab, denn ich fand s gestern zufällig beim aufräumen...sie is insgesamt 20 seiten lang..aber ich werd forsetzungen posten..no prob.
und thanks for feedback

chris
 
L

leonie

Gast
warten

auch ich warte auf eine fortsetzung, und bin gespannt wie es weitergeht. hat mir sehr gut gefallen.
liebe grüße leonie
 



 
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