die menge

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mImOse

Mitglied
Die Menge

Lachend schiebt sich die breite Menge
Über die kahlen Flure
Langsamkeit.
Die Menge eilt.
Ausgestreckte Hände prallen ab,
Wie die Brandung am Fels
Kein Hingelangen.
Der Wind schlägt um:
Süß wird Bitter.

Treppen führen hinauf,
Treppen führen hinab.
Treppen; Stufen; Mauern:
Unüberwindbare Mauern
Schweres Gepäck zerrt an den Händen,
Gepäck wie ein Schatten
Die Menge entfernt sich.
Parallele Bahnsteige-
Doch verschieden sind die Fahrtrichtungen.

Hallende Stimmen.
Wohin entschwand die Menge?
Parallele Bahnsteige-
Zu gleich um die Schienen zu unterscheiden.
Geschlossenheit der Menge,
sie macht sich bereit
Ohnmacht; Stummheit; Taubheit.
Der Schatten zerrt,
bis die Sinne schwinden

Polternd fährt er ein.
Kälte.
Die Menge jubelt
Und wirft Hüte
Ferne.
Dagegen sind die Sterne nah.
Die Menge entschwindet dem Blickfeld,
Langsam und wie im Traum und endgültig
Ein letzter verzweifelter Versuch.
Ein Windhauch -
Der Zug ist abgefahren.
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Mh, ich habs mal reingestellt um herauszufinden, ob es auch für Menschen, die mich nicht kennen, verständlich ist...deshalb wären mir ein paar kommentare lieb !
Danke
 

mc poetry

Mitglied
hallo mImOse,

nun, für mich beschreibt das gedicht erstmal
ein paradox, das eigentlich jeder kennt: wenn sich
zu viele individuen ansammeln (und etwas ähnliches
tun), dann erkennt man kaum noch ein einziges
individuum.

dann gibt es noch ein paar bilder, die schwer
einzuordnen sind und vielleicht den persönlichen
hintergrund haben, den du in der signatur andeutest.

viele grüße, michael
 

noel

Mitglied
Den Part mit der Menge, der war schon zu `verstehen´, dann kam ich mir vor, wie in einem Hospital, überbelegt, lange Flure voller wartend Kranker, Sterblicher.

Die zwei letzten Absätze liegen mir ziemlich fern... Schienen=Lebenswege, nah und doch fern. Menschen nebeneinander und doch so fern??

Dann kommt irgendjemand auf den alle warteten und zum Schluss die Finsternis der Tod.

hmmm. vieleicht ein Mensch, der auf dem Weg des Sterbens ist??

Liebe Grüße noel
 

mImOse

Mitglied
Hallo, danke für die Antworten
Es geht um jemanden, der von 'der breiten menge' spricht und ausserhalb von ihr steht.
Der Schluss kann vielleicht als eine Art tod aufgefasst werden.
Er versucht zuerst zu der menge zu kommen, konform zu werden, aber merkt dann, es ist nicht möglich, sie ist unerreichbar.
so ungefähr ist der inhalt, aber anscheinend versteht man das etwas;)
mimose
 
M

margot

Gast
die menge. nur scheinbar gibt es menschen, die
sich einfügen. was macht eine menge aus: ein
jubelndes fußballstadion? eine volksmenge vor
dem führer, die menge der wartenden, der suchenden,
der konsumierenden, der lauten und schweigenden?
die menge ist für mich nicht faßbar. menschen,
die ihre seele an sie verkaufen, werden zu grauen
mäusen. die menge schluckt alles.
aber ist diese wahrnehmung richtig? oder nur ein
produkt der eigenen, düsteren seelenlage?
mensch bleibt mensch - jeder lebt sich und seine
bedürfnisse in der menge anders. woran sich der
eine ergötzt, widert den anderen an. und letzlich
ist es, meiner meinung nach, völlig schnurz, ob
wir den "tod" in der menge oder in uns finden
- es ist auf alle fälle unser persönlicher tod.

gruß
ralph
 



 
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