Hallo Patrick,
du hast in der Tat einen vollkommen zu Recht umflügelten Kommentar bekommen. Es war mir eine Freude, den zu lesen, und eine Freude für dich.
Für mich gestaltet es sich nun etwas schwieriger, zusätzlich Erhellendes zum Text zu schreiben. Andererseits habe ich ja einen anderen (gedanklichen) Hintergrund als Ralf und gehe in meinen Deutungsversuchen zudem anders so.
Also: Hoffenwa'sbeste. Und Vorsicht: Die folgenden Hervorhebungen dienen ausschließlich der Erläuterung und sind nicht etwas als markierte Fehler anzusehen!
den anker geworfen in [blue]dinge, die
wie spiegel sind,[/blue] gedächtnislos, du hältst
den zeiger deiner uhren an, [red]der hund
des herbstes schluckt die zunge und erstickt an ihr.[/red]
du sagst:
die zukunft ist ein weg der keinen anfang hat und
[blue]schatten wirft [/blue]in alle ecken der erinnerung. tastest
[blue]an den rändern deines traums[/blue] entlang, kratzst
die letzten reste ich in deine gegenwart.
... weißt nicht dass es morgen regnen soll.
Ich habe ein paar Begriffe kursiv, bzw. farbig gesetzt, um dir und den anderen meine "Methode" klarzumachen, die ja auch auf andere Texte anwendbar ist.
Es gibt einen
Anker, der in der
Gegenwart fußt, die
Vergangenheit unberücksichtigt lässt (lassen muss) und die
Zukunft nicht hinreichend prägen kann.
Die Dinge sind wie [blue]Spiegel[/blue], werfen hier (!) jedoch lediglich [blue]Schatten einer Traumwelt[/blue]. [red]Der Hund des Herbstes schluckt die Zunge und erstickt an ihr.[/red]
Mein erster Abschnitt muss nicht weiter gedeutet werden. Er schildert das, was Ralf schon wunderbar bearbeitet hat.
Nähere ich mich den [blue]Spiegeln[/blue], wird es für mich interessant.Denn Spiegel haben ja bekanntlich die Eigenschaft, Dinge seitenverkehrt zu zeigen. Die Sicht dreht sich gleichsam, trotzdem bleibt alles wie es ist. Immer wieder spannend ist das, wenn du bereits Geschriebenes vor einen Spiegel hältst.
Und schon kommen wir zu dem, was ich als Kern des Gedichtes empfinde: [red]Der Hund des Herbstes schluckt seine Zunge.
[/red] Die Sprache versiegt.
Alle Erinnerung, jeder Anker erweist sich als wertlos.
Da zeigt auch die lapidare Auskunft, dass du nicht einmal weißt, ob es morgen regnet, wenig Tröstliches, deutet eher eine negative Tendenz an. Wenngleich sich ja schon morgen etwas Neues einstellen könnte ...
Ich hoffe, wieder ein Gedicht wie dieses.
Herzliche Grüße
orlando