donkey: shot.

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Nostuga

Mitglied
Die Bar, ein paar Phrasen, und Ventilatoren
rotieren und saugen sich – rauben sich – Stund
um Stund in den Schlund, und die leisen Motoren,
sie heißen hier Mühle, Gewissen und Grund.

Wie Frodi, mein Sancho! Wie Frodi erschlagen
vom Gieren nach Glück, von der eigenen Hand,
gemahnt mich der Mahlstrom dort oben ans Wagen,
Versagen und Wagen und klaren Verstand.

Den Klaren verstand ich zu schätzen, Gefährte,
zu nutzen, ich Esel. So gib mir noch zwei,
damit mir der Mut kommt – der lange entbehrte –
nach Hause zu gehen. Ich raufe mich frei.
 

Thylda

Mitglied
Hallo Nostuga

Tja, leider versteh' ich den Frodi nicht richtig.
Wer ist er? Er scheint mir ja doch noch recht wichtig.
Ein Ritter gar? Der von der traurgen Gestalt?
Mein Hirn kommt hier leider zum völligen Halt.

Liebe Grüße
Thylda
 
A

AchterZwerg

Gast
Hallo Nostuga,
dein Verse wirken nicht nur musikalisch, sie sind Musik.
Mit Frodi erlaubst du dir einen Rückgriff auf legendäre dänische Könige und ihre Gefährten (einschließlich Beowulf).
Wieder überträgst du die Szene in ein aktuelles Kneipengeschehen; das macht dein Gedicht so reizvoll.
... So gib mir noch zwei,
damit mir der Mut kommt – der lange entbehrte –
nach Hause zu gehen. Ich raufe mich frei.
ist einfach klasse und einem dänischen Haudegen ebenso in den Mund gelegt wie einem späten Bukowski.
LG der 8. Zwerg
P.S.: Du sprichst doch mit uns?
 

Nostuga

Mitglied
Hallo Thylda und der 8. :)
leider nur kurz und auf die Schnelle:

Frodi ist hier der gute Mann und König, der den Mahlstrom zu verantworten hatte und schließlich daran zugrundegegangen ist. Das LyrI von der traurigen Gestalt (donkey: shot, Thylda ;)) fühlt sich an ihn erinnert, während er sich in seiner Kneipe in Angesicht der Ventilatormühlen von seinem Barmann Sancho bedienen lässt.
Das ist jetzt bedauerlicherweise nur eine dezent dahingerotzte Erklärung, aber zu mehr reicht es momentan leider nicht.

Vielen Dank Euch beiden und liebe Grüße

Nostuga
 

Thylda

Mitglied
Hallo Nostuga

Der Mahlstrom, die Ventilatoren und das Alkoholkarussel ergeben für mich ein Bild.
Die traurige Gestalt, die da am Tresen sitzt und sich den lebenverschlingenden Mahlstrom angetrunken hat, erkennt wohl, daß Alkohol nicht die Lösung ist und Sancho, dem er vielleicht sein Herz ausgeschüttet hat, ihm nicht helfen wird, sondern ihn nur bedient. Die Entscheidung liegt bei Lyri selbst, nicht wie Frodi unter zu gehen, was es im Nebel des Alkohols und hypnotisch rotierenden Ventilators erahnt.

Tolle Idee und sehr ansprechende Ausführung.

Liebe Grüße
Thylda
 

Nostuga

Mitglied
Hallo Thylda,

vielen Dank für deine Rückmeldung. Es freut mich sehr, dass es dir gefallen hat.

Liebe Grüße
Nostuga
 



 
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