du weißt warum

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animus

Mitglied
Du weißt warum

Ich kam wie immer. Nicht schlecht gelaunt, nicht nervös, nicht böse aber dafür sehr hungrig.
Nach ihr.
Die Tür machte ich mit einer schwungvollen Beinbewegung zu, denn die Hände, die Arme, das Kinn, eigentlich der ganze Oberkörper war außer Gefecht gesetzt.
Zwei volle Einkaufstüten vor der Brust, oben drauf ein Blumenstrauß, den ich mühsam mit dem Kinn gegen die Tüten drückte. Meine Lippen setzen zum obligatorischen, aber liebevollen Gruß an.
Nicht „Mausi“, „Schatzi“, „Täubchen“ oder ähnlichen Unsinn, sondern ein einfaches „Hi“ und dann ihren klangvollen Namen.
Ich liebte diesen Namen.

Name einer Götterbotin. Sie personifizierte den Regenboden.
Wenn er am Himmel sichtbar wurde, war es das Zeichen, dass eine Botschaft der Götter von ihr der Menschheit überbracht wurde.

„Hi“, wollte ich aus den fast geschlossenen Lippen, wegen der Rosen, in den Raum hinauspressen, als ich den Zettel auf dem Tisch liegen sah.
Ein weißer Zettel.
Ich dachte mir nicht viel dabei, denn wir schrieben uns oft Zettel, wichtige, belanglose, lustige, erotische.
Ich hob meinen Kopf hoch, ließ die Blumen auf den Tisch fallen, stellte die Tüten ab und nahm den Zettel in die Hand. Ein Zettel, weiß, gefaltet, eben wie alle Zettel, die wir uns geschrieben haben.
Ich faltete ihn auseinander:
„Ich bin weg, du weißt, warum.....“
„Was für ein Scheiß“, huschte mir über die Lippen.

Ich lief zum Fenster und suchte gründlich den Himmel nach einem Regenbogen ab. Außer ein paar Kondensstreifen war nichts zu sehen.
Kein Regenbogen keine Götterbotin.
Es war außergewöhnlich ruhig auf dem Canale Grande. Nur ein paar Gondolieneri stießen ihre langen Stäbe in das trübe Wasser des Canale Grande.
Die Bistros und Restaurants der Uferstrassen waren fast leer, die Kellner standen in ihren Pinguinanzügen gelangweilt rum und warteten auf die Nachmittagsbesucher. Sogar das Zentrum des Geschäftslebens, die Rialtobrücke gähnte ihre Leere vor sich hin.

Aus der Cafeteria unter mir, hörte ich die unverkennbaren Töne des Cello Rocks einer finnischen Gruppe.
Ich schaute mir das müde Mittagstreiben an, während ich in einer Schleife zur Melodie des Cello Rocks die sechs Wörter sang:
“Ich bin weg, du weißt, warum.“
Ich wusste es nicht und ich würde es in einhundert Jahren nicht wissen, wenn sie es mir nicht sagte.

Die Sonnestrahlen durchdrangen die leichte Dunstwolke über den Dächern der Stadt auf Millionen Pfählen.
Es schien, als wenn die Schwüle der Stadt die Luft zum atmen wegnimmt.
Ohne irgendwelche Anzeichen fing es an zu regnen. Über den Markusplatz mit seinem hohen Campanile spannte sich ein Regenbogen.
Ich war fasziniert von dem Anblick. Ich spürte wie die kleinen Spritzer der Wassertropfen mein Gesicht mit einer feinen Wasserschicht bedeckten. Ich spürte die Kühle, die die großen Regentropfen der ganzen Stadt brachten.
Es war sehr angenehm, die Lagunenstadt fing an zu atmen, der Cello Rock klang angenehm in meinen Ohren, der Regenbogen verlor langsam seine Farbenpracht.
Ich wartete auf den nächsten Regenbogen.




©animus
 
B

Burana

Gast
Hallo animus!
Ich finde die Geschichte an und für sich recht gelungen. Ein bisschen Textarbeit noch, und ein paar Kleinigkeiten, die Du ändern könntest, und das wird was. Ich lese sie mir nochmal genauer durch - aber vielleicht findet sich hier noch jemand, der Dir ein paar gute Tipps gibt bis dahin?
Liebe Grüße, Burana
 
Hallo Animus,

also in der Mitte ist eine Textpassage, die ich streichen würde, denn so fällt man aus dem TExt raus.

Die Geschichte ist eigentlich keine Geschichte. Für mich klingt sie eher nach einem Auftakt zu etwas anderem. So frag ich mich, wieso du mir das erzählst... da steckt nichts weiter für mich drin.

Und das ist schade, denn dein Stil ist klasse. Ich würde mehr davon lesen, von diesr Geschichte, von diesem Ich, wenn ich wüsste, wieso ich das lesen soll... ;)

Also, dein männliches Ich wird super in die Geschichte eingeführt, er hat richtig Ausstrahlung bekommen. Und genau deswegen ist die Geschichte nicht zu ende, denn dafür ist die Figur schon zu differenziert.

Soweit mein erster Eindruck...

Grüsse
Scarlett
 
N

no-name

Gast
Hallo animus,

mich spricht Deine Geschichte an. Sie ist überzeugend und gut geschrieben. Ich nehme dem Mann ab, dass er keine Ahnung hat, warum seine Partnerin ihn verlassen hat. Männer haben manchmal einfach eine andere Wahrnehmung als wir Frauen... Ich erlebe das von Zeit zu Zeit auch in meiner Partnerschaft, dass mein Partner z.B. überhaupt nicht versteht, was mich zur Weißglut bringt.

Apropos Weißglut... da hat Dir doch schon wieder einer eine anonyme drei reingedrückt! Warum bloß? Zum Kotzen so etwas!

Noch etwas: Den Rat von ScarlettMirro finde ich gut, auch ich bin der Meinung, dass Deine Geschichte durch eine Straffung gewinnen würde.

Liebe Grüße von no-name.
 

animus

Mitglied
hi no-name,
danke für dein kommenntar, ich habe es etwas modifiziert.
Ja, ich habe die note "drei" in der Schule auch nie gemocht.
lieben gruß
animus
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Jawoll, das ist ein Kerl zum Anfassen!

Deinen Prot meine ich: mit ein paar kräftigen Kohlestrichen sauber skizziert. Gerade so viel, dass er Kontur bekommt, den Rest füllen wir Leser selbst in unseren Köpfen, wir haben schließlich auch Imaginationsfähigkeit und die wollen wir lesenderweise verdammt noch mal benutzen dürfen, sonst könnten wir auch in die Röhre gucken. (Tschuldigung, das musste ich einfach loswerden)

Und die Situation durften wir auch noch selbst rekonstruieren: in dem einem Ausschnitt, den Du uns kleinklein und mit viel Liebe zum Detail schilderst, erschließt sich die ganze Welt der Beiden. Für jeden Leser ein wenig anders, aus seinem persönlichen Blickwinkel eben, aber genau für diese Freiheit danke ich Dir.

Schwindelt Dir, weil ich Dich zu hoch gelobt habe?
Kein Problem, hole Dich sofort wieder runter ;-)
Dein Schulmeisterbrot zum Beispiel passt überhaupt nicht zur Götterspeise. Allfällige Assoziationen mit einem Regenbogen zu erklären, ist eine Beleidigung der Leserbildung.
Jau.
Der Schwulst am Ende. Der stört mich am meisten. Wie Plakafarbkleckse in einer Radierung. Das Geschmiere macht die ganze schöne Skizze kaputt, zum Heulen.

Und weil ich die letzte Zeit auf der LL so faul war, wühle ich mich gleich auch noch durch’s Kleinklein:


Ich kam wie immer. Nicht schlecht gelaunt, nicht nervös, nicht böse[blue],[/blue] aber dafür sehr hungrig.
Nach ihr.
Die Tür machte ich mit einer schwungvollen Beinbewegung zu, denn die Hände, [blue](die) [/blue]Arme, das Kinn, eigentlich der ganze Oberkörper war außer Gefecht gesetzt.
Wenn schon, dann allen ein Pronomen. Oder keinem.
Zwei volle Einkaufstüten vor der Brust, oben drauf ein Blumenstrauß, den ich mühsam mit dem Kinn gegen die Tüten drückte. Meine Lippen setzen zum obligatorischen, aber[red] [strike]einem[/strike] [/red]liebevollen Gruß an.
Nicht „Mausi“, „Schatzi“, „Täubchen“ oder ähnlichen Unsinn, sondern ein einfaches „Hi“ und dann ihren klangvollen Namen.
Ich liebte diesen Namen.

Name einer Götterbotin, Gattin des Zephyros. Mittlerin ist sie, zwischen Himmel und Erde, die Brücke zwischen Götterwelt und der Menschheit. Sie personifiziert[blue](e)[/blue] den Regenboden, wenn er am Himmel sichtbar wurde, war es das Zeichen, dass eine Botschaft der Götter von der Götterbotin der Menschheit überbracht wurde.
Wenn’s keine Zeichen und Wunder mehr gibt, ist die Menschheit auch gottverlassen. Also alles alte Geschichten.
Ich liebte diesen Namen.
Anfall von Echolalie?

„Hi“, wollte ich aus den fast geschlossenen Lippen, wegen der Rosen, in den Raum [strike][red]her[/red][/strike][blue]hin[/blue]auspressen, als ich den Zettel auf dem Tisch liegen sah.
Aus Dir heraus, doch hin(ein) in den Raum.
Ein weißer Zettel.
Ich dachte mir nicht viel dabei, denn wir schrieben uns oft Zettel, wichtige, belanglose, lustige, erotische.
Ich hob meinen Kopf hoch, lie[blue]ß[/blue][strike][red]s[/red][/strike] die Blumen auf den Tisch fallen, stellte die Tüten ab und nahm den Zettel in die Hand.
Lies gelassen, wie er die Blumen fallen ließ.
Ein Zettel, weiß, gefaltet, eben wie alle Zettel, die wir uns geschrieben haben.
Ich faltete ihn auseinander:
„Ich bin weg, du weißt, warum.....“
„Was für ein Scheiß“, huschte mir über die Lippen.

Ich lief zum Fenster und suchte gründlich den Himmel nach einem Regenbogen ab. Außer ein paar Kondensstreifen der über uns fliegenden Jets[red],[/red] war nichts zu sehen.
Wessen wohl sonst? Die Götter sind gestorben und haben somit auskondensiert. Ach ja, das Komma kann auch weg.
Kein Regenbogen, keine Götterbotin.
Es war außergewöhnlich ruhig auf dem Canale Grande. Nur ein paar Gondolieneri stießen ihre langen Stäbe in das trübe Wasser des Canale Grande.
Die Bistros und Restaurants der Uferstrassen waren fast leer, die Kellner standen in ihren Pinguinanzügen gelangweilt rum und warteten auf die Nachmittagsbesucher. Sogar das Zentrum des Geschäftslebens, die Rialtobrücke gähnte ihre Leere vor sich hin. Ein leichter Wind zog über die Wasseroberfläche des Canale Grande, bis er durch die vielen Seitengassen die Lagunenstadt lautlos verlies.
Das liest sich ein wenig merkwürdig. Als ob der Wind so fast ziemlich ganz genau einmal über den Canale Grande zieht und sich dann, wie ein stiller Furz, lautlos durch Gassen verzieht.
Aus der Cafeteria unter mir, hörte ich die unverkennbaren Töne des Cello Rocks einer finnischen Gruppe.
Ich schaute mir das müde Mittagstreiben an, während ich in einer Schleife zur Melodie des Cello Rocks die sechs Wörter sang: “Ich bin weg, du weißt, warum.“
Ich wusste es nicht und ich würde es in [strike][red]100[/red][/strike] [blue]einhundert[/blue] Jahren nicht wissen, wenn sie es mir nicht sagt[blue](e)[/blue].
Ist doch sehr konjunktiv, sein Wissen, oder nicht?

Die Sonne stand ganz hoch auf dem im Himmel und ihre Strahlen durchdrangen die leichte Dunstwolke über den Dächern der Stadt auf Millionen Pfählen. Die Luft stand still und es schien, als wenn sie mit Ihrer gemeinen Schwüle die Luft zum Atmen der Stadt wegnimmt.
Uff! Alles steht still: Sonne, Luft und letztere stiehlt sich dann auch noch selbst in gemeiner Schwüle davon. Wahrscheinlich stank ihr der Furz.
Wie aus heiterem Himmel fing es an zu regnen.
Nicht wie! Es fing tatsächlich aus heiterem Himmel an, immerhin steht die Sonne still ;-)
Über den Markusplatz mit seinem hohen Campanile spannte sich ein farbenvoller Regenbogen.
Und ein weißer Schimmel trabte Seit’ an Seit’ mit einem schwarzen Rappen den regenbogenfarbenen Regenbogen herab...
Ich war fasziniert von dem Anblick. Ich spürte wie die kleinen Splitter der Wassertropfen mein Gesicht mit einer feinen Wasserschicht bedeckten. Ich spürte die Kühle, die die großen Regentropfen der ganzen Stadt brachten.
Spritzer nennt man die feinen Splitter von Flüssigkeiten.
Es war sehr angenehm, die Lagunenstadt fing langsam an zu atmen, der C[strike][red]h[/red][/strike]ello Rock klang angenehm in meinen Ohren, der Regenbogen verlor langsam seine Farbenpracht.
Vor allem Anfang sollte sie wieder beginnen zu atmen; und zwar schnell, sonst ist sie erstickt, ehe der langsame Regenbogen verblasst.
Ich wartete auf den nächsten Regenbogen.
So. Jetzt hast Du erst mal wieder Boden unter den Füßen. Das Ohrensausen vergeht auch gleich(wenn nicht, hefte es einfach unter „K“ wie Kolateralschaden ab ;-))

Worauf er in’s Wasser sprang, da der Schweiß in Strömen rann
 



 
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