eMenschenhandel oder Die Geschäftsidee

maskeso

Mitglied
eMenschenhandel - ein Markt mit Zukunft

"Willkommen zu ?Börse Heute'. In dieser Sendung wollen wir den Shootingstar des Neuen Marktes vorstellen, die Gallionsfigur des Shareholder Value: Willkommen, Detlef K., Gründer und Vorstandsvorsitzender von billige-willige-frauen-online.de! Der Erfinder des eMenschenhandels. Herr K. sie sind ein wahrer Selfmademann - erzählen Sie unseren Zuschauern doch von den Anfängen Ihres Erfolges."
"Nun gut. Wie so viele Erfolgsgeschichten des Internetbooms, so beginnt auch meine eigentlich in einer Garage. Zuvor war ich ein kleines Rad in einer großen Maschinerie gewesen: Auf unterster Ebene hatte ich Superfrauen-Cds verkauft: Kein Job, der auf Dauer sehr befriedigt oder reich macht. Also machte ich mich schließlich selbstständig, denn nur so glaubte ich, mir meinen größten Wunsch erfüllen zu können: Ein Haus aus Gold. Ich kündigte also und suchte mir eine Geschäftsidee."
"Und wie kamen sie darauf? Erzählen Sie uns doch auch diese, eher amüsante Episode."
"Naja. Wie jedermann verspüre auch ich ab und an das Bedürfnis, mir aus dem Straßenstrich eine blonde Afghanin rauszugreifen und diese dann mal ordentlich ranzunehmen. An diesem Tag aber war ich die Straße ganze vier Mal rauf- und runtergefahren: Keine Spur von blonden Afghaninnen - alles war vertreten, nur halt nicht das was man braucht."
"Ich denke, diese Situation kennt wohl jeder. Aber Sie ärgerten sich nicht nur - Sie dachten weiter, Herr K."
"Allerdings. In diesem ganzen Dilemma sah ich nämlich grundlegende Mängel des Menschenhandels, wie er sich zu jener Zeit als Bestandteil der Old Economy darstellte. Bei meinem Problem handelte es sich ohne Zweifel um ein Musterbeispiel von mangelhaften Customer Relationship Management. Kein Wunder, dass es so zu keiner Kundenbindung kommt. Überhaupt war mit diesem veralteten System keine zielgruppengerechte Allokation von Ressourcen möglich. Im B2B ließ sich das ja noch regeln, aber im B2C-Bereich lag die Sache doch ganz arg im Dunkeln. Wo waren die neuen Medien? Wo war hier der Einsatz von eLogistic? Outsourcing? Und dann hatte ich eine Vision."
"Welche denn?"
"Ich spürte, dass es meine Aufgabe war, den Menschenhandel und mit ihm die ganze Prostitution ins Internetzeitalter zu katapultieren."
"Das haben Sie geschafft, mit nicht geringem Erfolg, wie man anmerken muss. Aus dem Nichts haben Sie einen Internetkonzern, dessen Wachstum des Umsatzwachstums wächst wie bei manch anderen Vertretern der New Economy gerade mal das Wachstum selbst. Zudem können Sie sich rühmen, schon dieses Jahr den Break-Even erreichen zu können."
"Unsere Bilanz wird dieses Jahr erstmals Gewinn ausweisen können, in Höhe von etwa 48,26 Mark. Genaueres wird unsere Presseabteilung zu gegebener Zeit bekanntgeben."
"Wahrhaft erstaunlich. Aber nun erzählen Sie mal mehr über die Ruhmesgeschichte Ihres eBusiness!"
"Na gut. Am Anfang stand halt die Entscheidung über das genaue Geschäftsmodell. Ich entschied mich gleich zu Beginn für zwei große Bereiche. eLogistic, also die Reform des traditionellen Schlepperhandels sowie den Online-Versandhandel von Frauen an den Endkunden. Ein Händlernetzwerk war schnell gefunden in der russischen Mafia, den Triaden und zahlreichen, kleineren unabhängigen Gruppierungen. Zwar sind die Prei die wir zahlen, oft recht hoch, aber die Ware dafür in der Regel in Topzustand. Die Qualität unserer Zulieferer wird regelmäßig überwacht, zudem legen wir Wert auf große Flexibilität des Warensortiments. Niemand soll mehr eine blonde Afghanin wollen und eine dann eine rothaarige Pakistani geliefert bekommen. Wir legen Wert auf zufriedene Kunde, denn die Konkurrenz ist "just one click ahead". Unser Geschäft hat viele Nachahmer gefunden."
"Was sagen Sie denn dazu, dass amazon nun neben Büchern und CDs auch indische Kinder versenden will?"
"Solche Aktionen sieht unsere Rechtsabteilung mit sehr kritischen Augen. Als einmaligen Coup tolerieren wir so etwas, aber immerhin haben wir ein Patent auf humanLogistics. Wir verschicken ja auch keine Kochbücher mit unseren nigerianischen Jungen."
"Und wo sehen Sie weitere Wachstumsraten in ihrem Unternehmen?"
"Es ist bekannt, dass der B2B-Markt erheblich gewinnträchtiger ist als der für B2B. Zunächst einmal werden wir den Konzern wohl in diesem Sinne aufspalte, um flexibleres Handeln der einzelnen Unternehmensteile zu gewährleisten. Im Onlinehandel werden wir neue Märkte erschließen - Aktionen wie die Chinesinnen zu Sonderpreisen bei Aldi werden keine Einzelfälle bleiben, aber auch Rabattvarianten wie "Zu zwei bolivianischen Mädchen eine russische Babuschka dazu" sollen neue Käuferschichten animieren. Viele Männer lassen noch immer drei Mal die Woche eine Putzfrau kommen, wenn sie bei Ratenzahlung für fast das gleiche Geld eine Gespielin nach ihrem Geschmack haben können, über die sie jederzeit bestimmen. Größere Absatzzahlen werden zudem schon bald günstigere Preise ermöglichen, was wiederum den Absatz steigern wird. Wir befinden uns gerade inmitten dieser Spirale und wenn sich unsere Marktsondierungsabteilung nicht gewaltig irrt, dann werden wir schon in sechsundzwanzig Jahren über 2,3 Millionen 17 Jahre alte Thailänderinnen alleine nach Augsburg verkaufen. Aus diesem Grunde haben wir uns auch der Forderung der Katholischen Kirche nach dem Verbot von Verhütungsmitteln angeschlossen. Wenn die Produktion nicht mehr die Nachfrage befriedigen könnte, dann hätte das fatale Auswirkungen auf das Vertrauen unserer Kunden und Shareholder in unsere Geschäftsstrategie. Der zweite große Ansatzpunkt für Rationalisierungen liegt in der Warenherstellung selbst. In diesem Sinne haben wir in der dritten Welt bereit sechs Fortpflanzungszentren gegründet, um die Produktion steigern zu können. Zudem denken wir über den Aufbau eines eigenen Aquirierungsnetzwerkes in einigen Staaten nach, da vor allem die nigerianischen Rebellen ihre Preise in letzter Zeit unverhältnismäßig erhöht haben. In diesem Zusammenhang ist auch die Übernahme der ghanaischen Mafia zu verstehen. Unsere Aktionäre können sich sicher sein, dass wir das Beste für sie tun werden."
"Wann möchten sie in den DAX aufgenommen werden?"
"Das hat Zeit. Aber was die CDU AG erreicht hat, wollen wir auch schaffen, wenn auch mit legalen Mitteln:"
"Zu guter Letzt: Was sagen Sie zu den Gerüchten über eine feindliche Übernahme des Islams durch Ihr Unternehmen?"
"Wie Sie selbst gerade sagten: Gerüchte. Allerdings lassen sich die potentiellen Synergieeffekte kaum verleugnen."
"Ich danke für Ihren Besuch!"
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo maskeso,
mir scheint, Du kommst vor lauter Freude an der Kritik selbst recht wenig zu schreiben. Aber wenn Du kommst, kommst Du richtig. Dein Beitrag ist ein Hammer. So stelle ich mir Satire vor - auch wenn, oder gerade weil einem das Lachen im Halse stecken bleibt.
Übrigens - warum macht dieser so sprunghaft wachsende Konzern so wenig Gewinn? Will man die Steuer auch noch bescheißen?

Gruß Ralph.
 

maskeso

Mitglied
Wachstum um jeden Preis - in der New Economy bedeutet jede Mark Gewinn gleich fünf Mark, die zuwenig ins Marketing und Expansion geflossen sind. Auch wenn sich das seit dem Blutbad an der Börse langsam ändert.
Um viele Frauen importieren zu können braucht man erst mal halt genug Container. Aber eiigentlich geht es darum, die Aktionäre um ihre Dividende zu bescheißen...
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wieder was dazu gelernt. Ich kenne mich nämlich bei Großkonzernen absolut nicht aus. Bin eher im mittelständischen Bereich tätig. Da geht es nicht um Dividenten, sondern ganz einfach um das Überleben.

Gruß Ralph
 



 
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