einer der letzten tage

M

margot

Gast
der sommer lag in den letzten zügen, spuckte noch ab
und zu einen warmen tag aus; und man besuchte das
schwimmbad, weil man urlaub hatte und nichts besseres
zu tun wusste. es war kein richtiger sommer und kein
richtiger urlaub gewesen. das ganze schien wie ein kampf
zwischen den 4 jahreszeiten, von denen sich keine ge-
schlagen geben wollte. sie stritten und balgten sich und
vernachlässigten ihre pflichten.
so kam es bei ihm zu einer verwirrung des geistes.
er wurde vor- und zurückgeworfen in geist und gefühl,
schwankte in seinem schaffen und träumte in den tag
hinein.
mit dem alljährlichen winzerfest verließ die warme jahres-
zeit stadt und land, und der herbst begann seine blassen
farben auf die wiesen und felder zu sprühen.
aber noch war es nicht so weit, und er lag an diesem
nachmittag auf der liegewiese des schwimmbads in einem
von bäumen und sträuchern begrenzten abteil. ameisen
kitzelten ihn an allen möglichen stellen, und er kratzte sich,
zuckte nervös. die wiese war noch voll von unzähligem
kleingetier, das krabbelte und schwirrte und juckte.
er konnte nicht stilliegen. das leben fraß an ihm.
er hörte die duschen und das gerede der anderen badegäste
und hörte einen hubschrauber und hörte ihn auch wieder
verschwinden. die geräusche wechselten sich ab.
er war unruhig und unzufrieden an jenem tag, und es war
möglich, dass es der sommer war, der seine letzten grüße
sandt; es war auch möglich, dass es die ameisen waren,
die ihn wie verrückt kitzelten. es gab eine menge dinge,
die ihn beunruhigten, eine enge fragen, die er beantworten
wollte. das war so ein tag, an dem er sich zwang nachzu-
denken, weil er das gefühl hatte, es wäre der letzte, und
alles wäre einmalig – und wenn nicht heute – wann dann?


(1984)
 

Schakim

Mitglied
wann dann? Jetzt!

Hi, margot!

Kann nicht anders, muss mich trotzdem bei Dir melden, auch wenn's Dir nicht passt! Pfeiff drauf! Das hast Du so spritzig geschrieben, dass ich grade Lust hätte, selber so mir nichts dir nichts auf der besagten Badewiese zu liegen, weil ich ja auch nichts anderes zu tun habe... Das liest sich so flüssig wie ein Schnellzug im Eiltempo. Grandios! Hoffentlich bist Du nicht grade zwei Zentimeter gewachsen wegen des Lobes...

Gruss! Schakim
 
M

margot

Gast
keine sorge. diese prosa liegt lange zurück.
aus einem anderen leben, möchte ich fast sagen.
dein lob gilt dem ralph vor 18 jahren.
 

Schakim

Mitglied
das hatte ich auch wahrgenommen, margot!

Auch bald zwanzig Jahre später liest sich das noch gleich frisch - sonst hättest Du es vermutlich uns nicht zum Dessert hingeworfen... oder? Du kannst von mir aus auch zwei Zentimeter kleiner werden, wenn das Dir besser steht - Im Alter krümmt sich die Wirbelsäule um ein paar Millimeter... und wenn Du vor dem Ins-Bett-Gehen stehst, bist du sowieso bald eine Ameise...

Schakim
 

Schakim

Mitglied
von wegen Rührung...

Über Dich mache ich mir keine Gedanken (wenigstens vorläufig nicht), die kannst Du Dir schon selber machen, wenn es nötig ist...

Schakim
 
C

Christine

Gast
Im Gras liegen und träumen von dem morgen

Hallo Ralf,
Jeden Tag leben wie den letzten.
Im Sommer im Gras liegen und spüren,diese angenehme wärme.
Die Sonne scheinen zu lassen ,auf den Körper ein schönes Gefühl.
christine
 



 
Oben Unten