entre-temps (neufassung)

4,50 Stern(e) 16 Bewertungen

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Otto,

zwischen Herz und Seele fehlt etwas. Dort ist jetzt ein leerer Raum und nur in diesem Raum konnte sich das Lyri selbst erkennen. Und nur wenn man ganz mit sich selbst eins ist, kann man sich auch selbst überschreiten und in ein Grenzenloses ausweiten.

So verstehe ich Deinen Text.

Ein tiefes Erleben spiegeln Deine Zeilen wieder.
Es gibt Augenblicke, in denen man sich selbst abhanden kommt.

Ich bewundere immer, wie Du mit so wenigen Worten das zu Sagende aussprechen kannst.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hallo Otto,

Vielleicht kannst du damit was anfangen:

etwas fehlt.

sitze am tisch.
schreibe mit weißer tinte auf weißes papier.

ich müsste schreien, weinen -
doch nichts.

[ich] bin nicht da.
weder hier noch dort.

grenzenlos
ist [aber doch] anders[?]

Grüße von Zeder (mag die Reduktion)
 
M

mirami

Gast
hallo otto,

gefällt mir gut! aber ...
auch ich würde es verdichten.
sogar noch mehr als zeder.


z.b. so:

etwas fehlt.
sitze
am tisch.
schreibe
mit weißer tinte
auf weißes papier.
bin nicht da.
weder hier noch dort.

grenzenlos
ist aber anders



mfg
mirami
 
B

Beba

Gast
Gefällt mir sehr gut! Deine seltenen Texte haben es doch in der Regel in sich.
Also ich würde nicht weiter verdichten. Und ich bin überzeugt, du hast es schon ausgiebig getan. ;) Nein, ein wenig atmen darf ein Text schon noch, und gerade so kommt er lebendig bei mir an.

schreibe
mit weißer tinte
auf weißes papier.
Nicht übel. ;)


Ciao,
Bernd
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
es fällt mir nun ganz schwer, etwas zu diesem text zu schreiben.
er entstand kurz nach dem tod meiner frau. ich saß damals in der küche und wünschte mir einen raum, einen raum zwischen herz und seele.
einen zum ausruhen, zum nicht denken - nicht weinen - nicht sein.
so was wie eine gefühlsfreie ebene...aber es gab sie nicht.
alles war extrem, und für nichts gab es worte. alles war fühlen und scheiße und falsch...vollkommen tot.
ich kann nichts kürzen. es wäre so, als würde ich versuchen, einen teil dieser gefühle von mir abzutrennen.
das geht nicht. es ging damals nicht, es geht heute nicht.

dank euch!
 

Tasso

Mitglied
Hallo Otto,

zunächst: es ist ein aus meiner Sicht sehr gutes Stück Gedankenlyrik, die mich anspricht. Besonders gut ist seine Rhythmik und die gut gelungene Verdichtung (Komprimierung). Es ist diese Gefangenheit des Ichs in sich selbst, die fehlende Wahrnehmung der Umwelt und damit die Unfähigkeit sich mitteilen zu können. "grenzenlos / ist anders" bringt dies alles auf den Punkt.

Trotzdem, einen Kritikpunkt habe ich. (Ich weiß ich mache mich hier langsam unbeliebt)

"schreibe / mit weißer tinte / auf weißes papier / ..."

Die dritte Zeile ist eigentlich entbehrlich, weil sie wird bereits mit den ersten beiden impliziert. Es wäre ungewöhnlich, auf farbiges Papier oder auf einen anderen Schreibgrund zu schreiben. Auch wirkt die 2. Zeile in Verbindung mit der 3. auf den Leser zu vordergründig und zu gewollt. Vielleicht überlegtst Du Dir, inwieweit Du diese 3. Zeile weglassen könntest. Allenfalls könnte man aus meiner Sicht noch schreiben:

"schreibe / mit weißer tinte / auf papier / ..."

Meine Wertung 9 von 10 möglichen Punkten.

Beste Grüße
Tasso dPaI.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ist schon merkwürdig mit den Worten.
Manchmal gehen sie einfach so an einem vorbei.
Und dann, in einer anderen Zeit, mit einem anderen Gefühl,
treffen sie ganz tief.
 
A

AchterZwerg

Gast
Du hast dein Gedicht im rechten Augenblick wieder hervorgeholt, Otto. :)
War auch der Anlaß es zu schreiben, ein ganz anderer und sehr trauriger, so ist doch "zwischen den Jahren" eine gute Zeit, sich rückzubesinnen, aber auch nach vorn zu schauen, wenngleich das Neue noch nicht fassbar -
mit "weißer Tinte" ins Noch-Nicht geschrieben ist.
Herzliche Grüße
der 8.
 

Billy Bibbit

Mitglied
Hallo,

ein in sich hermetisch abgeschlossenes Gedicht, das handwerklich sehr routiniert daher kommt.
Die hohe Bewertung der anderen User kann ich allerdings nicht teilen, da sich das Gedicht nicht in einer einzigen Zeile hervorhebt.
Der wirklich gute Umgang mit der Sprache scheint hier eher Handicap als Bereicherung für den Autoren zu sein.

Letztendlich verliert das Gedicht seinen Anspruch mit:

bin nicht da.
weder hier
noch dort.


Das ist Larifari, nicht verdichtet und zeugt von fehlender Krativität genau an der Stelle des Gedichtes, die der Auflösung der Aussage bedurfte.

Abschliessender Satz allerdings reisst das gesamte Gedicht wieder einigermaßen raus und rundet es ein wenig ab.

Alles in allem ein guter Text, der allerdings über ein Foren-Niveau nicht hinaus kommt.

Hoffe du bist nicht sauer
Liebe Grüße
BB
 

Pola Lilith

Mitglied
Ich habe nichts

zu meckern und zu zerfleddern, lieber Otto.

Auch nach 3facher Überprüfung nicht.

Mir hat es gefallen !

weiß auf weiß
das ist genau der Zustand entre-temps
(aktuell auch meiner)

passend zum Jahreswechsel, zum "unschuldigen" Jahresanfang
(meines Jahreswechsels/meines Jahresanfangs natürlich)
wo wir wollen sollten ENDLICH wollen
aber da kristallisiert sich nichts
die Schrift bleibt weiß auf weiß
wir haben nichts zu sagen

(aber das wird sich schon finden, denke ich - wenn das Leben uns mal wieder kalt erwischt).

An dieser Stelle wünsche ich Dir einen baldigen Ortswechsel - und natürlich viel Erfolg in 2012.

Herzlichst, Pola
 



 
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