entweder die oder

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]entweder die oder


sich zu vergleichen mit anderen geifern
süchtiger kenner zu sein und zu eifern
[ 4]den feind zu zersingen
[ 4]ist einfach nur kacke
[ 4][ 4]au backe
[ 4]entfeder die schwingen
[ 4]entweder die oder
[ 4][ 4]bick macke

immer nur eitle metaphern zu schleimen
altbackne bilder mit reim zu verleimen
[ 4]reicht nicht mal zum düngen
[ 4]ist nicht einmal kot
[ 4][ 4]idiot
[ 4]entfeder die schwingen
[ 4]entweder die oder
[ 4][ 4]kyot

schuld zu verhehlen in traurigen tiefen
peinlichkeit fortgesetzt im ferner-liefen
[ 4]durchbohrt dich wie klingen
[ 4]verströmst du die weiße
[ 4][ 4]scheiße
[ 4]entfeder die schwingen
[ 4]entweder die oder
[ 4][ 4]zur neiße
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Kyot: ist mein alter Meister. (In meinem Tannhäuser-Roman schreib ich ihn "Cuillaut").
Neiße: fließt etwa 200 m von mir entfernt durch das deutsch-polnisch-geteilte Görlitz.
 

Tula

Mitglied
Hallo Mondnein

als bissig satirischer Aufruf, eigene Originalität zu üben, ist es schon ok, obgleich es auch ziemlich arrogant klingt.

Dass Du den Lesern noch erklärst, dass die Neiße ein deutscher Fluss ist, bekräftigt irgendwie diesen Verdacht, d.h. das erscheint mir irgendwie “lupen-aristokratisch”. Schreckt mich als neuer Zugang jedenfalls ab.

LG
Tula
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Mondnein,

dein Gedicht macht mir Mut, auch einmal im Verpönten zu wühlen. Es war herzerfrischend, es zu lesen.

Liebe Grüße

Helmut
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Nur Wortspiele, kaum mehr - vor allem aber keine Satire!

hallo, Tula!
Mir ist nicht ganz klar, zu welchem Gedicht Du Deinen Kommentar absonderst. Meines ist es nicht.
Ich erkläre auch nicht, daß die Neiße ein "deutscher Strom" sei (die Polen würden dem heftig widersprechen, denn sie sehen die Grenze nicht in der Mitte des Flüßchens sondern am deutschen Ufer, so daß der Fluß völlig polnisch ist, und die Oder übrigens gleich auch). Es geht vielmehr um den Zusammenhang des Lyrischen "du" (that's me) mit den geographischen Verankerungen des Autors im Leben.
In erster Linie ist es ein mit Redensart-Fragmenten spielendes Klanggedicht, fast sinnfrei. In zweiter Linie ist es das Selbstgespräch eines Dichters, der erkennt, daß er sich zu viel und zu heftig mit anderen Dichtern vergleicht - eine Krankheit, die mit den vielen Wettbewerben oder mit der "Das perfekte Dinner"-Wertung hier in der Lupa (ist so auch bei Poetry Slams üblich, diese 10er-Wertung) zusammenhängt.

Satire ist es nicht. Dafür ist es nicht ernst genug.
 

Tula

Mitglied
Hallo Mondnein

so wird man schnell mist-verstanden! - Wer Dich gut kennt, hat es sicherlich sofort begriffen, bei mir war das eben nicht der Fall. Ich hab's wie eine Art Spottgedicht gelesen, ganz bewusst in überzogen schlichtem Deutsch geschrieben (in krassem Gegensatz zu Deinen anderen Werken, zumindest jende, die ich jetzt schon kenne). Der Kommi zum Fluss hatte keine Betonung auf "deutschen", d.h. ich meinte nur, dass die Leser hier sicherlich einige Geografiekenntnisse besitzen.

entfeder die Schwingen
ich verstehe es jetzt als absichtlich und selbst-ironisch entstellte Metapher, denn ohne Federn hebst Du entweder nie ab oder kannst allemal in nur eine Richtung fliegen.

Es sei denn, es geht hier um einen "Spring-Vogel", dann macht die Metapher sogar Sinn :)-)

Ist mir dennoch irgendwie etwas zu fäkalisch angelegt, ist aber reine Geschmackssache. Ich finde z.B. auch das Böhmermann-Gedicht zum Würgen schlecht, obwohl ich Satire mag.

Ich habe dann auch noch über die "weiße" Scheiße nachgedacht, denn als "hot shit" (heiße Scheiße) gäbe es hier eine alternative, hintersinnige Variante. Wobei "weiß" ja auch für "rein" steht, was auch einen gewissen Doppelsinn hat.

Nun ist also alles klar wie ... hhmm lieber jetzt an 'was anderes denken...


LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
thanx

Danke für die verständnisvolle Rückmeldung, Tula.
Der Vorschlag mit "heiße" statt "weiße" ist erwägenswert.
Ich bleibe etwas lieber bei "weiße", um nicht zu sehr von der metaphorischen Ebene in die drastische ("Fäkalien") abzurutschen.
"Selbstverspottung" trifft das genre dieses Lieds wohl am genauesten.

Und vielen lieben Dank den Wertern.
Ein wenig unverdient, glaube ich, denn ich halte "lassi" und "das ei des vogel roch" für viel inhaltsreicher als dieses leichtsinnige Geplapper. Aber natürlich freu ich mich über die neuen neunen.
 

James Blond

Mitglied
Seltsamerweise habe ich den Inhalt nicht verstanden, mich aber gleich an der perfekten Form erfreut, die durchaus den Reiz einer festen Form besitzt und diese auch gleich selbst mitbringt.

Sehr schön zu sehen, wie sich das Schema von Reim und Rhythmus in allen drei Teilen scheinbar mühelos wiederholt - und deshalb sollte es auch weiterhin die "weiße Scheiße" bleiben - denn Dichter kacken nunmal Bütten. :)

Gewundert hat mich die hohe Benotung allerdings auch, für gewöhnlich wird solches von den LeLupern nicht honoriert. Ich vermute, es ist der Reiz der kräftigen Ausdrücke, der hier eine Rolle gespielt und jeden Leser seiner Zielperson entscheidend näher gebracht hat. Auch Einläufe beginnen als Umläufe im Reich der Abläufe.
 

James Blond

Mitglied
Die 1 von Marie-Luise fehlt nun leider und hätte dem Gedicht sicher eine ganz besondere Note verliehen. Schade eigentlich! ;)
 
Folgende Reime sind wirklich ganz "köstlich"

ist einfach nur [red]kacke[/red]
au [red]backe[/red]
entfeder die schwingen
entweder die oder
[red]bick macke[/red]
 

James Blond

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

wo du dich schon länger eingehend mit erröteten Worten beschäftigst, kannst du mir sicher auch sagen: Was ist [red]"bick macke"[/red]?
 
Tut mir leid, James, das ist mir auch unklar.
Unklar ist auch, warum die weiße Scheiße zur Neisse geht.

Doch letztendlich steht das "Gedicht" ja unter "DAS BESTE"

Kot - Idiot -Kyot ist auch lustig.
 

James Blond

Mitglied
Liebe Marie-Luise, was wären wir ohne unser google-Gehupfe? Vermutlich frei von Rosinen.

Zu deiner 1. Frage habe ich gleich hier eine ganz einfache einleuchtende Antwort gefunden: Eben weil's dort schon länger scheiße ist.

Interessant auch der "Kyot", laut Wiki eine Pseudo-Quelle Wolfram von Eschenbachs. Da steigert sich die Trinität 'Kot - Idiot - Kyot' ja bis zum Hyperlativ.

;)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
"Wie fang ich nach der Regel an?" - "Ihr stellt sie selbst und folgt ihr dann."

Danke, James Bond: Ich hatte auch schon die 1 von Marie Luise vermißt. Das wahre Adelsprädikat.
"bick macke" ist ein Zitat (also geklaut) aus Tarantinos "Pulp Fiction", aus der Szene, wo die beiden Killer über die komischen Sitten in Europa diskutieren. "Und wie nennen die den Big Mac?" "Big Mac, aber sie (die Franzosen) sprechen es Bick Macke aus".
Ohne die Mehrdeutigkeit von "Macke" hätte ich es allerdings wohl kaum dort entwedert pardon entwendet.

Nein, das ist Kleinkram. Wesentlich ist, daß Du die strenge Form erkennst - die Reimschemata, die Stilfiguren, die Parallelen, die Wortspiele. Das macht mir besondere Freude.
 

HerbertH

Mitglied
Oder oder Neiße

Hatte zuerst die Oder nicht richtg gesehen....

Dann erschloss sich mir auch die letzte Zeile.

Das Gedicht ist super (1a
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Mehrdeutigkeiten

Dank Dir, HerbertH!
Die Kleinschreibung erlaubt das changierende Wackelbild.
 



 
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