er oder ich

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cumulus

Mitglied
er oder ich


sag mir, dass ich gehen soll
ich selber habe nicht den mut dazu

dann frag mich, ob ich bleiben will
du mußt dich endlich entscheiden

ich sollte mit ihm sprechen
ihm sagen, dass du dir nicht sicher bist
sondern dich nur allzu gern
dem verführerischen moment hingibst

sag mir, dass ich bleiben soll
ich selber habe angst davor

dann frag mich, ob ich gehen will
damit ich für uns beide entscheide

ich werde mit ihm sprechen,
ihm sagen, dass du ihn nicht liebst
sondern leider allzu schnell
dem trügerischen augenblick verfällst

sag ihm, dass er gehen soll
ich selber habe nicht den mut dazu

dann frag ihn, ob er bleiben will
und laß ihn für uns entscheiden


-cumulus-
 
W

willow

Gast
Hallo cumulus,


Herzlich willkommen in der Leselupe...ich hoffe, du schreibst ganz viele solch schöner Gedichte, wie dieses hier...

Entscheidungen zu treffen, wie diese, ist nicht leicht und es ist fast schon komisch, wie du sie literarisch vom einen zum anderen schiebst. Wer wird entscheiden? Das Leben vielleicht, aber das trifft ja bekanntlich die härtesten Entscheidungen...

Ich freue mich auf mehr!

LG,

willow
 

cumulus

Mitglied
Hallo Willow!

recht schönen Dank für die freundliche Begrüßung. Das ist sehr nett von dir.
Ich habe meine Sachen kaum einem gezeigt, weil ich immer noch denke, dass sie nichts taugen. Eine Bekannte zeigte mir die Leselupe und hat mich bequatscht, einfach mal was davon hier reinzusetzen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass es tatsächlich jemandem gefällt.
Nein. Auch nach reiflicher Überlegung komme ich zu dem Schluss, dass du mir bloß nicht vor den Kopf schlagen willst. Aber das machst du wirklich sehr nett.

Schönes Wochenende
Cumulus
 
L

loona

Gast
Hi cumulus...

ich finde die verschiedenen Nuancen des entscheidens-für-beide interessant.

Inhaltlich ist's schon arg direkt und reduziert umgesetzt.
(Zeichen der Zeit? Wäre eine Diskussion wert: "Warum werden Gefühle seziert und analysiert dargeboten (bzw. zur Analyse vorbereitet) und die Bildersprache der früheren Lyrik durch Wiederholung und Umbetonen fast gleicher Inhalte ersetzt?")

Es gibt Tage, da hab ich ein ausgesprochenes Faible für egozentrische lyrische Ichs und ihren inneren Dialog...

Es grüßt

loona
 

cumulus

Mitglied
Hallo loona!

Gut, dass du mich nicht sehen kannst. Hier sitzt ein ziemlich verlegener Cumulus, der seit gut 10 Minuten überlegt, was er darauf kluges antworten könnte. Hört sich echt toll an, was du da schreibst. Mehr will mir dazu im Augenblick aber irgendwie nicht einfallen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich alles von dem richtig verstanden habe.

Gruss
Cumulus
 
L

loona

Gast
Hey cumulus ;)

Du kannst auch einfach den Teil in den Klammern weglassen, der wäre eher ein allgemeines Thema...

Hilft's?

Ob Du's verstanden hast (bzw. ob ich mich verständlich ausgedrückt hab), läßt sich doch - nachdem Du Deine Verlegenehit überwunden hast - herausfinden...

Gruß

loona
 

cumulus

Mitglied
Hallo loona!

Joi, jetzt nagelst du mich aber fest. Jetzt bleibt mir nur noch zuzugeben, dass ich schon mit den >verschiedenen Nuancen des entscheidens-für-beide< so meine Schwierigkeiten habe. Ähnlich geht´s mir mit der >inhaltlich schon arg direkten und reduzierten Umsetzung<. Und bei deinem >Faible für egozentrische lyrische Ichs und ihrem inneren Dialog< muss ich endgültig passen. Auf dem Gebiet der literarischen Grundlagen bin ich nicht gerade bewandert, gebe ich ja zu. Aber ich würde mich natürlich freuen, wenn du es mir erklärst, sofern dir das nichts ausmacht.

Gruss,
Cumulus
 
L

loona

Gast
Hi cumulus,

also...

Die verschiedenen Nuancen: ich finde es sehr interessant, wie die Perspektiven wechseln, wer entscheiden soll ("für uns beide") und daß am Ende keine/r der Beiden, sondern der Dritte entscheiden soll (weg mit der Verantwortung)

Das Reduzierte: Du schreibst direkt. Ohne Ausschweifungen, ohne Bilder, wenig Hintergrundinformationen ("dass du dir nicht sicher bist / sondern dich nur allzu gern / dem verführerischen moment hingibst"). Viel Raum für Interpretation, Lesart, eigene Vorstellungen über "Sprecher" (lyrisches Ich) und Angesprochene.

Der innere Dialog: ich habe das Gefühl (im weiten Rahmen der mir gelassenen Interpretationsmöglichkeiten), daß das lyrische Ich nicht wirklich mit jamend Anderem redet, sondern eines dieser aus Film und Fernsehen bekannten Spiegelgespräche führt (daher auch diese Entwicklungsmöglichkeit - Unsicherheit(?))

Egozentrik: Die eine Sichtweise. Und sonst keine. Und so eingeschränkt, daß mögliche Reaktionen (oder gar mögliche grundsätzlich andere Sichtweisen) nicht vorkommen.

Vielleicht hilft's Dir weiter?

:)

loona
 

cumulus

Mitglied
Hallo loona!

Tja, das mit der Verantwortung. So ist es wirklich passiert. Ich dachte, wir wären glücklich zusammen und hab gar nicht gemerkt, dass sie sich noch für andere interessiert. Da taucht plötzlich dieser Typ auf und nimmt sie in den Arm, während ich daneben stehe. Später hat sie mir erklärt, dass sie ja eigentlich mich liebt, hat sich aber weiter mit ihm getroffen. Ich wollte mich ja von ihr trennen, aber ich konnte es irgendwie nicht. Meine Gefühle hatten sich ja nicht geändert. Sie hat mich auch nie weg geschickt, wenn ich sie irgendwo abgefangen habe. Dann gab´s wieder so ein Treffen, wo auch er dabei war. Keinen Ton hat er gesagt, und auch sie kriegte einfach den Mund nicht auf. Dabei war es doch eigentlich sie, die sich entscheiden musste. Ich bin mir vorgekommen wie ein verdammter Idiot und bin dann irgendwann gegangen. Etwa zwei Jahre habe ich gebraucht, um da halbwegs drüber weg zu kommen. Da waren sie schon lange nicht mehr zusammen. Angesprochen habe ich sie aber nicht mehr, obwohl ich sie immer noch ab und zu sehe. Das bleibt wohl nicht aus, wenn man an der gleichen Uni studiert.

Du sagst, ich schreibe direkt, ohne Ausschweifungen usw. und lasse viel Raum für Interpretation usw. Ist das gut oder nicht so gut?

Nein, ein Spiegelgespräch ist es nicht.

Nur eine Sichtweise und sonst keine, ohne dass andere vorkommen können. Tja, ich weiss nicht. Widerspricht das nicht dem o.g. Raum für Interpretationen?

Du hast mir sogar sehr geholfen. Ich hätte nie gedacht, dass jemand, der/die doch viel mehr davon versteht als ich, sich tatsächlich die Mühe macht, mir mal was zu erklären. Dafür möchte ich mich bei dir bedanken.

Gruss,
Cumulus
 



 
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