es ist zeit.

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
es ist zeit.
die kraniche ziehen.
in meinen träumen bin ich am meer. sammle muscheln.
gebe ihnen namen. die schönste benenne ich nach dir.
am morgen schwimme ich zurück, in deine arme.
erzähle dir von spuren im sand, von verzauberten muscheln.
zeige dir die eine, die nun deinen namen trägt. halte sie an dein ohr.
sie ruft dich.
am himmel ziehen kraniche.
es ist zeit.
 

Label

Mitglied
Lieber Otto

dein Text hat mich angesprochen
mir von zwei verschiedenen Menschen erzählt deren Zeit zu Ende ist
der eine muss in die Lüfte in den Süden
und hat erträumt der (die) andere werde vom Meer gerufen
eine komplexe Geschichte
in schwebenden Worten verdichtet
schön!

lieber Gruß
Label
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo otto,

"muschel" muscula zu lat musculus
sowohl "muskel" als auch "mäuschen"

der kranich als symbol der wachsamkeit und der klugheit
(gr.mytholgie)
im alten ägypten der sonnevogel
und glyphe für den buchstaben b

hier aber natürlich als zugvogel in erster linie,
also als zeichen der trennung.

dies stück ist melancholisch, ohne in trauer
zu versinken. ich spüre die bestimmtheit und auch lyri
entzieht sich nicht der notwendigkeit.

der eingangs und ausgangssatz als klammer halten
die gemeinsame zeit zusammen.

schön auch die muschel:
das gebäude eines lebewesens, das vom meer freigegeben
einem neuen zwecke dient.

ralf
 
A

AchterZwerg

Gast
Lieber Otto,
da Ralph sich schon so erhellend dem Inhalt gewidmet hat :), halte ich mich ans Formale.
Ebenso wie ich es zur Zeit selber übe, beschränkst du dich auf ein Bild und ein einziges Stilmittel (die Wiederholung).
Dadurch wird der Kreislauf der Zeit vorzüglich gespiegelt, der dem Auf- und Ab des Meeres entspricht oder dem Ein- und Ausatmen.
Schön gemacht.
Heidrun
 



 
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