Moin, liebe Heidrun!
Du weißt hoffentlich, wie sehr ich deine Kritik, deine Anmerkungen, Anregungen und Änderungsvorschläge zu meinen Texten schätze
. Manches davon hat schon dazu geführt, dass ich ganze Gedichte über den Haufen geschmissen und grundlegend verändert habe. Manches hat nur zu kleinen Änderungen geführt, wie etwa dem Löschen der Auslassungspunkte in "zeitmesser". Aber ich habe auch schon Texte gegen deine Kritik erfolgreich verteidigt, wie du mir selbst bescheinigt hast. Und das muss ich in diesem Fall wieder einmal tun. (Wie du übrigens bemerken wirst, kann ich auch GROSZ- und kleinschreibung
).
aber seit ich gedichte schreibe und das ist schon länger als dreißig jahre habe ich das grundsätzlich in kleinschreibung und ohne interpunktion getan wenn ich doch einmal ein satzzeichen gesetzt habe war es stets nicht den deutschen sprachregeln sondern der sinnverstärkung geschuldet davon kann ich nicht weg das ist mein persönlicher stil
"fallobst" ist ein Gedicht, das ich als Hommage an das Vagantentum des Mittelalters und der frühen Neuzeit nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern Europas verstehe. Deshalb habe ich ganz bewusst die tradierte Form und zwar auch in dieser ausgeprägten Schlichtheit gewählt. Die Vaganten waren Ruhelose. Allenfalls verdingten sie sich als Tagelöhner. Ja, sie gründeten bisweilen sogar Familien, waren aber stets bereit, alles von jetzt auf gleich aufzugeben und liegen zu lassen und weiter zu ziehen. Meist lebten sie auf Zeit in irgendeiner mittelalterlichen Stadt in der Halbwelt zwischen Wirts- und Hurenhaus. Sie waren vielfach Geächtete, lebten unter dem Bann, waren vogelfrei. Aber sie hatten auch ihren eigenen ganz speziellen Stolz und waren im besten Sinne des Wortes "Vogel-Frei", was für die Menschen des Mittelalters nicht unbedingt üblich war. Viele von ihnen haben literarische Zeugnisse ihres unsteten Leben hinterlassen (allen voran Francois Villon, wobei ich weit entfernt davon bin, mich mit diesem Meister seines Fachs vergleichen zu wollen). Die meisten Texte der Vagantenliteratur waren sehr viel schlichter. Dem bin ich bei meinen Formulierungen gefolgt. So viel zum Inhalt.
Nun zu deiner formalen Kritik. Wo du in meinem Gedicht orthographische, also Rechtschreibfehler finden kannst, ist mir absolut schleierhaft. Und über das Metrum bin ich anfangs sogar selbst gestolpert. Ich musste mir selbst die Mühe machen, jede einzelne Zeile nach Silben und Hebungen durchzuzählen. Nach allem, was die alten Griechen und Adam Ries in Sachen Algebra und Grundrechenarten erfunden haben, stimmt es am Ende doch.
Ergo: Ich werde deine Kritiken und Anregungen auch weiterhin schätzen und dort, wo ich sie für angemessen befinde, auch gerne befolgen. Aber dieses Gedicht bleibt, wie es ist!
Liebe Grüße
Eberhard