fortsetzung 3 c...

zettelstraum

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Er hatte zwischenzeitlich zur Prinzessin ein besonderes Verhältnis aufgebaut und war sich sicher, daß sie die Beute seines Bussardauges werden könnte. Nicht böse schien ihm dieser Gedanke, sondern nur zielgerichtet. Er wollte sich einem neun Leben verschenken, wollte sich für jemanden öffnen, der ihm zuhören konnte, auch wenn diese Person sich ungern in den Mittelpunkt stellte. Auch wenn er wußte, daß ihr Leben dem seinen sehr fern stand, empfand er für das Leben der Prinzessin eine Achtung, die ihm stets den Wunsch bestehen ließ, sich dafür zu entscheiden.
So traf er sich am folgenden Tag erst abends mit ihr, um ihr dies mitzuteilen, da die Nachmittage nie den Rahmen besaßen, den er für diese wichtige Mitteilung benötigte.
„Prinzessin, mein Leben war bisher ausgefüllt mit schmerzlichen, wenn auch intensiven Genüssen, und sollte es möglich sein, dies ändern zu können, würde ich mich sehr gerne darauf einlassen."
Die Prinzessin erschrak bei jenem Satz und meinte dazu: „Florian, meine Meinung über sie ist eine sehr hohe, doch wüßte ich nicht, wie sie in der Welt, welche mich umgibt, einen Platz finden könnten, der ihnen auch die Erfüllung gibt, welche sie benötigen."
„Oh doch, seien sie sicher. Der Traum eines Künstlers ist nicht immer der Traum des Menschen in jenem Künstler."
„Das ist ein schöner Satz, doch überlegen sie einmal, wann sie das letzte Mal auf dem Markt waren. Dies zeigt mir, daß sie sich nicht mehr mit dem beschäftigen, was ihre besondere Art ausmacht. Für was geben sie ihre Kunst denn auf?"
Florian erwiderte mit glühenden Augen: „Für sie, Prinzessin!" und wollte seine Hand auf die ihre legen, doch die Prinzessin zog diese schnell beiseite.
„Nicht doch, der Moment ist zwar schön, doch lassen sie uns noch ein bißchen Zeit."
Florian war sehr erregt und fragte sich, was denn der Grund sei, warum sie nicht auf jenem Moment aufbauen sollten. Er war nicht mehr Herr seiner Gedanken, nachdem er die tiefliegende Wahrheit ihr offenbart hatte, als ihn dieses Bedürfnis überraschte und er begann nun wie wild auf sie einzureden.
Die Prinzessin jedoch wich ihm aus und meinte, er solle dies Spiel beenden und sie alleine lassen. Florian ging, doch sein Wunsch war stärker als je zuvor.
Am nächsten Tag nahm er sich frei und ging zum Bauern, um mit Marie zu sprechen.
Der Bauer ließ die beiden gerne gehen, um sich auf einem Spaziergang auszureden.
Marie hatte gleich bemerkt, daß Florians Augen glühten, daß in ihm eine Flamme loderte, die sie nicht entzündet hatte. Sie sprach ihn deshalb auch nach wenigen Metern darauf an und Florian begann sofort zu erzählen. Er erzählte von seiner Liebe für die Prinzessin, deren Grund so fern von Oberflächlichkeit war und die so unstillbar schien. Viel weiter als Gespräche und kleine Umarmungen sei man nicht gekommen und er wisse keinen Weg und keinen Menschen, der ihm helfen konnte. Natürlich wisse er, daß Marie dies treffen werde, was er da spräche, aber es müsse nun einmal gesagt werden. Marie erwiderte, daß sie schon lange eine Ahnung davon hatte, daß es nur sehr traurig sei, daß er dies nun erst jetzt gestehe.
Florian merkte, daß dieser Ausspruch ein Beleg für die Zwecklosigkeit dieses Gesprächs sei und senkte die Emotionalität desselbigen, indem er von der Hoffnung redete, am Abend sich durch die Schnitzerei mit dem Bauern von seinen Gedanken und Gefühlswirrungen ablenken zu können.
So kamen sie denn auch früh wieder und Marie ging sofort wieder ihrer Arbeit nach, denn auch sie benötigte nun Ablenkung, das sie eine Traurigkeit überkam, deren sie nicht Herr werden konnte.
Als Florian den Bauern wieder traf, fragte ihn jener, ob er Zeit habe, mit ihm zur Bäckerin zu gehen, Besorgungen zu machen. Florian begleitete ihn gern und teilte dem Bauern auch sogleich mit, daß er sich nun mit Marie ausgesprochen habe. Bei der Bäckerin traf Florian die Frau, welche die Prinzessin oftmals begleitete. Ihm kam der Gedanke, daß wenn jemand den Weg zur Prinzessin kennen sollte, dies doch nur dieser Mensch sein könne.
So nahm er sie denn beiseite und unterhielt sich ein wenig mit ihr über die Dinge im Dorf und im Schloß, bis daß er einen geeigneten Moment fand, um sie nach dem Geheimnis, welches die Prinzessin umgeben würde, zu fragen.
Es sei ganz einfach, meinte diese, man müsse nur in ihr Herz schauen, um den wahren Weg zu finden. Das Problem sei natürlich, daß sie ihr Herz an den Fürsten verloren habe und deswegen nicht bei sich trage.
Der Bussard in ihm wachte auf und fragte zielstrebig, wo es denn nun sei, ob es der Fürst gar mit sich genommen habe. Nein, das Herz befände sich in einem Zimmer, welches aber abgeschlossen sei. Die Lage des Zimmers könne sie ihm zwar beschreiben, mehr aber nicht.
Und, so fügte sie an, sie tue das nur, weil sie ihn bisher als netten jungen Mann kennengelernt hatte, und nicht als herrschsüchtigen Abenteurer, für welche ihn die anderen Männer im Schloß hielten.
Florian bedankte sich und bat sie, der Prinzessin nichts von jenem Gespräch zu erzählen.
 



 
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