fraglich

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auf geschienten gedankenbrüchen
zum vermeintlichen Mittelpunkt
mit schwergut unterwegs
suche ich passwege
zu jener leichtigkeit

schweben will ich
mich selbst zu umarmen
warte auf liebesschwüre
bringe es nur zum meineid

noch immer den kopf zu hoch
nicht in wildwassern zu ertrinken
spüre ich ständig den sog
nach richtigen antworten

und stelle schon wieder
die falschen fragen
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Karl

dieser Text gefällt mir sehr. Schön, dass Du in einem Bild bleibst, ähnlich der Wanderschaft, wie sie in den Entwicklungsromanen des 19. Jahrhunderts üblich waren.

Hier geht es nun aber sogar ums Fliegen trotz der Lasten, die aufgebürdet sind.

Die Gegensätze, welche die eigentliche Aussage machen, nämlich das Unterwegssein schon mit Zweifeln behaftet, überhaut jemals ans Ziel zu kommen, finde ich gut getroffen:

liebesschwüre-meineid

geschiente Gedankenbrüche

kopf zu hoch-sog

richtige Antworten-falsche Fragen

Man könnte es so sehen, dass da jemand nach den großen Wahrheiten unterwegs ist genauso gut wie nach den "kleinen" Wissensbröckchen, ohne die man den Alltag nicht gut überstehen kann.

Wo liegt der Mittelpunkt? Ich denke, jeder hat seinen eigenen Mittelpunkt und ist ein Leben lang damit beschäftigt, ihn aufzuspüren.

Gerne gelesen.
Liebe Grüße
Vera-Lena
 
Liebe Vera-Lena,
danke für deine einfühlsamen Interpretationen. Sie führen das, was ich beim Abfassen des Gedichts wollte, noch ein ganzes Stück weiter. Es geht mir um die lebenslange Suche nach jenem Selbst, das angeblich Andere schon längst gefunden haben. (Ich nicht!)
Herzliche Grüße
Karl
 
H

Heidrun D.

Gast
Es geht mir um die lebenslange Suche nach jenem Selbst, das angeblich Andere schon längst gefunden haben. (Ich nicht!)
Lieber Karl,
bei dir fällt es mir zu 95 % leicht, nachzuvollziehen was du meinst. *lächel). Wir haben ja schon einmal ähnliche Prägungen festgestellt. - In diesem Zusammenhang erkannte ich die geschienten Gedankenbrüche besonders gern ... Schlimmer noch ist es allerdings, wenn die Bänder reißen ... ;)
Mein Lieblingsabschnitt:
schweben will ich
mich selbst zu umarmen
warte auf liebesschwüre
bringe es nur zum meineid
Die Last der Vergangenheit erzeugt bei vielen Starre, manchmal Härte und kann an der Selbstliebe hindern, nicht aber an existenziellen Fragen. - Ob diese Fragen falsch sind, ist fraglich; fraglich auch das fette Bewusstsein, an der einzig wahren Wahrheit teilzuhaben.
Wenn etwas wirklich wichtig ist, dann wohl der wilde, unauslöschliche Mut, aufzustehen und neu zu beginnen (auch wenn das einen Tauchgang erfordert :D). Jedenfalls für mich.

Liebe Grüße
Heidrun
 
Liebe Heidrun,
vielen Dank für deinen Zuspruch, der deutlich noch einmal unsere offensichtliche Seelenverwandtschaft aufdeckt.
Also dann, lassen wir unsere Lyr-ichs und uns weitersuchen...
Gruß
Karl
 

Milko

Mitglied
vielleicht

wisst ihr nur nicht
das ihr
sie doch schon
wisst

gefunden habt
an
sonsten würde ich sie
euch wünschen

in
euerem wissen
mm
 

Milko

Mitglied
Liehber karl

Danke für dein Gedicht .....
Weil es genau
Das ist

Wissen
( jetzt nur noch erkennen,akzeptieren,leben.)
Mm
 
M

Marlene M.

Gast
wieder das zweifende Ich, sich selbst hinterfragnd.
Die Antithesen wieder gut herausgearbeitet, lieber karl.
Ein geicht wie ein Meineid...lächl.
Der Titel könnte noch schwerer sein für den anspruchsvollen Inhalt.
Fragwürdig?

LG von Monika
 
Liebe Monika,
danke für deinen Kommentar. "Meineid" wäre sicherlich ein besserer Titel.
Ich hoffe, dir geht es inzwischen noch besser??!!
Herzliche Grüße
Karl
 



 
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