Gedanken zum Wort
Hallo namibia,
(Vorsicht nur meine Meinung)
ein gewagter Vergleich: die Todesfuge und dies Stück hier.
Hm, ich versuche noch einmal deutlicher zu klären wo dies Gedicht scheitert- ist es doch ein zerschellen an einem Ort an dem so manches Gedicht auf eine Untiefe läuft und – um im Bild zu bleiben – sinkt.
Glaubwürdigkeit: Benn hat einmal gesagt „ Das was lebt ist etwas Anderes als das was denkt“.
In leichter Abwandlung sage ich: Das was dichtet ist etwas anderes als das was erlebt.
In diesem Sinne ist dieses Geicht „pro-fan“
( profanum lat. „ Der Ort außerhalb des Heiligtums)
Das „Heiligtum“ wäre hier das gelungene Gedicht. Das Profane ist das tatsächlich erlebte
des Autors/ Dichters.
Frei
ohne deine Stimme
ohne dein Lachen
ohne deine Hände
ohne dein Streicheln
ohne deine Kühle
ohne dein Spötteln
ohne deine Härte
ohne dein Weggehen
ohne einen Gruß
ohne eine Zeile
ohne einen Anruf
ohne echten Abschied
doch
mit neuen Plänen
mit neuem Mut
mit neuer Freiheit
und fast ohne Angst
Diesem Text ist möglicherweise der gefühlte Moment der lebenden Person, die diesen Text schrieb.
Und dieser Text beherbergt alles, was den Schmerz einer ungewollten Trennung auszeichnet.
Und hier ist die Gefahr: Alles ist eine besondere Form von Nichts. Es ist eine Karte der realen Welt im Maßstab 1:1. Aber wir reden von Dichtung, und dieses Wort enthält das „verdichten“.
Dieses verdichten geschieht hier nicht. Ob es nicht geschieht, weil – wie von mir geraten – der Autor und das lyrische Ich deckungsgleich sind, ist eigentlich unwichtig, aber oftmals die Ursache für das Scheitern von Stücken mit eben solchen Inhalten.
So „lebt“ dieses Stück nicht. Es ist ein „prototext“. Die Inahlte sind da, aber die Zusammensetzung lebt nicht, sie behauptet leben.
Es ist Schwärmerei. Ein Deuten auf etwas, das jeder kennt, und darum gerne verstanden wird.
Aber es deutet auf etwas das nicht ist.
Besonders auffällig mmn. In dem von mir „angekreideten“ Wort „echt“. Das echte existiert nicht ohne das unechte. Es ist entweder ein philosophischer Begriff oder ein Teil der Alltagssprache, der außer dem Klang des Wortes nichts beinhaltet ( z.B. „ in echt?“ „meinst du das echt?“ etc)
Genauso verhält es sich mit „fast“:
„fast“ bedeutet hier ja beinahe das genau Gegenteil. Denn wer fast ohne Angst ist, lebt eben doch mit Angst.
Die Worte heben sich in ihrer gemeinten Aussage auf. Das sollte in einem Gedicht, das ja nur und ausschließlich das Wort hat, nicht geschehen.
Das halte ich für falsch, und es sorgt dafür das der Text aufgrund seiner Andeutungen, die nur Oberfläche sind, erntet was er nicht gesät hat.
Lg
Ralf