gedanken a-z

zettelstraum

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Das Gedanken A-Z

V wie vorneweg das Vorwort. Oder doch wie Viagra, Vagina oder vage gesagt Wagemut. Nein, im Ernst. Ein guter Gedanke zur Einleitung ist niemals schlecht.
Hier kam er recht, von Hegel ( wo ich doch Gymnasiallehrer nicht als unbedingt intelligente Menschen betrachte, habe ich doch zwei solcher Menschen in meiner eigenen Familie ):
Im Fremden das Eigene zu erkennen, in ihm heimisch zu werden, ist die Grundbewegung des Geistes, dessen Sein nur Rückkehr zu sich selbst aus dem Anderssein ist.
So ist der Spruch auch nicht sicher von Hegel so gesagt bzw. geschrieben worden, sondern nur von mir bei Gadamer gefunden.


Angst: Das vor dem wir Angst haben ist das, was wir nicht sind. Oder besser gesagt, wir haben Angst etwas zu verlieren, was uns zwar wertvoll erscheint, aber nicht sein muß. Wenn wir es verlieren sollten, dann ist es Bestimmung oder einfach unsere nachlässige Art und Weise wie wir es behandelt haben. Und Angst haben zu sterben ist die lächerlichste Angst, denn wir müssen es. Wenn wir unsere Mitmenschen anschauen, unseren Planeten, auf welchem wir leben, dann müssen wir uns doch wirklich fragen, warum wir traurig sein sollten, abzuleben? In den 80er-Jahren lebten wir in der No-Future-Generation, nun, nach einem guten Börsenjahr, meinen wir alle, wir sollten jetzt einen Audi TT fahren und zwei Mal im Jahr an Gardasee fahren, sowie mindestens einmal nach Ibizza jetten. O.k., nach dem 11.9. wurden wir ein bißchen ängstlich. Aber im Grund genommen war dieses Attentat das beste Beispiel für all diejenigen, die bisher noch nicht begriffen haben, daß man mit Geld und Macht und Egoismus vor allem geschützt ist.

Beobachten: Beobachten soll Schauen heißen, am sinnhaftigsten durch das induktive. Beobachten heißt sich zu verlieren. In einen Augenblick, in einen Gegenstand, in seine Seele. Kreis schließen, gewahr werden, Ruhe, Frieden, sich selbst sehen im Sehen.
Primär besteht der Mensch aus Figur, zu dick oder zu dünn, Augen, dann Erscheinung, bei sehr auffälliger Erscheinung eher anders herum, doch spricht hier das Wort auffallen schon für sich. Jemand, einer dieser Niemands, fällt auf, aus dem Rahmen, der 100 Tanzenden, der 1000 durch Fußgängerzonen Marschierenden, etc.
Mittlerweilen ist Beobachten größtenteils als Voyeurismus verschrien. Früher, heute scheinbar nur noch in Frankreich, betont lässig en vogue: `Appetit holt man sich auf der Straße, gegessen wird daheim!´. Beobachten war auch eine besondere Gabe, nicht nur unter Künstlern. Man interessierte sich, man machte sich ein Urteil, man realisierte, daß man nicht alleine auf der Welt ist.
Beobachten ist in Großstädten etwas Herrliches, in Chaträumen etwas Schockierendes, schlimmer beinahe als das Beobachten von Schwachsinn in den Talkshows im Fernsehen, wenn man zu Besuch bei Sozialhilfeempfängern, Rentnern, Arbeitslosen oder ähnlichen Gestalten der drohenden Bedeutungslosigkeit ist.
Apropos Fernsehen: das reine Schauen ist Stumpfsinn! Das Betrachten von Dingen ist Kunst. Das Beobachten aber setzt Intellekt voraus.
Manchmal ist eine Party erfolgreicher, wenn man eine interessante Frau beobachten, als eine dumpfe gutaussehende Blondine verführen kann.
Zur Beobachtung bedarf es Distanz. Wer etwas verändert oder berührt, verläßt die Ebene des Beobachtens.

Charisma: Früher gab es den charismatischen jungen Mann, heute bezeichnet man als charismatisch nur noch Sektenführer oder Revoluzzer wie Che, Dutschke, Bin Laden. Das charismatische Aussehen ist etwas, was nicht mehr gefragt ist. Heutzutage ist man gutaussehend, kräftig, ist ein Teil eines insgesamten Aussehens. Charismatisch ist mittlerweile ein negativer Begriff, bezeichnet eine menschliche Schwäche. Man sieht eher den armen Blick, den man in Zusammenhang mit Armut bringt, als den einfühlsamen Blick, den man in Zusammenhang mit Gefühl bringt. Charisma ist etwas was man auf den Gesichtern der Menschen auf der Straße sucht, vergeblich. Man sieht Autos, Anzüge, unpassende Kleidungsordnung, bunte Haare, schlecht geschminkte Gesichter, Frauen mit zu kurzen Haaren, Männer mit zu dicken Bäuchen, doch man sucht verzweifelt nach einem Ausdruck in einem Gesicht, welcher fesselt. Ausdruck wie Streß, Banalität, Aggressivität, Arroganz, Dummheit, dieses sieht man häufig. Es erscheint, als unser Auge sich selbst in Bezug auf Mitmenschen auf das Äußerliche beschränkt hat, bzw. um es in einer anderen Sprache auszusprechen: die Medienwelt uns soweit soziologisiert hat, daß wir uns selbst zu bilden nicht mehr in der Lage scheinen. So erscheint die Zeit vorbei, daß es Helden geben könnte wie einen Kaspar Hauser, einen Klaus Kinski, einen Werther oder wie auch sonst die Menschen hießen, die abseits gesellschaftlicher Hochrangigkeit, Angepasstheit , etc. zu wirken wußten.

Diagnose: Die Zukunft, könnte man sie mit Rücksichtsnahme auf die Gegenwart diagnostizieren, wie eine Art Chart-Analyse im Brokerbereich, dann sähe es düster aus. Zum Glück haben wir die Geschwister Scholl, Ché Guevara und Bin Ladin.
Diagnose, da denk ich an Zahnschmerzen, an Krebs, an Prostata, an die Brust der Frau, welche verloren gehen könnte, üble Sache. Man wartet, schwitzt, badet sich in Alpträumen und fühlt sich dem Arzt ausgeliefert. Nichts zählt mehr, denn das Ergebnis der Diagnose. Freut man sich auf ein Kind, so bedenke man, daß dadurch noch mehr Diagnosen dazu kommen.
Zum Glück gibt es auch für die Liebe keine Diagnose. Da gibt es vielleicht Prognosen, aber die stehen bei der wahren Liebe zumeist schlecht. Die Diagnose der Liebe könnte vielleicht eine Partnerschaftsberatungsstelle abgeben, aber wenn es dann mal soweit ist....
Die Diagnose für mein Leben, Herr Doktor? - Wollen wir mal das Beste hoffen.

Elan, der große Bruder der Elegie:

Freizügigkeit: Output, Output, Output! Ging man doch eigentlich davon aus, daß man in der Pubertät Wert auf Nichtwerte legte, so scheint heute in der Zeit endlos verlängerter Jugend keine Moral mehr zu bestehen. Freizügigkeit heißt auch irgendwie zügellos sein, nicht nur frei zu sein. Freizügigkeit war in den Anfängen der Alternativbewegung verankert, heute findet man es in allen Schichten. Die Musikbranche verlangt es von ihren Millionären, die Werbeindustrie sowieso. Ein besonderes Übel der Freizügigkeit ist die Magersucht. Wir verlieren uns in Freizügigkeit, werden unnormal. Wir setzen uns Masken auf, anstatt daß wir uns wirklich entkleiden. Und das Lächerlichste ist, daß die Masse zu dumm ist, sich einzugestehen, daß man sie für dumm verkauft, wenn man ihnen zur Verkaufsförderung einen Nabel zeigt und ein kleines bißchen Brust. Hinsichtlich der Emanzipationswelle der Neuzeit mutet es wie ein Wunder an, daß Frau Schwarzer sich gegen Frau Feldbusch erhob, um dieses Verkaufen weiblicher Stärken anzuprangern. Dieses Wunder hebt sich nur dadurch wieder auf, daß die Medienwelt die Vorderbühne dieses Hinterbühnenwerks war, um es mit den Begriffen des amerikanischen Soziologen Goffman zu deuten.


Galanterie: Verlernt, unnötig in Bereichen, in welchen man Damen vielleicht wirklich den Hof machen könnte. In dem Bereich, in welchem es nicht nötig wäre, versucht man es manchmal. Es gibt jedoch noch viele gut erzogene junge Männer, die galant sein können, aber leider sind sie zu schwach für das schwache Geschlecht und werden so gerne zur Vorlieben des männlichen Geschlechts. Galanterie ist ein Wert aus einer alten Zeit, in welchen Casanovas noch Helden waren. Nun fahren sie große Autos, kleinen Verstand und billige Frauen. That`s it!

Heimat: Als Deutscher immer mit der Vergangenheit verbunden, die Amis haben es komischerweise geschafft, es auf die Zukunft zu richten. Wer erinnert sich denn noch an die Indianer, das Feuerwasser, die Eisenbahn und die Büffel. Nachdem diese ausgerottet wurden, werden es jetzt die Bäume - und die Kultur einiger Völker, aber das darf man nicht so laut sagen. Nicht aufgrund der Vergangenheit distanziere ich mich von den Deutschen. Deutsche sind intelligent, vom Kopf aus, wirkliche Wirtschaftswundertypen. Das gefällt mir nicht. Der Kopf urteilt, das Herz verzeiht. Deutschland urteilt nach dem guten Geschmack, Frankreich geht nach dem bon sens, nach dem was sie im Moment mit dem Gegenüber sensitiv verbindet.
Den Preis was der/die Deutsche für die Rechtfertigung der Kritik im Felde des Geschmacks zahlt, besteht darin, daß er dem Geschmack jede Erkenntnisbedeutung abspricht. ( vgl. Gadamer, Wahrheit und Methode )

Internet: Ein guter Gedanke hinsichtlich Entertainment. Leider fällt es in die Hände aller Menschen. So entsteht ein neuer Blick des großen Blödsinns, des Schwachsinns, der Peinlichkeiten auf die Hinterbühne unserer Gesellschaft. Die großen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung scheinen bald nicht mehr so angenommen zu werden, da sie zusätzliches Geld kosten sollen. Möglichkeiten schaffen nicht nur Gutes. Das Land der vielen Möglichkeiten ist kein gutes Land, denn es hat einen Richter als Präsidenten, der Menschen umbringen läßt. Amerika ist kein Himmelreich, Mr. Bush kein Gott und das Internet ist nicht der tolle Apfelbaum. Und wenn er es wäre, dann ist die Schlange nach ein paar Stunden des Herumbalgens auf dem Baum ziemlich schnell gefunden.
Man kann das Internet verschiedenst nutzen, doch viele Menschen nutzen es in der Weise, die man als Eintauchen in eine Cyberwelt bezeichnen kann. Sie nutzen das Medium nicht nur als Informationsbord, auf welchem man Neuigkeiten aus aller Welt finden kann oder aber auch Informationen aus aller Welt sich beschaffen kann. Sie treten in eine zweite Welt ein, in welcher sie sich in der Weise austoben können, daß man dessen Sinn genauso hinterfragen muß, wie den pädagogischen Sinn der Teletubbies für Kleinkinder. Auf Erich Fromm bezogen, meint Rainer Funk, daß diese Inszenierung illusionärer Wirklichkeit den großen Vorteil unmittelbarer und sofortiger Befriedigung mit sich bringt. Man müsse weder warten, noch komme man zu kurz. Beim Eintauchen in die Cyberwelt gelangen wir zu neuen Freunden, zu Online-Schwestern, Online-Ehen und bei der Vermischung mit der realen Lebewelt über Dates zu Offline-Vergnügungen. Doch die Kehrseite sieht im wahrsten Sinne des Wortes traurig aus.
So meint Funk: „In einer inszenierten, illusionären Wirklichkeit zu leben, war schon immer auch eine gesellschaftlich praktizierte Möglichkeit, dem `Jammertal´ dieses Erdenlebens zu entkommen.". Natürlich erscheint demjenigen, welcher diesen Satz ohne genauere Hinterfragung liest, dieses Jammertal ein generelles Menschheitsproblem zu sein, doch bei genauerer Betrachtung dieser realen Problematik kommt man dazu, sich klarmachen zu müssen, daß das Eintreten in die Cyberwelt nicht nur ein bloßes Kompensieren von Urtraurigkeit ist, sondern eine Bestätigung seines unausgefüllten Lebens.
Er flüchtet sich in eine Welt, die besonders dadurch geprägt ist, daß sie von vielen geteilt wird, welche in einem ähnlichen Dilemma sind, sich aber in dieser Parallelwelt eine gute, glückliche, befriedigende Rolle aneignen können. Hierin blühen sie dermaßen auf, daß ihnen teilweise nicht mehr möglich ist, ihre wahre Rolle im Leben zu begreifen. In der Parallelwelt prahlen sie mit Künsten, die sie im normalen Untereinander nie besessen haben und welche nur mit den Figuren ausgelebt werden können, welche ihrer gleich sind.
Generell kann man sagen, daß diese Menschen, in der Welt der Moderne und ihrer Wahlverwandtschaft, in einer Wirklichkeit der Langeweile und des Überdrusses, chronischer Depressivität und Geschäftigkeit leben. Würden uns Wirtschaft und Medien, und teilweise sogar die Politik, nicht weismachen, daß dies Normalität ist und würde es nicht von den meisten Menschen verfolgt werden, was im neuzeitlichen Demokratiedenken folglich als gesund und gut gilt, so könnte man diese Ambivalenz, diese Gespaltenheit und Schizophrenie als psychische Krankheit bezeichnen.

Ja: Ja zum Leben? Das a hat einen guten Klang und kommt in guten Worten vor: Wahrheit, Klarheit, Banales, Sahne. In Billard oder Zigarette kommt es auch vor, aber da hat es nicht die dominante Stellung. In meinem Leben gibt es selten Momente, in welchen ich Ja sage. Sehr selten. Aber sage ich deswegen Nein? Ich denke nicht. Für Ja stehen unbedingt BMW, Mercedes, der FC Bayern München, aber auch Helmut Kohl, Christoph Daum (obwohl er gelogen hat ), die FDP ( sie sagt eigentlich zu allen Ja, Hauptsache es erlaubt zu regieren ), Banker und Immobilienmakler. Wenn ein Immoblienmakler zum Beispiel Nein denken würde, dann gäbe es keine hohen Maklergebühren und keine unverschämten Nachfragen in Bezug auf Lohn, Bürgschaft, etc. Akzeptables Beispiel? Ich hoffe JA.

Kunst: Manche Künstler sind keine Kunst ( z.B. Warhol ), manche Kunstwerke sind keine Kunst ( z.B. Beuys oder Kunstwerke, die daraus bestehen auf einer großen unifarbenen Fläche einen unifarbenen Strich, Fleck bzw. Fleck zu hinterlassen ). Die Künstler an sich sind aber häufig sehr besondere Menschen. In Unterhaltungen mit ihnen erkennt man den Geist ihrer Kunst manchmal einfacher als in deren Kunstwerken. Manchmal ähneln Künstler Suizidkranken, die durch die besondere Aktion, das besondere Happening, auffallen wollen, mitteilen wollen, daß sie die Welt so nicht ertragen.

Lüge: Die Lüge gibt es nicht mehr. Sie ist ein wirtschaftlicher Erfolgsgarant und somit ist sie nicht mehr das Böse. Es gab eine Form der Lüge, welche mir meine ach so christliche Mutter lehrte: die Notlüge. Diese dürfe ich immer anwenden. Um Schlimmeres zu vermeiden. Lügen haben lange Beine, es gibt einen leicht pornographischen Witz, in welchem eine nymphomanische Gesellin auf Pinoccios Unterleib sitzend, ihn bittet zu lügen. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich hätte nie gelogen. Eine doppelte Negation kann aber mathematisch gesehen zum Positiven führen. Vielleicht ist es also gut, gelogen zu haben. Um im Nachhinein das Unrecht für sich zu verarbeiten. Die Lügen der Wirtschaft führen zu Häusern, Hochhäusern, Macht, etc. Aber wie man heutzutage an den Grünen erkennen kann: Macht macht dumm. Also: wer lügt, betrügt. Im meisten Falle sich selbst.

Mode: Kann man das anziehen, was uns die Mode empfiehlt? Manche tun es und schauen furchtbar aus. Manche verstehen nicht, daß Mode Geschmack verlangt, nicht umgekehrt. Wer davon ausgeht, gut auszusehen, wenn er die aktuellste Mode trägt, kann leicht ausschauen wie Ariane aus Berlin, wie ein Teletubbie mitten im kultigen Entenhausen, daß sich bei Dagobert Duck als Putzfrau bewirbt. Mode sollte doch eigentlich nichts anderes sein wie eine gut dosierte Droge ( womit ich nun nicht Heroin oder Ecstasy meine ); es sollte das verstärken, was man eh schon besitzt. Natürlich ist die Mode auch ein Mittel der Verkleidung, der Blendung. Dieses aber sinnvoll anzuwenden bedarf es einer Stilkunde in Bezug auf seine Fähigkeiten, seines Aussehens und seines Selbstbewußtseins. Sonst könnte man aussehen wie der alte, dicke Kanzler Kohl in einem Jogginganzug von Calvin Klein ( stellt der so etwas eigentlich her??? ). Oder gar wie ein Mr. Bush in einem Gewand eines Freiheitskämpfers. Das steht Herrn Bush vielleicht zur privaten Faschingsparty im Kreise seiner militanten Kollegen, aber sonst ist es ein absoluter Stilbruch.
Ach ja, ein absolutes Modefauxpas im Ausgehbereich sind graue Farben, Anzüge, Krawatten und zu offensichtliche Stringtangas bei Frauen, sowie Hosen, welche den Eindruck erwecken, als ob jener junge Mann keinen Hintern in der Hose hat. Diese Gegenstände gehören auf die Straße, ins Büro, zum Wochenendeinkauf in die Fußgängerzone sowie in Einkaufszentren. Denn diesen Bereichen kann man ausweichen. Wenn man weggehen will, sollte man schon eine gewisse Spritzigkeit im Bezug auf das Modeverhalten eingestaubter Alltagsmenschen erwarten dürfen.

Nähe: „Wenn ich mich recht erinnere, war es ( das Heftchen ) eine Imitation des Atlantis-Romans von Pierre Benoit, aber mit einem Schuß Jules Verne. Als die Sonne unterging, war ich - in meinem Zimmer eingeschlossen - bereits aus Allessandria entschwunden, ich fuhr über schweigende Meeresgründe, sah andere Sonnenuntergänge und andere Horizonte. Mein Vater meinte, als er nach Hause kam, ich läse zuviel, und sagte zu meiner Mutter, ich sollte öfter mal an die frische Luft. Dabei war ich gerade dabei, mich von zuviel Raum zu entwöhnen." (Umberto Eco, Satiren und Glossen).
Manche Menschen erkennen Nähe nicht mehr als einen inneren Raumbegriff, sondern nurmehr als örtlichen.
Vielleicht waren wir uns früher zu nahe. Vielleicht haben uns die Medien zu häufig umworben und für neue Lebens- und Arbeitsverhältnisse gewonnen.. Jedenfalls meiden wir Nähe. Wir suchen das Anonyme und offenbaren uns darin ( BB, http://www.). Wir nähern uns ArbeitskollegInnen auf Partys. Dabei haben wir gleichzeitig sowenig Zeit für Freizeit, für Nahes, weil wir soviel an uns herankommen lassen, uns einnehmen lassen.
Wir nähern uns anhand von Talkshows, erfahren Nähe als Privates, was banal wird. Wir meiden Privates, meiden Nähe. Die Nähe ist der größte Feind der Freiheit. Nah stehen wir höchstens uns. Aber gerade diese Nähe schafft es, daß wir nicht in der Lage sind uns zu betrachten.

Ordnung: Ist Ordnung ein Zwang? Wer Zuhause ordentlich ist, ist es innerlich nicht. Wer innerlich ordentlich ist, ist es Zuhause nicht. Was wie eine unverschämte Behauptung oder einer diesen vielen Beispiele für Yin-Yang klingt, steht aber auch für Zeichen von Verachtung, Ausleben, Nobody-is-Perfect. Ordnung steht für Krawatte um den Hals. Aber schnürt uns diese Krawatte nicht den Hals ab? Ist die Krawatte nicht auch Zeichen für Kauf und Verkauf? Für Handeln, für Überlisten. Ist das Ordnung oder Lug und Trug?
Ich erinnere mich an ein Plakat auf der Autobahn: Vorne auf dem Bild der Langhaarige Student, dessen Haare scheinbar vom Fahrtwind ( seines von Paps gezahltem Cabrio?? ) zeigen, daß er zu schnell fährt, während hinter ihm, ein Mann mit Anzug und Krawatte das Lenkrad ruhig hält ( während er sicher mit seinem 200 PS-Auto die Autobahn auf der linken Spur entlang rast ). Seitdem ich in München lebe, sehe ich auf der linken Spur auf dem Ring, wo man alle 1000 m an das Tempolimit von 60 km/h erinnert wird, Autos heranrasen, mit Männern welche Krawatten tragen, während die langhaarigen Studenten ( falls sie nicht sowieso schon ausgestorben sind ) mit dem Fahrrad die Leopoldstraße entlang radln.
Und dann wünscht sich die CSU für die nächste Wahlperiode weniger Stau in München, damit Paps noch schneller nach Hause rasen kann. Das ist ja fast schon genauso ordnungswidrig wie Beckenbauer, der Weihnachten Frauen Kinder beschert, ohne dafür gestraft zu werden. Warum reden die eigentlich noch von der christlichen Leitkultur, die Becksteins, Stoibers, etc. ???

Perversion (z.B.: das erotische Tagebuch ist keine Erotik, kein Sex...sondern reine Perversion...Zärtlichkeiten im Zeitalter der moderne, der unverbindlichen one-night-stands sind nur Perversion...)

Qual ( das Auswendiglernen, das nicht-vergessen-dürfen....)

Recht: Recht hat der, der Geld hat. Wer Geld hat, kann sich freikaufen. Diese Art der Rechtsprechung ist Unrecht. Aber das hilft nichts. Alles was die Wirtschaft belebt ist rechtens, aber wie, das ist ebenfalls oft unrecht. Manche begreifen es vielleicht, nachdem die Börse plötzlich eine Baisse vollführt hat und nun die Direktbroker sich das Geld aus kleinen Aktionen holen und damit die Börsenkultur zerstört haben. Aber vielleicht gibt es bald eine neue Rechtsprechung, die wieder uriger ist, und bei welcher, im Moment zumindest, ein zutodeverurteilender Richter, eine wichtige Rolle spielt. Eigenartig aber, daß ein Richter wie er, sich dagegen ausspricht, daß man ein Todesurteil ausführt. Hat er doch auch schon oftmals Recht gesprochen.
Wir könnten auch rechts-bezogene Grundfragen stellen:
Ist die Wirtschaft gerecht? Und wenn nicht, warum gilt dann das Diktat der Wirtschaft als Grundlage der heutigen Demokratie?
Darauf könnte ich dann nur sagen: dies ist mehr recht als GUT.

Sensibilität: Gefragt. Früher war es die Stärke der Frauen, nun wird es von den Männern erwartet. Sensibilität ist aber auch ein Modewort geworden. Gehört ein bißchen zu dem Problemwort Dekadenz. Dies war einstmals ein Kulturwort, mittlerweile eher ein Begriff der Midlife-crisis-Kultur. Sensibilität steht im Zusammenhang mit dem Film Sense and Sensibility. Sensibilität könnte doch so schön dafür stehen, daß man sich mehr versteht anstatt besser verstehen muß. Sensibilität könnte der Inbegriff dafür werden, daß man nicht mehr nach dem bestmöglichen schielt, sondern Verständnis für die Schwäche im Kampf innerhalb einer Ellbogengesellschaft hat.

Traum: 30% unserer Lebens schlafen wir. Nun könnte man meinen, diese Zeit sei leblose Zeit. Aber es ist die Zeit der Träume, des Sehens von Augenblicken, die wir uns erwünschen, die hängen geblieben sind, etc. Manche Menschen verstehen - aufgrund der Werbeindustrie - unter Traum, das was man früher als Wunsch bezeichnete. Der Traum vom Auto, eigenem Haus, etc. Den Humanisten träumte es gäbe eine Hoffnung auf Friede auf Erden. Martin Luther King hatte einen Traum. Bin Laden sprach: Aus der Traum! Und Bush vollführte nun etwas, was man nicht zu träumen wagte, in Zeiten einer aufgeklärten Gesellschaft.
Wenn wir sterben, werden wir aufwachen und feststellen, daß dieses Leben nur ein Albtraum war??!

Unterhaltung: Neuerdings spricht man ja von Entertainment, vom Event, etc.. All das Amerikanisieren, was schon viele Kulturen zerstörte, erreicht jetzt auch immer mehr die Wertekultur. Unterhaltung ist das, was man erlebt, wenn man jemanden trifft. Früher galt es als selbstverständlich, daß ein zufälliges Sichtreffen reine Unterhaltung erwarten ließe. Nun läßt man sich unterhalten, berieseln von Unterhaltung, richtige Gespräche, ein Sich-Unterhalten findet selten statt. Wenn das banale Gespräch aus Selbstzweck ein Ende findet, dann landet es womöglich im Trauergespräch, weil der Alkohol die Seele erweicht hat. Eine Unterhaltung über ein Thema gibt es selten, außer es handelt sich um ein illustr(iert)es oder aber um Sport. Manches der letzten Gespräche ähneln dann wiederum aber der Unterhaltung im Stile von Berieselung. Ein Buch unterhält, ein Wein unterhält, ach, wie selten nur noch. Let me entertain you - Robbie Williams. In diesem Sinne wünscht Ihnen RTL eine gute Unterhaltung mit dem kommenden Kochkurs von Naddel.

Vernunft: ausgestorben wie die Moral, wie Gerechtigkeit und wie Ehrfurcht vor etwas was uns menschlich leben lassen könnte....oder sagen wir: ausverkauft!...is nicht mehr im Lager...man könnte sie nachbestellen, aber dieses Land, in welchem sie lagert, ist im Moment noch mit einem Wirtschaftsembargo behaftet...

Wasser:

X wie der TOD, die große Unbekannte.....

Yacht ( meine Frau, mein Haus, meine Yacht )

Zivilisation: Die Zivilisation - oder nennen wir es ruhig die Vergesellschaftung unseres persönlichen Lebens - hindert uns nicht nur bei Rousseau am Glücklichwerden. Fromm bezeichnet Glück als einen „Zustand intensiver innerer Aktivität, das Erlebnis wachsender Lebenskraft, die durch die positive Bezogenheit auf die Welt und auf uns selbst besteht". Nachdem aber amerikanische Wirtschaftswissenschaftler oder nennen wir sie einfach geldgierige Mediengogule zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf die glorreiche Idee kamen, statt die Wirtschaft dem Menschen dienen zu lassen dieses umzukehren, indem sie dem Menschen Wünsche suggerieren wollen, welche er eigentlich gar nicht hat, werden wir immer weiter von dem entfernt, durch die Gaben auf dem weihnachtlichen Gabentisch glücklich zu werden. Denn Glücklichsein heißt Fülle erleben und nicht Leere, die gefüllt werden muß. Wir können aufgrund der Begriffe der `Zivilsation´ heute Menschen vergnügt und amüsiert nennen, das negative Pendant dazu deprimiert oder gelangweilt.
Viele Menschen haben heutzutag in unserer westlichen Zivilisation das Problem der Langeweile. Und je mehr sie sich davon befreien wollen, durch immer mehr und mehr Anschaffungen und Kommunikationsformen, desto langweiliger wird ihr Leben eigentlich. Sie können dann nicht nur das Problem, welches Blaise Pacal deklamierte, als er davon sprach, daß der Mensch unfähig sei, alleine in einem Raum sich aufzuhalten, nicht bewältigen sondern verlieren sie sich gleichzeitig immer mehr in Welten, in welcher sie mehr und mehr einer menschenleeren Hülle gleichen. Wir sehen sie in grauen Masken von einer Beschäftigung zur anderen dahinziehen und fliehend darum betend, daß doch endlich - nach mehreren verzweifelten Cocktails - der Schleier der Nacht sie bedeckt und der Geist unter der Last des geplagten Körpers zusammenbricht. Diese Zivilisation diktiert und wird diktiert. Nur einige enthalten sich dieser Muster; jene, welche es sich nicht leisten können und jene, welche es ihrem Geist nicht zumuten wollen.
 

Psyche

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Hi Chris,

ich versuchs mal.

Wasser: Ist alles und ohne Wasser ist keiner lebensfähig....
das beste Lösungsmittel der Welt.....Grundlage unseres Lebens.....man kann in ihm ertrinken, schwimmen, sich darin einwickeln, schlummern und noch so vieles mehr.
Wir degradieren es zu einem alltäglichen Gebrauchsgegenstand, wir mißbrauchen es zur Ausübung von Macht und verstehen wieder einmal nichts von den Dingen, die die Welt zusammenhalten. Das Meer erweckt in mir die Sehnsucht nach mehr Intensität,Weite, Wegfahren und Ankommen dürfen.....ausgeliefert den Wellen meiner sturmgepeitschten Seele vertraue ich darauf das Wasser trägt....

Yacht: Statussymbol einer Gesellschaft die es verlernt hat zu suchen und nur nach Besitz strebt.Wir lieben unseren Besitz (z.B. Yachten) mehr als unsere Frauen, Männer, Kinder.
Dabei sind Yachten etwas wunderbares, wenn man auf Reisen gehen möchte, bei so einer Reise weiß man vorher nicht so genau wie sie enden wird..... kümmerlicher Rest des Forscherdranges vergangener Generationen ???

Tod: Aus unserem heutigen Leben verdrängt, verleugnet und zum Horrorereignis abgestempelt. Vor meinem eigenen Tod hab ich keine Angst.... wovor wir Angst haben ist der Schmerz den wir durchleben müssen, wenn ein geliebter Mensch uns für immer verlassen hat. Die Endgültigkeit des Todes ist es die wir nicht warhaben wollen, die uns unfähig macht zu trauern und dies auch zu zeigen. Dabei sind so viele Menschen ihr ganzes Leben lang tot....... das einzig Wichtige in unserem Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen........
Hinterlassen wir Spuren ?

Liebe Grüße Psyche
 

zettelstraum

Mitglied
vielen dank

ehrlich danke...psyche...werde es einbauen.
ich finde es sehr gut, wenn man diese plattform auch als plattform der ideen sehen kann, der kommunikation und nicht nur der selbstdarstellung.
ich habe wenig zeit und erlebe im moment selten momente der muse, um nachzudenken, zu grübeln, zu sehen, niederzuschreiben...und so finde ich es trefflich, wenn mir jemand seine ideen leiht.

nochmals thank u.
 

Psyche

Mitglied
Hallo Chris,

freut mich wenn es Dir Inspiration verschafft.
Ich nehm mir im Moment die Zeit zum Nachdenken und habe eine Muse gefunden, ich find es wunderschön wenn man mal ein Feedback bekommt. Es ist so selten das Menschen meine Gedanken verstehen können.
Ein bischen wie Weihnachten im Januar.......

Sei Herzlich gegrüßt Psyche
 



 
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