gegen ende

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Herzog

Mitglied
gegen ende


keine punkte zu beschreiben
auf der lebenskugel
kein anfang kein ziel
kreis im kreis der unendlichkeit

zukunftsmusik nicht mehr:
die sphärenklänge über uns
nur sehnsuchtsvoll
herbeigeträumte vergangenheit

zunehmende
trägheit des verlangens
erinnerung verlischt
an noch nicht ferne zeit

und hinter trüben augenblicken
dämmert die frage auf
was das wohl sei:
die ewigkeit​
 

Dorothea

Mitglied
Am Ende nur Trägheit des Verlangens?

Hallo Herzog,

bei Deinem Text bin ich "hängen" geblieben, weil mich das Thema sehr interessiert (Lebensende, Leben in der Todesnähe), und weil mich ein paar Formulierungen sehr stark angesprochen haben, z.B.

[blue]herbeigeträumte vergangenheit[/blue] oder

[blue]trägheit des verlangens [/blue] oder

[blue]und hinter trüben augenblicken
dämmert die frage auf
was das wohl sei:
die ewigkeit[/blue]

Doch insgesamt finde ich den Text sehr stark eingeschränkt auf das Negative und vor allem in der ersten Strophe auch etwas "falschsichtig":

[red]keine punkte zu beschreiben
auf der lebenskugel
kein anfang kein ziel[/red] (stimmt doch gar nicht!)
[red]kreis im kreis der unendlichkeit[/red] (sehr nebulös!!

Ein Anfang ist immer gegeben in der Lebensgeschichte eines Menschen und i.d.R. bis ganz kurz vor dem unmittelbaren Sterbeprozess auch noch Ziele (z.B. Schmerzfreiheit, Familie versorgt wissen, ...).

Meiner Erfahrung können Sterbende sehr wohl viele "Punkte auf ihrer Lebenskugel" beschreiben, kommentieren, reflektieren.
Ich hoffe, die Anmerkungen sind für Dich Anregungen oder Fragen einer interessierten Leserin und nicht etwa Kränkungen.
LG.
 

Herzog

Mitglied
Sicherlich kann man ...

... den Text so lesen, wie du es tust, aus der anteilnehmenden Sicht des Begleiters, auch des Sterbenden selbst, dann fordert er zum Widerspruch heraus - was selbstverständlich zu akzeptieren ist. - Es gibt aber eben auch die gewissermaßen "phänomenologische" Sichtweise: Leben und Tod als einander bedingende Wirklichkeiten, ein ewiger Kreislauf zwischen dem Gestern und dem Morgen...

Ich danke dir für deine Anteilnahme an dem Geschriebenen, du hast mir damit neue, aufschlussreiche Ansatzpunkte für ein anderes Textverständnis aufgezeigt.

Viele Grüße, Herzog
 



 
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